einbringen wird. In grader Linie fortveitend stöfst man darauf auf das
erste Dorf von Schimrdn, mit Namen Rristem - abäd; deutlich ist von hier
aus das dicht am Fufse des Elburs in grader Richtung nordwärts gelegene
Lustschlofs des Schah Niaweran sichtbar, ein luftige}-, schattiger, quellenreicher
Sommersitz. In westlicher Abweichung von Rustemabad liegen hintereinander
die gartenreichen Dörfer Gulahek, mit den Wohnungen und
Zelten der englischen Gesandtschaft, Seiyendeh, mit dem bequemen pallastähnlichen
Hause, den Wohnungen und Zelten der russischen Legation, und
das grofse, weitausgedehnte Dorf Tedscfirisch, der Sommersitz der Franzosen.
Von letzterem etwa eine halbe Fersach nördlich entfernt, streckt
die Moschee von Imamzadeh Qasim ihre blaue Kuppel weit über das gleichnamige
Dorf hinweg. Westlich davon liegt das kühlste aller Dörfer, Derbend,
am Eingang in eine Thalspalte des Elbursy die über das romantisch
gelegene Dorf Peskaleh zu dem Wasserfalle Ab-i-schur.schur geleitet.
Werfen wir den Blick auf die landschaftliche Umgebung im Süden der
Stadt, welche von der Karawanenstrafse nach Isfahän und Schiräz durchschnitten
wird, so treten hier der eine persische Fersach entfernt gelegene
Ort Schahzadeh A b d -u l-ä zim und dicht in der Nähe die Ruinen von Rei
als die bemerkenswerthesten Punkte hervor.
Das vorerst genannte Dorf, gewöhnlich abgekürzt Schu' Abdulazim von
den Teheränern ausgesprochen, ist durch seine Imamzadeh-Kapelle ausgezeichnet,
deren vergoldete metallene Kuppel wie eine-Sonne schon inweiter
Ferne leuchtet und den zahlreichen Pilgern, männlichen und weiblichen
Geschlechtes, nach dem hochberühmten Heiligthume und Wallfahrtsort
die einzuschlagende Richtung vorschreibt. Besonders des Donnerstags
ist der Weg von Teheran nach dem Wallfahrtsorte, der ganz und gar auf
einen grofsen Theil der Ruinen von Rei steht, mit wandernden Frauen angefüllt,
die gewöhnlich mehr die Sehnsucht nach einer Zusammenkunft mit
ihren Liebhabern, als nach einem Besuche des Imamzadeh ins Freie treibt.
Der Ort ist so heilig, dafs er zur Zahl der best oder Asyle (daher bht
nischesten, wörtlich Asyl sitzen d, h. ein Asyl suchen und finden) gerechnet
wird. Selbst schwere Verbrecher, die sich im Bereiche des Heiligthumes
oder des Ortsgebietes-befinden, sind sicher und geschützt vor Verfolgungen.
Verlassen sie den Ort, dann natürlicherweise hat das bist seine Wirkung
verloren.
Die Ruinen von Rei, Rages der Bibel, Rhagae der Alten, etwa eine
gute Wegstunde in südöstlicher Richtung von Teheran gelegen, gehören
neben Persepolis und Pasargadä zu den sehenswerthesten und historischdenkwürdigsten
Stätten Persiens. Der Eindruck, den ihre weitausgedehnten
Trümmerhaufen auf dqn Beschauer und Besucher hervorbringen, bestätigt,
dafs die ehemalige Hauptstadt des östlichen Mediens in der That zu den
bedeutendsten und bevölkertsten Orten der alten Welt gehörte, und dafs,
wenn auch die Schilderungen und Beschreibungen orientalischer Schriftsteller
übertrieben sind, sie in Pracht und Herrlichkeit mit den antiken
Londons und Paris, d. h. mit Babylon, Nhfivej Ekbatana, Isfahan, Baghdad
und ändern ebenbürtig in die Schranken treten konnte. Wir geben hier
die Beschreibung getreulich wieder, die wir in Persien gleich nach unserem
ersten Besuche von Rei zu Papier gebracht haben.
Nachdem wir bei einem Ausfluge zu Pferde (in anderer Weise läfst
sich überhaupt in Persien nicht ausfliegen) Teheran im Rücken hatten,
schlugen wir die Strafse nach Schahzadeh Abdulazim ein, wendeten uns
bald auf einen Seitenweg, der sich in östlicher Richtung abzweigt. Nach
einem Ritte von einer guten Stunde befanden wir uns in der Nähe vorgeschobener
felsiger Höhen, die ganz im Hintergründe zu dunkelrothbraun
gefärbten Bergmassen emporstiegen. Zunächst waren wir von dem Anblick
eines starken, aus Erdziegeln errichteten Mauerwerks überrascht, das
in einer Höhe von sechszig bis siebenzig Fufs den Kamm eines schwer zugänglichen
Felsens vor uns einnahm. Dieser Ort, der heute noch von den
Eingeborenen als Kal'a-i-Rei „Feste von Rei“ bezeichnet wird, bildete offenbar
die Akropolis oder Ark der alten S tad t, welche den Zugang zu derselben
nach Norden hin beherrschte. Rechter Hand unserer Strafse setzte
sich die Akropolis in Gestalt eines langen Mauerringes fo rt, der einen
niedriger gelegenen Felsstock krönte. Zwischen diesem und dem eigentlichen
Burgfelsen ritten wir bequem hindurch; hier mufs auch im Alter-
thume eines der Hauptthore der Stadt gewesen sein. Kaum hatten wir
das Innere der Ruinen betreten, so begegneten wir bei jedem Schritte,
den wir vorwärts setzten, den Resten alter Mauern, Häuserwände und
Cisternen. Die letzteren sind sehr tief, naoh Art der modernpersischen
Kenät angelegt und stehen durch gewölbte unterirdische Kanäle mit einander
in Verbindung, in welchen das Wasser, wie uns schien, mit grofser
Schnelle dahinflöfs. Das nahegelegene Dorf des Heiligen Abdulazim erhält
seinen Vorrath an Wasser aus diesen alten Kanalanlagen. Der ganze Boden,