Teheran abgegangen, um dem Sultan einen hohen persischen Orden zu überbringen
und stand im Begriff, nach kurzer Buhe seinen beschwerlichen Ritt
nach Trapezunt fortzusetzen. Für uns hatte der freundliche Mehmendär in
einer engen, finsteren Hütte Quartier bereitet. Der Besitzer derselben,
wélefier wahrscheinlich den höheren Ständen von Kara-Uchemen angehörte,
da sein Haus eine Ambassade und einen Eltschi zu beherbergen auserlesen
war, schlief in der Nacht im Freien vor der Thtire, derweil wir ändern
unsere Leiber nach allen Richtungen hin auf dem Fufsboden der Hütte
ausstreckten.
Hr. Baron v. Minutoli hatte die Artigkeit, den Dragoman dar Gesandtschaft
und meine Wenigkeit zur Begriifsung Jahija-Klidri's nach der Tscha-
parkhaneh am ändern -Ufer des Wässerleins zu senden. Wir überwanden
nicht ohne' Schwierigkeit, aber doch glücklich die obeü beschriebene Baumbrücke,'
hielten uns die Nasenlöcher zu, um nicht die Gerüche eines Eselaases
vor der Thür des Posthauses einziehen zu müssen, -fragten den Mirza,
oder Schreiber der Tschaparkhaneh nach dem angekommenen Adjutanten
und kehrten unverrichteter Sache nach unserem Menzit zurück, als wir
hörten, dafs derselbe, übermüdet, noch schlafe. Weifs der Himmel wie’s
geschah, genug beim gefährlichen Uebergang über das Gewässer fing die
Baumbrücke an sich zu bewegen und der Dragoman stürzte der Länge nach
ins Wasser. Ich selber, durch den Schaden klug gemacht, gelangte allein
mit Hülfe einiger Earatschemeher ohne Sturz zum anderen Ufer.
Hr. Jahija-Khan stattete gegen Abend dem Minister-Residenten seinen
Besuch ab, empfing nnd nahm Griifse nach Gonstantinopel mit und bestieg
dann den persischen Jabu oder Courier-Klepper, um lustig fort zu galoppiren.
Jahija-Khan^ den wir später die Freude hatten in Teheran wieder zu
’Sehen, ist noch jung, hat beinahe europäische Physiognomie, eine sehr angenehme
Habe der Unterhaltung und spricht das Französische mit einer
wunderbaren Fertigkeit. Ein Hieb, ’den er in einer belebten Soiree von
dem Ober-Eunuchen des Teheraner Hofes empfing, hat tiefe und bedeutende
Narben im Gesichte zurückgelassen. Der Ober-Eunuch verlor darüber in
thatsächliehster Weise seinen Kopf.
'Die aufgehende Sonne dös 24. April sah uns bereits auf der Strafse
nach dem nächsten Menzile,• dem früher einmal erwähnten Orte 'turkmantschai.
Zur linken Hand lagen uns die .Ausläufer des Boz-kuscht- oder „Ziegen-
tödter“-Gebirges, zur rechten der lange Wasserstreifen des Schahrud: dabei
Abwechselung von Berg und Thal in schönster Fülle. Im Winter, wie wir
es< später auf der Rückkehr selber haben' erleben müssen, ist der Weg
schwierig und abscheulich. Die Masse fies Koth- und Schlamm-Breies erinnert
dann lebhaft an Tifiiser verwandte Zustände. Turlemantschai ist in einer
Niederung am Berge recht hübsch gelegen; etwas Baumvegetation erfrischt
die eintönige hell- oder dunkelbraune Farbe der viereckigen Häuser. In
einem ganz leidlichen HäuSe mit einem Vorgarten und einer Quelle darin
hatten wir neben einer reichen W'anzenbevölkerüng hinlänglich Platz.
Die letzteren fangen bereits an, den Reisenden, Persern wie Europäern,
Schrecken und Besorgnifs einzuflöfsen, und lange bevor unsere nächste Station,
die Residenz der. Wanzeh erreicht ist, die Stadt Mianeh, erzählt man
wahre Räubergeschichten von der Sehnsucht dieser giftigen Thiere nach dem
Blute aller Reisenden. Die Wanzen von Turkmantschai gehören zur selben
Rasse. Sie sind platt,-kreisrund gestaltet, von der Gröfse eines preufsischen
Sechsers, dunkelbraun, mit einem hellen, beinahe durchsichtigen Ring um
den Leib und mit Sechs langsam schreitenden Beinen ausgestattet. Wir
liefsen die ganze Nacht über Licht brennen, um uns gegen die Angriffe der
lichtscheuen mäleh, wie sie die Perser nennen, sicher zu stellen. -
S Noch vor Sonnenaufgang setzte sich unsere kleine'Karawane am 25. April
wiederum in Bewegung, um die 7 bis 8 Fersach vor uns gelegene Stadt
Midrteh oder, wie sie in der'Schriftsprache wahrscheinlich richtiger bezeichnet
wird, Miänedsch baldmöglichst zu erreichen. Der Weg gehörte
mit zu dOn schwierigen Theilen unseres Reisegebietes. Wir marschirten
bergauf und bergab, dabei war in den Bergkesseln die Hitze überaus
drückend. Links von unserer Strafse zogen hohe, mit Schnee bedeckte
Bergzüge als stete Begleiter mit uns, während eine blauschimmernde Felsenmasse,
mit einem spitzen pyramidenförmigen Kegel, den Vordergrund
bildete:' Es ist das der berüchtigte Kaflan-Kuh oder „Leoparden-Berg“,
der den Zugang zur Strafse-nach Teheran deckt- und an dessen westlichem
Fufse die Stadt Mianeh liegt.
Nach einstündigem Marsche von Turkmantschai aus erreichten wir das
in einem Bergkessel gelegene Dorf Hadschi Kidsz, schwelender Rauch hing
über den ärmlichen Hüttefi desselben. Hier und da erhob sich aus dem
dunkelen Häuserhaufen die kleine persische Pappel. Iladschi-Kids ist ein
Menzil oder Herberge für Tscherwadäre (eigentlich Tschehdr-pai-dar „Inhaber
von Vierfüfsern“, Bezeichnung der Karäwanenführer), welche hier