210 Teheran und die nächste Umgebung.
Dienste ausgehalten, Geschenke an neuen Kleidern. Sie gewinnen übrigens
bei Einkäufen und durch Geschenke, meist erprefst, so viel, dafs sie sehr-
gute Nebeneinnahmen haben. Kein Bittsteller, kein Verkäufer betritt das
Haus eines Vornehmen, ohne durch entsprechende Geschenke an die Diener
die Gelegenheit einer Unterredung oder Verhandlung mit dem Herrn
baar bezahlt zu haben. Häufig erhalten die Diener gar keine Besoldung,
sondern leben von derartigen Gaben und ungerechten Einnahmen. Die
Bädsclieh sind dabei so unverschämt, lügnerisch, betrügerisch, gleifsnerisch,
dafs sie einem Europäer das Leben in Persien blutsauer machen können.
Es sind Faullenzer und Bazarläufer, die man sehr selten den ganzen Tag
über im Hause findet, und die wenigen, die gegenwärtig sind, verrichten
oftmals die aufgetragene Dienstleistung nicht, wenn dieselbe nicht zu ihrem
dienstlichen Amte gehört. Unzeitige Vornehmthuerei ist überhaupt ein
Grundzug im Charakter der Teheräner, und wir glauben fast aller Perser.
Jeder will mehr scheinen, als er in d e rT h a tis t. Dabei wird die vornehme
Stellung, nur nach Kleidertracht und Dienerzahl, mit einem Worte nach
den leersten, prahlerischsten und äufserlichsten Dingen beurtheilt. Die
Bädscheh rühmen sich der Gröfse ihrer Herren und es entstehen zwischen
den Dienern verschiedener Herren Streitigkeiten über Vorrang und höhere
Stellung sogar mitten auf der Strafse und in den Bazaren, wobei nicht
selten die Dolche aus den Scheiden fahren. Die Herren ergreifen durchweg
die Parthei ihrer Diener, ja die letzteren würden sie verachten und
im Stich lassen, thäten sie es nicht.
Bei unseren Gegenbesuchen waren wir in der ersten Zeit unseres Aufenthaltes
in Teheran genöthigt, täglich mehrere Stunden durch die Strafsen
der Stadt zu reiten, so dafs wir uns von Anfang an ein sehr bestimmtes
Bild der äufseren Physiognomie von Teheran und seiner Bewohner einprägten.
Wir wollen die Schilderung nur durch einige nothwendige Angaben
meist geographisch - topographischer Natur unterbrechen.
Die Perser haben unter Leitung eines östreichischen Ingenieur-Offiziers,
des Sartip Krschisch, zugleich Lehrer an der ,Schule Ddr-el-fenun m der
Citadelle, im Jahre 1275 der Iiidschret, einen recht guten Plan von Te-
herän entworfen und in Lithographie ausführen lassen. Den Erläuterungen
in der Ueberschrift desselben entlehnen wir die Daten des folgenden Absatzes.
Die Stadt, mit ihrem heiligen Namen als Ddr-el-kheldfeh („Wohnung