wir unseren Einzug in Teheran halten sollten. Wir klimmten nicht ohne
Mühe auf die hohen Thiere hinauf, setzten uns in den persischen Sattel
zurecht und ergriffen die dicken Zügel, welche mit dem eisernen, schmerzhaften
Bügelring der persischen Kandare in Verbindung stehen. Mein Pferd
trug ein mit Edelsteinen reich besetztes goldenes Zaumzeug und eine goldene
Halskette; weniger tadellos war der Sattel mit zerfetztem seidenem
Ueberzuge. Den Zug eröffneten diesmal die Schatirs des Königs, rothe hohe
Troddelmützen auf den Köpfen, Stäbe in den Händen. Vor ihnen gingen
die verschiedenen Jedeks. Dann kam der Hr. Minister, umgeben von den
hohen persischen Beamten, hierauf wir mit dem Personal der übrigen Gesandtschaften,
von dem uns ein kleiner Theil noch auf dieser Strecke nach
Teheran zu entgegengeritten kam.
Die Stadt lag endlich deutlich sichtbar vor uns. Mit vielen schlanken
Bäumen geschmückt, umgeben von Thürmen und Festungsmauern aus ungebrannten
Erdziegeln, mit den goldenen und silbernen, im Strahle der
Sonne leuchtenden Kuppeln der Moscheen, dehnte sich Teheran in dei
Nähe einer niedrigen Bergkette läng vor unseren Blicken aus. Nachdem
wir die persische Rennbahn (asp-dewani) hinter uns-gelassen, kamen wir
endlich bis zu einem Stadtthore mit Thürmen aus bläu und weifs glasirten
Steinen, wo persische Infanterie aufgestellt war und unter dem Schall vieler
Trommeln und Pfeifen das Gewehr nach französischer. Weise präsentirte.
Wir ritten alsdann durch einen Theil der Vorstadt, zogen durch einen unfreundlichen
Bazar und hielten endlich vor der Thür des königlichen Gartens,
in welchem sich ein für uns als einstweiliger Wohnort bestimmter
Sommersitz des Schah befindet. Hier war eine grofse Musikbande aufgestellt,
die bei unserem Eintreffen wörtlich mit Pauken und Trompeten
aufspielte. Der Garten, aus hübschen Bäumen und Blumensträuchen, : vor
allen aus zahlreichen Rosenhecken bestehend, | in welchem bunte und
s c h n e ewe i f s e Pfauen herumspazierten, hät in der Mitte ein vieleGkiges
Lusthaus, Kulah-i-frengi „die fränkische Mütze“, Gott weifs warum so genannt,
worin man uns einzütreten nöthigt'e. Der Kiosk hatte im Innern so
ziemlich die Gestalt eines Kreuzes, die Deckengewölbe waren mit säuberer
Blumenmalerei geschmückt, die Wandflächen mit Bildern persischer Tänzerinnen
geziert, und auf einem grofsen Tische wechselten volle Rosensträuche
mit Tellern, auf denen die verschiedenartigsten Zuckerwerke zur
Schau lagen, ab. Die Treppen waren mit Rosenwasser besprengt, -auf den
Filzteppichen lagen ganze Haufen abgepflückter Rosenblätter, wir allein,
bestaubt und ermüdet, befanden uns nicht in der rosigsten Laune. Man
setzte sich um den Tisch herum, Thee, Kaliün und Kaffee wiederholten
sich in zweiter Auflage, die Salam-Hs erneuten sich und wir schieden endlich
von einander, um Platz in dem Königshause zu nehmen.
Wir hatten uns -kaum in dem vorstädtischen Gartenschlosse des Königs
der Perser in Teheran einigermafsen einzurichten gesucht, ausgepackt und
ausgekramt, was unsere Koffer an zerstofsenen, zerfetzten oder noch leidlich
erhaltenen Habseligkeiten enthielten, hatten kaum Luft und Athem geschöpft
nach den Mühen der grofsen Reise durch das iranische Hochland:
als die Nachricht am dritten Tage nach unserer Ankunft in Teheran eintraf,
dafs der Schah von Persien den Abgesandten unseres preufsischen
Vaterlandes 4 Stunden vor Sonnenuntergang selbigen Tages zu empfangen
wünsche. Freilich stand der Tag des m Mai im persischen Kalender als
ein Unglückstag roth angestrichen, denn der Krieg Uhud’s und die Ermordung
Hamzeh's „über welchem der Friede sei“ hatte an ihm Statt gefunden;.
aber ungeduldig, die Mission zu sehen, hatte -sich Se. Majestät
dennoch beeilt, nach Teheran von einer Jagdparthie zurückzukehren und
sein Schlofs in dem Ark als Empfangsort bestimmt. Ueberhaupt wäre es auch
nach landesüblicher Auffassung^ ein Verstöfs gegen die Etiquette gewesen,
die Gesandtschaft mit dem Empfange länger als drei Tage warten zu lassen.
Um 9 Uhr Morgens war die Nachricht zu uns gekommen, um 2 Uhr sollten
wir vor „dem König der Könige“ stehen, da hiefs es denn, in der kurz
zugemessenen Zwischenzeit rührig sein. Die Geschenke, welche unser erlauchter
König für den Schah von Persien bestimmt hatte, wurden ausgepackt
und bald stand das wohlgetroffene Bildnifs Sr. Majestät in einem
schönen, vergoldeten Rahmen da, ihm zur Seite eine Reihe grofser prächtiger
Porzellan-Vasen aus der k. Porzellan-Manufactur zu Berlin. Die Geschenke
wurden vorausgesendet, um in dem Audienzsaale des Schah aufgestellt
zu werden, wir selber legten unsere Uniformen an und suchten
uns aufs Stattlichste herauszuputzen, um vor dem „Mittelpunkt der Welt“
mit Ehren zu stehen.
Um 2 Uhr erschien der Ceremonien-Meister in unserem Serai. Er
trug hohe Reiterstiefel von blutrothem Tuche, eben solche Hosen, einen
Kaschmir-Kaftan, einen hohen, mit Kaschmir-Shawls umwundenen Turban
und einen mit kostbaren Steinen reich verzierten Amtsstock. Mit ihm zu