tersuchen und nach Spuren menschlicher Werke zu forschen. Wir fanden
gewöhnlich auf der Spitze des Hügels, der mehr elliptisch als rund seinem
Grnndplane nach ist und sich zwanzig bis dreifsig Fufs über dem Erdboden
erhebt, eine glatte Fläche von einem Umfange von fünfzehn bis zwanzig
Schritt vor, welche in ihrer ganzen Ausdehnung mit Scherben bedeckt war.
Die letzteren rührten von vielen thönernen Gefäfsen her, waren oft glasirt
und zeigten hier und da Spuren roher Ornamentirung. Auf einem der
Hügel, welche wir zu prüfen Gelegenheit hatten, entdeckten wir tief eingegraben
einen grofsen thönernen Krug, ähnlicher Gestalt, wie man sie .bei
den heutigen Wasser- und Weinkrügen der Perser findet, dessen Oeffnung
fast eine gleiche Linie mit der Fläche des Hügels bildete. Zu welchen
Zwecken er gedient haben mag, läfst sich S schwer angeben.
Wir näherten uns gegen Ende des Marsches dem Gebirge zur linken
Hand, welches zu einem niedrigen Hügellande sanft abfällt. Auf dem letzteren
zeigte sich ein röthlich gefärbter'Felsstock, welcher lebhaft an den
Anblick des Dschebel ahmar’s oder des „rothen Berges“ in der Nähe von
Kairo erinnert. Als die Karawane langsam über den Hügel hinweggezogen
war, stieg sie in einen grofsen Wiesengrund hinunter, an dessen Ende, wie
es schien dicht am Fufse aufsteigender vegetationsleerer Höhen, der Ort
Rabbat-kerim, gelegen war. Wir zogen vergnügt in den gartenreichen Ort
ein, der sich wie eine Stadt lang hinzieht, und nahmen in einem sehr geräumigen
Gehöfte unser Quartier. In dem ersten Hofe desselben wurden
die Pferde untergebracht, in dem zweiten, wie es schien der Enderün,
lagen die Wohnzimmer der Weiber und Kinder. Die sonnenverbrannten
Frauen gingen unverschleiert, die alten wie die jungen, und hätten in der
That gar keinen Grund, ihre Reize vor der Männerwelt zu verbergen. Sie
räumten, um uns Platz zu machen, ein ganzes Zimmer aus, in welchem
sich ein grofser Haufen Waizen, ein persischer Lampenschirm (ein zwei
Fufs hohes Gestell aus Holz, mit dünnem weifsem Zeug überspannt, das
über das Licht gestülpt wird, um das Ausgehen desselben durch einen
Windzug zu verhüten), viel Baumwolle und eine Anzahl von Decken zum
Schlafen befanden. Man bewirthete uns mit Obst, das hier ganz ausgezeichnet
ist, vorzüglich die süfsen Weintrauben, die gewöhnlich nach Teheran
gesendet werden, woselbst sie sehr beliebt sind. Die Hitze war in dem
eingeschlossenen Raume sehr drückend und wir hatten fortdauernd mit
grofsen summenden Wespen zu kämpfen, welche unsere Köpfe mit drohendem
Stachel umflogen.
Für den folgenden Tag stand uns ein schwerer, ermüdender Marsch
bevor. Die grofse Salzwüste im östlichen Persien, deren Ränder bis nach
dem Gebiet von Teheran hinreichen, streckt hier zwischen Rabbat-kerim
und Khan-abäd in einer Breite von acht Fersach einen Arm in nordwestlicher
Richtung in das Kulturland hinein. Der Mangel an Trinkwasser, der
blendende Salzboden und die Hitze bei Tage läfst es den Anwohnern räth-
lich erscheinen, nur bei Nacht zu reisen. Wir folgten der Landessitte,
brachen zwei Stunden vor Mitternacht auf und mufsten uns eine bewaffnete
Begleitung gefallen lassen, da es auf der Salzstrafse nicht recht geheuer
sein sollte. Die Luft war mild, wie in einer schönen Sommernacht, der
Mond schien hell und beleuchtete die Wüste mit seinem fahlen Glanze. Die
einzuschlägende Richtung unserer Reise war selbst- in der Nacht nicht zu
verkennen, denn nebeneinander laufende weifse Streifen bezeichneten die
Wegspuren und erinnerten an die bekannten Karawanenlinien der afrikanischen
Sahara. Der Boden der Wüste, von brauner Färbung und mit hellschimmernden
Steinen bedeckt, war glatt und eben, nur an zwei Stellen
mufsten wir durch sandige Schluchten hindurchreiten. Unterweges begeg-
neten wir gröfseren und kleineren Kameel- und Eselkarawanen, deren Führei
mit der bewaffneten Macht unseres Zuges ein lautes Gespräch anknüpften,
das sich auf Räuber und Spitzbuben zu beziehen schien. Unsere Bewaffneten
hiden ihre langen Gewehre, unsere Soldaten desgleichen, und wir
selbst ritten in vollem Galopp vor der Karawane einher, um auszukundschaften,
ob von hier aus irgend eine Gefahr drohte. In der That tauchten
aus einer Schlucht silhouettenartig eine Reihe männlicher Gestalten
empor, mit langen Stöcken und Flinten bewaffnet, die sie wie eine Wassertrage
quer über die Schulter gelegt hatten. Sie kamen in schräger Richtung
auf uns zu und beantworteten unsere Frage nach ihrer Herkunft und
den Zwecken ihrer Reise in einer zufriedenstellenden Art. WIr hörten,
dafs sie zu einer Tribus in der Nähe gehörten und dafs sie mit ihren Eseln,
die hinter ihnen her getrieben wurden, im Begriff ständen, nach Zokha zu
wandern. Die bewaffnete Macht von Rabbat-kerim und die heldenmüthigen
Serbazen unserer Karawane, seelensvergnügt, der Gefahr eines Kampfes
überhoben zu sein, schossen ihre Gewrehre in die Luft ab und tanzten wie
unsinnig neben der Karawane einher.