sie auf meine Frage, wo der Sitz ihres Leidens wäre: indschd derd mi-
küned „hier thut’s weh“ und legten die Hand auf das Herz.
Am 26. Juli traten wir unsere Weiterreise an über AsA und Beinah
nach Abigenn, am Fufse des Demawend. Immer aufsteigend in nordöstlicher
Richtung erreichten wir einen neuen, wild romantisch gelegenen Thalkessel,
in welchem der Stamm des I I Selsapür, wie man sagt anatolischen
Ursprunges, seine Zelte aufgeschlagen hatte. Zahlreiche Ziegen-, Schaf-
und Eselheerden weideten hier auf den mageren Wiesen. Der Kegel des
Demawend schaute von oben herein, und seine riesigen Umrisse gestalteten
sich fortan schärfer und deutlicher, kantiger. Der Weg wurde von hieran
immer schwieriger, immer steiler. Von der Stelle aus, wo wir die Zelte
der Selsepitr gelassen hatten, bogen wir in ein kleines-, wildes Thal ein,
durch welches ein ziemlich breiter Bach in der Richtung unserer Strafse
über Geröll und .Felsenstücke daliinfiofs. Auf den Abdachungen niedriger
Hügel sahen wir cyklopenartige Spuren einer früher bewohnten Stätte,
welche uns die Nomaden unter dem Namen Dschou oder Dschau näher be-
zeichneten. Diese Spuren bestanden aus regelmäfsigen, aus vulkanischem
Gestein roh aufgethürmten Steinmassen in einem Viereck ohne Zusammenhang,
die sich stundenweit bergauf und bergab liinziehen. Hier und da
zeigen sich die Ueberreste einer Mauer, ebenso cyklopisch angelegt als die
thurmartigen Vorsprünge an verschiedenen Stellen. Wir sahen hier zum
erstenmale die deutlichen Spuren von Lavagestein, zum Theik in Gestalt
mächtiger Blöcke, welche im Innern eine Menge blasenartiger Löcher haben.
Die ganze Gegend scheint eine grofsartig angelegte Nomaden-Wirthschaft
gewesen zu sein. Möglich, dafs hier die Mongolen unter Dschingis-Khan
ein Sommerlager aufgeschlagen hatten.
Eine nähere Untersuchung schien zu ergeben, dafs der Demawend südlich
und östlich von einem Ringe steilabfallender Berge mit spitzem Kamme
umgeben ist, während der eigentliche Kfegel sanft abfällt, doch mit einzelnen
Thälern dazwischen. Der schmale und schauerliche Weg an den Steilabfällen,
welche zum Thal des iZaras-Flusses absenken, führte zuletzt zu den Pässen,
welche sich im Angesicht der tief liegenden Stadt Ask auf luftiger Höhe erheben.
Das Thal des i/aras-Flusses, der bei Ask vorbeirauscht, bietet grofs-
artige Naturgemälde dar. Die kolossalen Bergwände im Hintergründe, auf
dem rechten Ufer des Flusses,- steigen mehrere Tausend Fufs in die Höhe
und setzen sich östlich zu langen steilen Ketten mit vielfacher Gliederung
fort. Der Anblick von der schwindelnden Höhe aus', auf welcher unsere
Karawane dahinzog, war überwältigend prachtvoll. Selten tritt die Natur auf
einem verhältnifsmäfsig kleinen Gebiete - in so wunderbar riesiger Gestalt
entgegen. Gegen 2 Uhr Nachmittags erreichten wir das Dorf Reinalt, aus
massiven Steinen erbaut, auf der Höhe gelegen, welche bis nach Ask hin
die Gegend beherrscht. Ein Perser, welcher „tausend Dinge-“ haben wollte,
beherbergte uns :i ,1a persau mit Milch, Eiern, Käse und Honig. Anderthalb
Fersach weiter lag endlich das Ziel unserer Wanderung für den heutigen
Tag, das Dorf Abigerm vor uns.
An der östlichen Seite des vulkanischen Bergkegels Dumawend ruht
dasselbe in einem kleinen, terrassenförmig steil ansteigenden Längenthale;
seinen Namen^Äbigerm, :zü deutsch „Warmbrunn“, führt es der dampfenden
Schwefelquelle wegen, die ihr heifses (-}- 52 0 R.) Wasser aus einer
Felsenspalte hervorsprudeln läfst, um dasselbe allmählig abgekühlt dem
tief unter ihr vorbeifliefsenden Harafsflusse zuzuführen. Die Quelle,, eingeschlossen
von einer viereckigen Steinumwallung, wird zunächst nach einem
Bassin abgeleitet, das für die badende Männerwelt bestimmt ist, während
die Frauen und Kinder in einem bedachten, nach Art persischer Bäder erbauten
Raume nahe dabei in das -f- 48 0 warme Wasser niedersteigen, um
hier stundenlang und, wie es scheint, mit Behagen sitzen zu bleiben. Die
kleinen Wiesen mit ihren schattigen Bäumen dienen den Persern männlichen
und weiblichen Geschlechts,, die auf ihren bunten Teppichen niederkauern,
als öffentliches Auskleidezimmer, ohne im mindesten Anstofs zu
erregen, da die Gewohnheit hier zur Sitte geworden ist.
Von der südlichen Thalseite her traf unsere Karawane zum Erstaunen
der persischen Badewelt ein, da die Besuchenden diesmal Europäer waren.
Die Karawane rückte in das Thal ein, bei den Badenden und sich Auskleidenden
vorbei, und schlug ihre Rast auf einem kleinen erhöhten Plateau
unter persischen Zelten auf. Der Zweck der Ankunft war nicht, wie ein
scharfsinniger Perser laut äufserte, die bis nach Frengistan hin weitberühmte
Heilkraft der heifsen Quelle zu erproben, sondern um den hinter
Abigerm allmählig höher und höher aufsteigenden Demawend bis zum Gipfel
zu erklimmen, ein Unternehmen, dem sich Mancher unterzogen hatte,, ohne
in den Krater des Vulkans- einen Blick geworfen zu haben.
Eine gehörige Stufe der steilen Riesentreppe war freilich schon erstiegen,
denn Abigerm liegt bereits 6000 (?) Pariser Fufs über dem Spiegel