gleich kam unser alter Mehmendär und ganz in roth gekleidete Diener des
Schah’s , die Schatirs, welche mich unwillkürlich in ihren weiten faltigen
Gewändern an die Pedelle unserer Universität erinnerten. Nachdem die
Hauptfrage erörtert war, „ob sich unser Gehirn in gutem Zustande befände“
(demäglii-i-schuma tschaq est?), der unvermeidliche Kaliün die Runde gemacht,
Kaffee und Thee eingenommen, setzte sich der Zug durch den Garten,
der Ausgangsthür zu, in langsam feierliche Bewegung. Vor der Thür
harrten stampfenden Fufses reichgeschirrte Pferde aus dem Marställ, des
Schah’s der europäischen Reiter. Wir stiegen sämmtlich auf, und bald hüll
ten uns und die übrigen Theilnehmer des Zuges dichte Staubwolken ein.
Vorauf gingen Soldaten und eine grofse Zahl persischer Diener in
rother Gallatracht, dazwischen die Jedäk oder Luxuspferde, welche von
dem Schah gesendet waren und von Stallmeistern, welche die1 gestickten
Zimpusch oder Decken auf ihren eigenen Schultern trugen,-geführt wurden.
Gewifs ein Zug von über 100 Menschen. Unser Minister-Resident folgte
nun als Hauptperson in grofser'Uniform, ihm zur rechten Seite ritt der
Ceremonienmeister, wir anderen-folgten hinterher, mit uns der ganze übrige
persische Trofs. -
Teheran ist von Erdthürmen und Erdmauern eingeschlossen und von
einem trockenen Graben umgürtet. Zu jedem einzelnen Thurmstadtthor
führt eine Brücke. Vor der Brücke des Stadtthores, das wir zu passiren
hatten (es war das Thor von - Schimrän) , war eine Compagnie persischer
Serbazen aufgestellt, welche vor dem preufsischen Abgesandten unter gehörigem
Trommel - und Paukenschall das Gewehr präsentirte. Angestaunt
von dem Volke auf der Gasse, ging der Zug rechts und links durch enge
Strafsen und bedeckte Bazars, die trotz ihres schmutzigen Aussehens doch
den Vorzug der Kühle hätten. Hier und da an den einzelnen Strafsen-
ecken präsentirten die Karaul oder Wachtposten, eine schwache Erinnerung
an die Pariser Corps de Garde.
Nachdem die Schlangenlinie unseres Weges glücklich überwunden war,
gelangten wir nach einem vorzüglich von Blumen- und Früchteverkäufern
bewohnten viereckigen Platze (dem Sebzeh-meidan „Grünplatz“), von dem aus
ein rechts abliegender steiler Steindamm zu einem mit dem persischen
Wappen und persischen Bildern verzierten Thurmsäulenthore führte, welches
den innern Eingang zur Citadelle Teherans von der Stadt aus vorstellt.
Die Citadelle bildet einen eigenen kleinen Städttheil für sich. Auf
dem gröfsesten der Plätze (meidan-i- ark) war nach allen Richtungen hin
persisches Militär, Infanterie und Artillerie, in Paradeanzug aufgestellt, die
bei dem Eintritt der Gesandtschaft sofort salutirten, natürlich unter Pauken
und Trompetenschall.
Vor einem Portal wurden wir genöthjgt abzusteigen, um über einen
kleinen Gang in eine Art von Vorhof einzutreten, woselbst wohl an
12~-„Säulen“ oder Grofswürdenträger des' persischen Reiches versammelt
waren. Ihre Zahl liefs sich bereits vor der Thür an den zurückgelassenen
Schuhen berechnen, da 'sie, der Sitte des Landes gemäfs, in Strümpfen auf
den Teppichen des Zimmers safsen. Einige persische Generale trugen reich
gestickte, etwas altvaterische europäische Uniformen, die Civilbeamten ihre
persische Tracht. Die an Schmuck reichste Person der ganzen Versammlung
war ohne Zweifel der alte, rothgestiefelte Ober -Ceremonienmeister,
dessen Dolch im Gürtel eben so sehr von Diamanten und sonstigen werthvollen
Steinen blitzte, als :der Stock, den seine dürren Hände hielten.
Kaliün, Kaffee und Thee ward wie gewöhnlich als Ehrengabe den fremden
Gästen geboten.
Der Ceremonienmeister kündigte an, dafs der „König der Könige“ bereit
sei, den preufsischen Abgesandten zu empfangen. Allgemeine Bewegung.
Unser Eltscki ging voran, ihm zur Linken der alte Ober-Ceremonien- 4
meister, hinter ihm der Drägoman und meine Wenigkeit, das Etui mit den
Insignien des Schwarzen Adler-Ordens auf einem Sammetkissen Und einer
schweren goldenen Schüssel tragend, dann ein zahlreiches Gefolge.
Wir durchschritten'in dieser Ordnung zwei Vorhöfe mit Gärten, in
welchen eine dichte Menge neugieriger Zuschauer auf unserem Wege Spalier
bildete. Endlich hielten wir vor einer Pforte still. Der Obei-Ceremonien-
meister vertauschte schnell noch seine persische Pelzmütze mit einem
Kaschmir-Turban, winkte dem Gefolge zurückzubleiben, und soy betraten
wir denn, um die Person eines dolmetschenden jungen persischen Legations-
rathes, Milkohn-Khan, vermehrt, den Hauptgarten.
Ich müfste ein persischer Dichter sein, um die Fülle der Rosen, Fontänen,
Quellen und Wandbilder (meist schnurrbärtige Soldaten in der Stellung
„Präsentirt das Gewehr!“- ) , in bunten gfasirten Ziegeln au'sgeführt,
und sonstige Herrlichkeiten zu schildern, welche hier dem Auge entgegentraten.
Versunken in deren Betrachtung, bemerkte ich kaum, dafs der
Ceremonienmeister Halt gebot und sich tief verneigte. Wir desgleichen.