und türkischen Grenze, auf der grofsen Karawanenstrafse von Teheran nach
Trapezunt gelegen, ist Täbriz für den Handel ein Mittelpunkt geworden,
der Innerasien mit Europa verbindet. Die bedeutendsten kaufmännischen
Geschäfte sind hier in den Händen von Persern, Armeniern und Europäern.
Zugleich ist hier die von der Regierung verpachtete Douane (gegenwärtig
bringt sie alljährlich über 200,000 pers. Ducaten e in ), welche für expor-
tirte und importirte Waaren eine gewisse, gesetzlich vorgeschriebene Steuer
erhebt, obwohl auch dabei, wie dies in allen persischen Einrichtungen der
Fall ist, das Willkürliche und Ungesetzliche in starken Dosen vertreten ist.
Wenngleich die Perser seit ihren Wanderungen nach Konstantinopel den
europäischen Handel vielfach selber übernommen haben, so haben dennoch
griechische Häuser und das brave Schweizer Haus Dinner, Hanhardt & Gomp.
den gröfsten Theil der importirten europäischen Waaren in ihren Händen.
Leider sind die Perser unzuverlässige Geschäftsleute, so dafs die commer-
ciellen Verbindungen mit ihnen grofse Vorsicht erheischen und oft bedeutende
Verluste herbeiführen. Dabei ist das Volk arm, grofse Geschäfte
daher selten möglich, so dafs sich die europäischen Kaufleute mit kleinen
Gewinnen begnügen müssen. Englische Waaren, die über Teheran und
Meschhed von den Karawanen bis in das Herz von Asien (Bukharei,
Khiwa u. s. w.) geführt werden, französische und deutsche Handelsartikel
kommen Jahr aus Jahr ein nach Täbriz, und werden von hier aus nach
allen Richtungen in das Innere von Persien versendet. Die Interessen der
Euiopäer, welche in Täbriz ansäfsig sind, werden durch einen russischen
und englischen General-Cónsul vertreten.
Das Klima der Stadt bietet, wie der ganze Nordrand des hochgelegenen
Iran, die Eigenthümlichkeit extremster Jahreszeiten dar. Der Winter
ist so streng, die Winde so stürmisch und kalt, dafs selbst europäische
Naturen unter dem Einflufs desselben zu leiden haben; der Sommer dagegen
so drückend heifs und unerträglich, dafs Europäer und Perser, besonders
die persische Haremswelt, in dieser Jahreszeit die Stadt verlassen,
um auf den luftigen Berghöhen in der Umgebung, in Dörfern und unter
Zelten ihr Sommerquartier aufzuschlagen. Der Frühling wird durch heftige
Gewitterstürme und Regengüsse eingeleitet, von denen wir einige starke
Proben genossen. Das Obst erreicht in Täbriz, dessen Gartenreichthum
einen gewissen Ruf erlangt hat, eine ganz vorzügliche Güte. Es ist saftig
und wohlschmeckend. Charakteristisch ist der Mandelbaum. Die Melonen
(liarjbuzeli) und besonders die Wassermelonen Qvindewäni) sind von einem
unvergleichlichen Wohlgeschmack und ersetzen den Eingeborenen einiger-
mafsen den Mangel guten Trinkwassers.
Wir nehmen hier Abschied von Täbriz, dessen Zeitung (seit 1861 leider
eingegangen, da die Perser sehr begierige Leser, aber sehr schlechte
Abonnenten und Zahler sind), nicht zu vergessen, die Ankunft der preufsi-
schen Gesandtschaft in pomphafter Weise angekündigt hatte, und bereiten
uns zur Weiterreise nach Teheran', vor.
XVI. Kapitel.
V o n T ä b r i z na ch T e h e r a n .
r Es. war ein Stück Arbeit, die Ansprüche aller derjenigen zu befriedigen,
welche sich angeblich um die Gesandtschaft des preufsischen PadisChahs
verdient gemacht hatten und nun am Abend vor deren Aufbruch sich einfänden,
um ein entsprechendes Geschenk zu empfangen. Es regnete Gewehre,
. Uhren und güldene Tomans an alle möglichen Alis und Muhammeds,
die sich damit wenig zufrieden erklärten und auf frühere Beispiele gesandt-
schaftlicher Freigebigkeit, vor allen auf Sir R aw lin s o n ’s Ename hinwiesen.
Wir hatten persische Zudringlichkeit bereits hinlänglich genug kennen
gelernt, um derartigen ungeziemenden Vorstellungen Rechnung zu tragen,
bezahlten sehliefslich unsere kleinen Schulden für entnommene Nahrungsmittel
und'sehnten uns nach dem Augenblick der Abreise, die auf den
22. April ängesetzt war.
Der neue Mehmendär, ein Beamte des persischen Ministeriums des
Auswärtigen, Namens Dschewad-Khan, hätte die Aufgabe, uns von Täbriz
nach Teheran zu geleiten und für die nöthigen Ehrenbezeugungen Sorge
zu tragen. Am Morgen des zum Aufbruch festgesetzten Sonntags war der
Treffliche nirgends zu finden; wir marschirten also ohne Mehmendär allein
auf Teherdn los, wobei, uns schreiende Bettler, heulende Derwische und
eine Abtheilung berittener Artilleristen mit einem Obersten an der Spitze
das Geleite bis zum Weichbild der Stadt gaben. Der K. Minister-Resident
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