beider Tafeln, von denen die linke von einem durchgehenden Rifs im Stein
ein wenig lädirt ist, befinden sich, deutlich sichtbar, tiefe Löcher, welche
vermuthlich zur Aufnahme metallener Zapfen dienten, die .einen Rahmen
von gleichem Material um die Inschriften festzuhalten hatten. Die Schriftzüge
sind sehr gut erhalten und der Grund, auf welchem sie eingemeifselt
stehen, nicht so verwittert, als die äufsere Rinde des übrigen Gesteines
desselben Helsblockes. Man hatte auch hier sicher jene stein verhärtende
Substanz als schützenden Ueberzug angewendet, von welcher zuerst S ir
Henr y Rawl i n son, bei Besprechung der grofsen Felseninschrift von
Behistün, folgende Notiz gegeben hat. „Mir sowohl als meinen Begleitern
war-es beim Anblick der in den Felsen gehauenen Schriftzeichen vollkom'-
men klar, dafs sie sämmtlich mit einem Silikat-Anstrich versehen sein
mufsten. Dieser Anstrich verhärtete die Oberfläche des Gesteines, und findet
sich an der Basis der Felsen noch heute in dünnen Lagen vor, entweder
weil ihn der Regen vom Gestein abgelöst hat, oder weil er beim Aufträgen
abflofs und liegen blieb. An den meisten Stellen hängt er noch heute fest,
so dafs die Inschrift vollkommen geblieben ist, während das unter ihm gelegene
Gestein, in welchem die Charaktere eingegraben sind, zum grofsen
Theil verwittert ist. Die abgeflossene Substanz sieht sich wie mattes, farbloses
Glas an. Ihr ist es zu danken, dafs jene Inschriften sich an 2,400 Jahre
frisch erhalten haben; es wäre daher das Einfachste, jene Substanz der
persischen, und allenfalls auch der ägyptischen Denkmäler chemisch untersuchen
zu lassen, um die verloren gegangene Kunst .wieder aufzufinden.“
Die Methode des Ungars S z e r e lm e y , welcher -von der englischen
Regierung den Auftrag erhielt, die Mauern des in Verwitterung begriffenen
Parlamentshauses mit einem-von ihm entdeckten Silikatmantel zu bekleiden
und dadurch vor weiterer Zerstörung zu schützen', ist folglich nicht neu,
sondern sehr wohl von den Völkern des Alterthumes gekannt gewesen.
Was den Inhalt der Inschriften angeht, vor denen wir fragenden Blickes
stehen und deren keilförmig gestaltete Zeichen in den mannigfachsten Lagen
und Gruppirungen vor unserem neugierigen Auge vorübermarschiren, so
enthalten sie keine Angaben über verborgene Schätze, nach dem guten
Glauben der Hamadaner, sondern sind selber ein Schatz, ein philologischer,
dessen Bedeutung dem Morgenländer freilich niemals klar werden wird.
Ein ausgezeichneter deutscher Landsmann,, Fr. S p i e g e l , -hat in einer
neuesten Schrift unter dem Titel: D ie A lt p e r s i s c h e n Kei l inschr i f ten.
Im Gr u n d t e x t e mi t Ue b e r s e t z u n g , Gr amma t i k u n d Glossar .
(Leipzig ( 1862.) die in Europa bekannt gewordenen Cuneiformen zusammengestellt
und natürlich die Texte de§ Gend&h-namkli nicht vergessen.
Wir folgen gern dem gelehrten Forscher, nach welchem die beiden Inscriptionen
in dieser Weise zu übersetzen Sind.
Erste Inschrift.
Aus der Regierungszeit des ersten Därius (521—486 vor .Chr.)..
E in gr of ser Got t i st Au r ama z d a ,
wel che r d i e s e Er d e s chuf ,
w e lc h er j e n e n H immel schuf , '
wel c h e r den Me nsc he n schuf ,
wel che r An n ehml i c h k e i t e n s chuf ,
f ür den Mens c he n ,
we l c h e r d e n Dar i u s z um Kö nig
m a c h t e , den e i n z i g e n ,
Kön ig von Vielen, -
Den e i n z i g e n v on V i e l e n
Geb i e t e r .
I'ch
b in D ä r a y a v u s , d e r Köni g ,
d e r gr of s e , d e r Köni g
def Könige, der
Köni g der L ä n d e r von v i e l en
Stäm m e n , König
d i e s e r g r o f s e n
Er d e auch f e r n e r hi
n, des V i s t ä c p a
Sohn , d er A c h ä m e n i d e .
Die zweite Inschrift, aus der Regierungszeit des Xerxes (altpersisch
Khsaydrsa, 486—465. vor Chr.) ist, mit Ausnahme des veränderten Königsnamens,'
in ihrer Redaction der vorigen durchaus ähnlich. Hinter Auramazda
steht noch „welcher der gröfste der Götter ist“.
Wie doch die Morgenländer bisweilen klug sind! Ahmed von T v s,
ein vom Freiherrn v. Hamme r verdeutschter persischer Autor vergangener