fui sich, ihre Thiere und Wahren eine passende Herberge finden; Nach
einer kurzen Rast auf halbem Wege, im steinigen nd-hhaneh oder Flufs'-
bette des spärlich fiiefsenden Schah-rud (obwohl hier Mianéh-tschai genannt),
setzten wir die Weiterreise auf der sehr engen Bergstrafse dicht am linken
Ufer des Flusses fort, bis wir endlich gegen 1 Uhr Mittags eine breite
Hochfläche erreichten, auf der eine natürliche Chaussée in langer Linie bis
zu der vor uns liegenden. Stadt Mianéh führte.
Die Stadt dehnt sich am Fufse des Kaßan-kuh in einer Ebene lang
aus. Grüne' Pappeln imd weifsblühende Fruchtbäume in der Umgebung
derselben gewähren ein freundliches, einladendes Aussehen; Derwische,
welche in ihren Händen fortwährend Keulen schwangen, Bettler und Lum-'
penvolk aller Art überfielen uns in grofsen Haufen, stets unzufrieden mit
dem, was ihnen das Mitleid bot. Am Ende der Landstrafse,, dicht vor der
Stadt, aus der als bemerkenswerthestes Monument ein Minaret in häfslicher
Säulenform hervorragte, waren Soldaten und Einwohner zum Empfang aufgestellt.
Wir mufsten wohl eine halbe Stunde lang auswärts-zureiten, ehe
wir unser Menzil begrüfsen konnten,, das diesmal in vier luftigen Zelten
bestand, die inmitten eines grünen, stark bewässerten, von fufslangen Schildkröten
bevölkerten Gartens mit hohen Erdmauern aufgeschlagen waren.
Der Mehmendâr batte uns unter Gottes freiem Himmel eine Wohnung bereiten
lassen, da seiner Aussage nach sämmtliche Häuser von. Mianéh, selbst
die neugebaute Tschaparkhaneh, Ueberflufs an giftigen Wanzen hatten.
Hr. Baron v. Minutoli, der während unserer Reisen in Persien mit
gröfstem Eifer alle nur vorkommenden Insecten (und wie reich ist Persien
daran!) sammelte, wandte sich an einen Einwohner des Ortes, um
durch ihn ein Dutzend jener gefürchteten Insecten zu erlangen, für -welches
er ein kleines Trinkgeld versprach. Der Mann aus Mianéh blieb ruhig
an seinem Platze stehen-, öffnete seinen Gürtel und holte in kürzester
Frist aus den Falten seines Gewandes das gewünschte Dutzend zu aller
Schrecken hervor. Seine ansteckende Nähe veranlafste die sehr natürliche
Mafsregel, ihn und alle Mianeser aus unserénr wanzenreinen .Gebiete so
schleunigst als möglich zu entfernen. Der Stich der in Rede stehenden
Insecten verursacht grofse Beulen, die äufserst schmerzhaft sind, aber wohl
nicht, wie man uns erzâhltè, bei gröfserer Menge den Tod nach sich ziehen;
Die einheimischen Aerzte haben ein absonderliches Heilmittel, darin bestehend,
dafs man den Gestochenen in ein warmes Bad führt und denselben
in die Haut eines frisch geschlachteten Ochsen einhüllt. Dann sollen die
Anschwellungen nachlassen und die Schmerzen aufhören. Derartige Mittel sind
in Persien nicht selten und bezeugen, dafs die persischen Aerzte sich auf einer
eigenthümlieh. praktischen Stufe ihrer Wissenschaft und Kunst befinden.
Hinter Mianeh, zwischen der Stadt und dem felsigen Nachbarn im Hintergründe,
laufen nebeneinander einige Wasserstreifen von 3 bis 4 Fufs
Tiefe und einer Breite von 15 bis 20 Fufs. Es sind dies Gewässer, die
in südlicher Richtung nach Mianeh zu fliefsen und sich etwas unterhalb der
Stadt in den Mianeh-tschai ergiefsen, der sich zulezt, eine halbe Meile von
Mianeh entfernt, mit dem Kyzyl-üzen (Rothflufs), dem gröfsten Steppenflufs
Persiens, vereinigt.’ Der Kyzyl-üzen durchbricht in einem langen Thalbette
die Kette des E/jfors-Gebirges und ergiefst sich, nach seinem kurzen Lauf
durch die Provinz des Gilan,, in das kaspische Meer. Sein Durchbruch
schreibt eine natürliche Strafse vor, welche von Kazwtn aus in nordwestlicher
Richtung abgeht, dann das linke Ufer des Kyzyl-üzen verfolgt und
schliefslich in Reicht endet.
Eine lange Brücke von 22 Bogen führt über den breitesten Wasserstreifen
hinter Mianeh. Unsere Karawane zog in der Frühe am 26. April
auf ihr einher und stieg langsam den steilen Weg zum Kaßan-kuh empor.
Selbst auf-dieser Strafse , die einen jeden veranlafst,, sich und sein Thier
im Auge zu haben, begegneten uns Bettler und Derwische, um einer zweiten
Auflage der am vorigen Tage empfangenen Geldgeschenke entgegenzusehen.
Dazwischen zogen Kameel- und Eselkaiawanen einher, die mit
Waaren beladen von der anderen Seite des Kaßan-kuh hergeRommen waren
und niederwärts, nach Mianeh zu, ihre Schritte lenkten. Vereinzelt sahen
wir arme auswandernde Familien; die unverschleierten Frauen verhüllten
sich tief in ihre Gewänder, als sie unserer ansichtig wurden, oder wendeten
verschämt den Kopf von uns ab. Die Höhe des Kaßan-kuh wird auf
ungefähr 1500 Fufs über der Ebene von Mianeh abgeschätzt. Der Weg
gehört zu den malerischsten Parthien der ganzen Reise zwischen Täbriz
und Teheran. Beim Heruntersteigen zeigt sich in bedeutender Breite und
mit grofsem Getöse dahinstürzend der Kyzyl-üzen. Ein gewaltiger Felsen,
der sich links von der Strafse, dicht am diesseitigen Ufer des Flusses in
mächtigem Steilabfall erhebt, ist mit den Resten einer uralten Befestigung
gekrönt, in welcher eine Besatzung von 1000 Mann Raum haben mochte,
die von oben aus' sehr gut die Strafse beherrschen konnte. Mauern und