im Karawanentempo einherschritt. Suchte ein Maulthier ihm zuvorzukommen,
so stürzte es sich wiithend und neidisch auf den vierfiifsigen Gegner
und brachte ihm am Halse tiefe blutige Bifswunden hei.
Wir waren zahlreich genug und zum gröfsten Theil hinlänglich bewaffnet,
um einen feindlichen räuberischen Ueberfall zu fürchten, und hatten
aufserdem für schlimme Fälle einen Geleit-Firmän, der auf Befehl des Schah
für den preufsischen Eltschi vom persischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten
ausgefertigt und mit dem berühmten Siegel des Schah bedruckt
war.
Bei den Persern wie bei der übrigen mohamedanischen Welt hat die
Namensunterschrift einer Person in Briefen, Contracten und dergleichen gar
keine Bedeutung und gar keinen Werth, vielmehr trägt jeder ein Siegel,
meist ein geschnittener Stein, in Silberfassung (Gold ist verpönt) bei sich,
das den Namen seines Besitzers, oft in Begleitung eines schönen Sinnspruches,
enthält. So besitze ich einen Stein, der einem Perser mit Namen
Ahmed angehörte und der folgende Inschrift trägt: Ja rub bekusdjiä ghontschehi
kam-i-dil-i-Ahmed „ 0 Herr, öffne die Rosenknospe der Hoffnungen des
Herzens Ahmed’s!“ Der schwarze Abdrück des Siegels vertritt allein die
Unterschrift und gilt somit als legales Beweisstück. Das Siegel des Schah
besteht aus einem Smaragd von bedeutender Gröfse, in Gestalt der persischen
Königskrone, nicht unähnlich' der päpstlichen Tiara, und wird vom
Schah in einem Kaschmirbeutelchen sorgfältig aufbewahrt. Der Muhr-ddr
oder Grofssiegelbewahrer des persischen Reiches empfängt dasselbe alltäglich
aus den Händen seines Herrn und bedruckt damit die auszufertigenden
Firmane oder Erlasse des Schah in allerhöchster Gegenwart. Die Inschrift
desselben besteht aus zwei persischen Versen folgenden Inhaltes: „Sobald
die Hand Nasr-ed-diris das Siegel des Reiches ergreift, erfüllt die ßtimme
der Gerechtigkeit die Welt vom Monde an bis zu den Fischen.“
Ein so besiegelter Firman hat eine gewaltige Kraft, und der Perser,
welcher ihn in die Hand nimmt, wird voll Ehrfurcht das beschriebene Papier
an seine Stirn legen und- einen frommen Wunsch für das Wohlergehen
des Schah auszudrücken nicht unterlassen.
So ausgerüstet mit allem, was zu einer Reise in Persien nothwrendig
schien, zogen wir wohlgeinuth einher, riefen den europäischen und persischen
Freunden, welche uns eine Strecke weit das Geleit gaben, ein herzliches
Lebewohl zu, und verfolgten unseren Weg in der Richtung nach
Bahram-abäd zu. Es mag von jedem Reisenden in Persien, wie überhaupt
wohl im Orient, der gute Rath angenommen werden, am ersten Tage einer
grofsen Reise nie mehr als zwei oder drei Fersach zurückzulegen. Einmal
gewöhnt sich Mensch und Thier an die Veränderung des Reiselebens viel
leichter, und zweitens zeigt sich auf der ersten Station gleich von vornherein,
ob irgend ein Theil der Reiseausrüstung vergessen ist, so dafs ein
Bote sehr bald zürückgeschickt werden kann, um das Vergessene zu holen.
Diesem Grundsatz getreu legten wir nicht mehr als zwei gute Fersach am
ersten Reisetage zurück und zogen früh am Tage in unser Quartier d. h.
unter unsere Zelte ein. Die Luft war anfangs kühl und durch Wind bewegt,
erst spätem gegen Mittag ling die Sonne an zu brennen. Unsere
Strafse war ungewöhnlich breit und so schön und glatt, als befände man
sich auf einer europäischen Chaussée. Ein weites Blachfeld gewährte bis
zum fernen Horizonte hin eine freie Aussicht; nur vor uns, linker Hand,
tauchte eine gröfsere und eine kleinere Hügelkette in sanfter Linie aus der
Ebene, wie eine Insel aus dem glatten Spiegel des Meeres empor. Auf
dem ganzen Wege, so wie in Bahram-abäd selbst, fanden wir brackiges,
schlechtes Wasser vor; um Trinkwasser zu holen, mufste ein persischer
Diener eine volle .Fersach in nördlicher Richtung reiten.
Bahram-abäd ist ein winziger Ort. Eine Tschaparkhaneh, die zugleich