Dam, erzählen,sie, dem Rathe seiner Wezire Folge geleistet und die Burg
in Hamadan, umgeben von der Stadt, neu auf bauen lassen und sich hier
mit seinen Schätzen, die weiblichen miteinbegriffen, zurückgezogen. . „Das
Schlots nannte er 'Sarüq. Es hatte" tausend verborgene Kämmerchen, woselbst
man die Schätze und die Staatsarchive niederlegte; acht eiserne
Thorwege, ein jeder von zwölf Fufs Höhe, wehrten den Zugang von aufsen.
Mitten in der Burg war ein Pavillon fü r die Haremsprinzessinnen angelegt.
Darauf brachte Darius seine Familie und seine Kostbarkeiten dorthin und
vertraute alles dem Schutze einer Besatzung von 1200 Mann Soldaten an.“
Armer Darius! Nicht Alexander, nicht das macedonische Schwert sollte
ihn vernichtend treffen, sondern feiger persischer Verrath. Alexander zog
siegreich in Ecbatana ein, welches der kopflose Darius in Stich gelassen
hatte, liefs hier in derselben Burg, an welcher wir vorüberzogen, seine
persische K-riegesbeute — angeblich 18. Myriaden Talente, wie der besonnene
Strabo versichert, — aufhäufen, legte Harpalos mit 6000 Mace-
doniern hinein, und machte sich auf die Wanderschaft in die Richtung
nach Teheran, um den, fliehenden Darius zu ereilen.
Auf demselben Hügel lag, aller Vermuthüng nach, in den geheimen Archiven
der Königsburg das wichtige Aktenstück begraben, welches vom
ersten Jahre der Herrschaft Königs Kores-Kyros herrührte und den Juden
den Wiederaufbau des zerstörten Tempels in Jerusalem zusicherte. König
Darius liefs die betreffende Rolle aufsuchen und man fand sie „zu Ächmetha
im Schlofs, das in Medien liegt“. Ächmetha (nicht Achmeda, wie Prof.
Petermann „Reisen im Orient“ Bd. II. S. 250 schreibt) scheint .der alte,
ebräisch umschriebene Name der Stadt zu sein, die, wie weiter unten gezeigt
werden soll, für die Juden noch in einer anderen Beziehung, ein besonderes
Interesse hat.
Nach Alexander. M. büfste das alte Hamadan manches von seiner früheren
Herrlichkeit ein. Trotzdem war noch so viel vorhanden, dafs der
Geschichtsschreiber Polybius, im zweiten Jahrhundeii-t vor unserer Zeitrechnung,
Ekbatana-s Pracht und Gröfse nicht, genug äusmalen und bewundern
kann. Das Königsschlofs, unter dem Schutze des von Me n s c h e n h
ä n d e n a u f g e d ämmt e n Hügels der Akropolis gelegen, hatte einen Umfang
von mehr als' 3400 Fufs und war mit einem ungewöhnlichen Luxus
ausgeschmückt. Nach Art der modernen persischen Palläste, wie wir Muster
derselben nach unserer Ankunft in Isfahan schildern werden, bestand das
Schlofs aus einem Holzbau, zu welchem man Gedern und Cypressen ver-,
wendet hatte. Das Holz war aber nicht sichtbar, sondern Balken, Getäfel
und Säulen, welche in den Vorhallen und Gallerien dastanden, mit silbernen
und goldenen Blechen beschlagen (die modernen Perser pflegen Spiegel
anzubringen) und die Dächer sämmtlich mit Silber überzogen (ähnlich wie
noch in der Gegenwart die Moscheenkuppeln, Thurmspitzen und die Dächer
der Königspalläste in Persien mit hellblinkenden vergoldeten und versil
berten Metallplatten bedeckt werden).
Was, Alexander und die Macedonier bei ihrem Durchzuge davon hatten
sitzen lassen, das hielt man der Mühe werth, unter der Herrschaft Anti-
gonus) und des Seleukus Nikanor loszubrechen, doch hatte bei der Ankunft
des Antigonus die> Kapelle der’ Aine noch' seine ringsherum mit Gold beschlagenen
Säulen, noch lagen auch in der Mehrzahl die silbernen Dachplatten
da; von den goldenen Plinthen war die Hauptzahl verschwunden,
nur die silbernen waren noch in Menge vorhanden. Dafs man auch diesen
Rest losrifs, um hieraus Münzen (im Werth von beinahe 4000 Talenten)
zu schlagen, darf in der geldgierigen Zeit der syrischen Dynasten nicht
Wunders nehmen.
Die seitdem verflossene Zeit bis auf den Stifter der Kadscharen-
Dynastie hin, welcher die letzten Reste der alten Befestigungen des Ark-
Hügels bis auf einen Thurm zerstören liefs, hat alles gethan, um jede
Denkmal-Spur an die ehemalige Bedeutung dieser Oertlichkeit zu verwischen,
so dafs wir hier vor allem dem „Welt-berühmten Adamo Oleario“
zustimmen müssen, welcher gegen Ende anni Domini 1633 mit der Holsteinischen
Gesandtschaft nach Persien über Moskau aufbrach und nach
seiner Rückkehr folgendes aufrichtige Geständnifs ablegte.
V „Aber gleich wie- alle Dinge in der Welt von Zeiten zu Zeiten ihre
Abwechselungen und Verenderungen gehabt; also ist auch das Reich der
Perser von seinem alten in den Historien beschriebenen Zustande so gar
abgegangen, dafs maii in Betrachtungen dessen, itzo wohl Persien in Persien"
suchen und nicht, finden sollte. (Sehr richtig!) ■ Dann daselbst fast nichts
mehr, als nur der blofse We§G und was darneben lieget, nemblich Berg
und Thal unverendert geblieben.“ (Und auch das bisweilen nicht einmal.)
Wie traurig es schon seiner Zeit in Persien aussah, beweisen am besten
folgende herzbrechenden Verse, welche seine minder philosophischen Reise