Im Anfänge des dreizehnten Jahrhunderts war Teheran nach der Beschreibung
eines damals lebenden Geographen J a q u t (der unter dem Titel
Mu edschem-el-buldän „Länder-Lexicon“ ein grofses Werk geographischen
Inhaltes verfafst hat) ein kleiner Flecken in der Nähe von Rei, mit dichtem
Gebüsch und Baumwuchs umgeben. Der Flecken .war in zwölf von
einander wohl abgegrenzte und befestigte Districte abgetheilt; die Leute,
welche in Löchern Unter der Erde wohnten, befehdeten sich in der blutigsten
Weise und bekriegten sich förmlich innerhalb ihres gemeinschaftlichen
Geburtsortes. Mit dem Verfall der nahe gelegenen grofsen Stadt Rei, deren
mächtige Ruinen wir Gelegenheit nehmen werden weiter unten zu beschreiben,
erhob sich ajlmählig der benachbarte Flecken, der d am a ls seiner
gesunden Luft und seiner reichen Bewässerung halber, die ihm von den
Höhen des nahen Elburs in vielen Quellen zugeführt wurde, von den Bewohnern
von Rei als Sommerlager vielfach besucht wurde. Schah-Thamasp
umgab den Ort mit einer Mauer im Umfang einer Fersach und bald verlor
Teheran seine bisherige Unbedeutendheit. 'Unter Schah-Abbas, der einen
unerklärten Hafs gegen die neue Stadt, hatte, war dieselbe von grofsen
und schonen Platanen- {tschinär) Pflanzungen umgeben, so d a fs der damals
vorüberziehende italienische Reisende D e ila V a lle , entzückt von dem Anblick,
Teheran mit der schmeichelhaften Benennung la citta dei Platani
bezeichnet E r sollte nur heute vorüberreisen, wie söhr würde er über die
öde Wüste erstaunt sein, welche Teheran von allen Seiten umgiebt. Der
Einfall der Afghanen, zu Sehah-Nadir’s Zeit, vernichtete auf kurze Zeit den
Wohlstand der Bewohner, doch erhob sie der obenerwähnte A^a-Muhammed,
Khan zu neuer Gröfse. E r legte die Burg an, baute Bazare und Karawan-
seraien, hefs Gärten pflanzen und Wasserleitungen ziehen, wobei, wie angegeben
wird, die Ruinen von Rei zum Bau der modernen persischen
Residenz in gründlicher Weise ausgebeutet wurden. Zur Zeit des Stifters
der Kadscharen Dynastie zählte Teheran 15,000 Seelen, um 1810 bereits
40- bis 50,000 und zehn Jahr später 60- bis 70,000. Werfen wir einen
Rückblick auf die Zahl der heutigen Bevölkerung, die zwischen 80- und
120,000 Seelen schwankt, so hätte sich im Durchschnitt die Seelenzahl
jährlich um 1000 Köpfe vermehrt, trotzdem dafs mehrmals Erdbeben, Pest
und Cholera zahlreiche Opfer gefordert und die regelmäfsige/ Zunahme der
Bevölkerung sehr gehemmt haben.
Teheran, mitten in der E b en e, Angesichts der kaum zwei deutsche