anzeigen. Wir haben dieses. Wegemaafs auch im Süden Persiens erwähnt
gefunden, und werden gehörigen Ortes darauf zurückkompien.
In der Nacht vom !). zum 10. September gab, wie gewöhnlich, der
unermüdliche Chef unserer Gesandtschaft das Zeichen zum Aufbruch und
drei Stunden nach Mitternacht zogen wir bereits in schönster Ordnung zum
Gaitenthor hinaus, um so früh wie möglich in Hamadan einziehen zu können.
Die Luft war wie den ganzen vergangenen Tag über ungewöhnlich
kalt und schneidend, da ferne Gewitter die Temperatur bedeutend abgekühlt
und einen Sturmwind über das Land geführt hatten, der gar nicht
aufhören wollte nach allen Richtungen hin mit vollen Pausbacken zu.blasen.
Die Umgebung pafste wundervoll zu der schauerlichen Nacht. Kahle, leere,
traurige Steppenfelder, über welche der Sturm mit wildem Geheul jagte,
zogen sich stundenlang hin und bildeten die Unterlage unserer Reisestrafse.
J e mehr wir uns der Zeit des Sonnenaufganges näherten, je mehr schwand
der Charakter der breiten Steppe und das Gebirge trat von Westen her
immer deutlicher entgegen, um uns zuletzt ganz und gar .mit seinen breiten
Felsenarmen zu umfangen. Ein enger Pafs nahm etwa die Mitte des
Weges ein. Die Berge dehnten sich in die Höhe aus, fielen ziemlich schroff
nach der Strafse zu ab, ebenso leer an Pflanzen wuchs, wie der Karawanenweg
selber. Am westlichen Ende des Passes machte die Anwesenheit
menschlicher Wesen die Umgebung ein wenig heiterer. Etwa sechszig
Mann bewaffneter Reisige, deren Pferde hier und da herumschlichen und
nach einem Hälmchen Gras vergeblich zu suchen schienen, hielten an verschiedenen
Stellen Wacht und lugten nach Räubern aus, die von Zeit zu
Zeit über die Berge zu kommen pfiegen, um die Karawanen im engen
Passe durch ihr plötzliches Erscheinen in keine geringe Desörgnifs zu setzen.
Die Söhne der Berge, welche dem Regimente des Schah, in fe ine r Weise
gewogen sind, gehören kurdischen und bakhtiarischen Stämmen an, bei
welchen wohl das Mein, nicht aber das Dein einer besonderen Frage anheimgestellt
ist. Die persische Regierung hat schliefslich den Pafs in permanenten
Belagerungszustand erklärt und eine Besatzung hineingelegt,
deren angegebene Stärke' am besten die Gefährlichkeit. der Felsenstrafse
bezeugt. Einzelne Wanderer werden sogar eine ganze Strecke bis über
den Pafs hinaus von Regierungswegen mit einer bewaffneten Begleitung
versehen, und müssen diese Escorte dankbar annehmen. Wir begegneten
auf unserem Wege mehreren Landleuten, welche ihre beladenen Esel vor
sich her trieben, und daneben einen oder zwei bewaffnete Pafswächter,
welche mit höchster Lust den gefüllten Kaliun ihrer Schützlinge ausrauchten.
Die Ankunft* unserer Karawane war natürlich eine, ebenso anziehende
Weltbegebenheit für die Wächter im Pafs,; als die letzteren ein Gegenstand
freudiger Begegnung für die persische Heldenschaar unseres Zuges. Die
berittenen Wachtposten senkten ihre langen bepusehelten Lanzen vor dem
Eltschi, beugten dabei den Körper ein wenig abwärts, den Blick halb verschämt
nach der Erde geheftet,' und ritten dann hinter dem Zuge einher,
um mit den Serbazen und Dienern die Seldm’s auszutauschen und bei der
persischen Friedenspfeife, so schnell es eben gehen wollte, die wichtigen
Fragen: wer? woher? wohin? und wo möglich auch noch: warum? in möglichster
Ausführlichkeit zu erörtern. Erst nachdem diese Angelegenheiten
in’s Reine gebracht waren, hatte man die nöthige Ruhe für die sonstigen
Seiten des Alltagsleben wiedererlangt, mit aller Beimischung der specifisch
persischen Eigentümlichkeit.
Einer unserer Diener, der stets allzu dienstfertige Kaliundär (Pfeifenträger)
Riza, ein pfiffiger Perser von der Secte der Aliallahi, kam an mich
herangesprengt und verneigte sich mit den Worten: „ Sahab, befehlt ihr
einen Kaliun? “
Nein! Ich glaube aber, du hast selber Lust zu rauchen, erwiederte
ich ihm.
Er schwenkte seitwärts, ab, kehrte aber bald genug zurück.
„Herr, fuhr er fort und nahm dabei die geheimnifsvollste Miene an,
wifst ihr, dafs wir so eben, Allah sei gelobt, durch die Tapferkeit dieser
braven Wächter an der Strafse einer gröfsen Gefahr entronnen sind ?“
Dafs ich nicht wüfste. Welcher Gefahr? -
„Des Lebens und des Gutes! Dreifsigtausend Bakhtiaren, deren Väter
verbrannt sind, hatten Wind von der Ankunft unseres Eltschi erhalten und
beschlössen
Dich zum König aller Esel auszurufen! fiel, ich ein. .
„Bei eurem Haupte, Sahab, die-Sache ist wahr ! einen Eid will ich essen.“
Du hast schon so viel Eide gegessen, dafs einer mehr dem Magen
keine Beschwerde macht. Schweig also lieber.
„Nun, Sahabyein kleines Enäm dürfte wohl den Wächtern geschenkt
werden. Es sind arme Leute, die viel Pulver verschiefsen müssen und
daher immer Geld brauchen.“