unseren Betten ausführten. Scorpione sind, selbst in den reinlichsten
Häusern, in den heifsen Sommermonaten sehr häufig; doch ist ihr Bifs
weniger gefährlich als z. B. in Aegypten. Anstandshalber schweigen wir
von den übrigen Sorten Ungeziefer, welche uns von Trapezunt an bis zur
Rückkehr in die Heimath getreulich begleitet haben.
Trapezunt ist für den pontischen Handel der bedeutendste Ort, wie
bereits oben mehrfach angedeutet worden ist. Die Menge des russischen
Geldes, welches hier im alltäglichen Yerkehr cursirt, macht zunächst auf
eine besondere Verbindung zwischen Trapezunt und den russischen Küsten
des schwarzen Meeres aufmerksam. Während österreichische, französische
und türkische Dampfer eine regelmäfsige Verbindung zwischen Trapezunt
und Konstantinopel unterhalten, ist russischerseits eine Linie zwischen
Trapezunt und Poti (via Batum, s. weiter unten) eingerichtet, welcher
ganz ausgezeichnete Dampfer zu Gebote stehen. Aufserdem stechen wohl
an 1000 Segelschiffe jährlich in See, um mit dem nahen Tscherkessen-
lande Yerkehr zu treiben. Natürlich spielt das Schmuggeln dabei eine
Hauptrolle. Auch der Sclavenhandel bildet ein ziemlich einträgliches Geschäft,
das aber durch russische Aufmerksamkeiten von Jahr zu Jahr
schwieriger wird. Gewöhnlich werden von Konstantinopel aus Agenten
zu den Tscherkessen geschickt und mit vollster Einwillung und beglückt
durch die träumerischen Aussichten auf ein Sultan-Harems-Leben lassen
sich die jungen Tscherkessinnen von ihren nächsten Anverwanden verkaufen.
Die mit so schöner Last befrachteten Schiffe, auf welche die
Russen eifrig Jagd machen (die am Ufer wartenden leeren Schiffe werden
gewöhnlich mit Raketen in Brand geschossen) gehen nun über Trapezunt
nach Stambul. Bei einem Angriff der Russen auf ein Sclavenschiff ziehen
die Mädchen freiwillig den Tod in den Wellen des schwarzen Meeres der
Gefangenschaft oder der Ehe bei den Russen vor. —
VII. Kapitel.
Von T r a p e z u n t nach Pot i .
Am 11. März in der Frühe ankerte der schöne russische Dampfer
Grand-Duc Constantin in dem Hafen von Trapezunt.
Am Abend fing der Südwind an zu wehen und trieb eine so flammende
Gluth über Trapezunt, dafs unser ganzes Personal an Kopfweh
und Schwere in den Gliedern litt. In der Nacht des folgenden Tages
setzte sich der Südwind in Nordwind um, der einen reichlichen Regen
mit sich führte.
Wir schauten sorgsam nach jeder Veränderung des Windes aus, um
uns im Voraus auf der kurzen Strecke von hier bis Poti eine möglichst
gute Fahrt zu prophezeien. Die Anzeichen schienen dagegen zu sein.
Die Zeit bis zur Abfahrt wurde mit Verabschieden und mit der Bekanntschaft
des Capitäns vom Grand-Duc Constantin, Fürst Maxutoff ausgefüllt.
Der letztere, ein junger etwa 35 Jahr alter Seeoffizier, dessen
freundliche Züge von blondem Haare beschattet werden, von feinen, durchaus
nicht seemännischen Manieren,1 gehört zu den russischen Kriegern,
welche sich in Sebastopol auf- eine so heldenmüthige Weise ausgezeichnet
haben.
Bei dem letzten grofsen Sturme auf die Festung befand er sich mit
den Matrosen seines Schiffes auf seinem Posten zu Sebastopol. Sein Geschütz
sendete Tod und Verderben den anstürmenden Feinden entgegen,
aber immer neue Körper lebender Menschen ersetzten die Lücken der Gefallenen.
Das Feuer der Verbündeten wurde immer mörderischer, Fürst
Maxutoff war von den erschossenen Matrosen seines Schiffes umgeben, aus
zahlreichen Wunden blutend hielt er Stand, auf brennenden Balken posto
fassend. Das Feuer versengte die Sohlen seiner Stiefeln und brannte ihm
Löcher in die Füfse. Eine Folge der erhaltenen Brandwunden ist der
schwankende, von einem Stock unterstützte Gang des fürstlichen Kämpfers,
der heute einen gewöhnlichen Transport-Dampfer commandirt.
Unsere Fahrt nach P o ti, dem ersten südlichen Hafen an der russischen
Küste des schwarzen Meeres, ward auf den 14. Abends angesetzt und alles