in d enStraften und Häusern den letzten Act der traurigen Zustände W
zeichnete. Was damals zerstört und beschädigt wurde, ist heute noch nicht
wiedeihergestellt. Die hohe Lage der Stadt auf einem sehr windigen Pia-
, teau bedmgt das kalte Klima derselben; wenn auch das Getreide gedeiht
und angebaut wird, so ist dennoch ein grofser Mangel an Fruchtbäumen
bemeikbai. Die Strafse von Mianeh nach Zendschdn, die wir vorher beschrieben
haben, ist die winterliche, diejenige, welche die Perser als pain
oder „untere“ bezeichnen, während eine andere, nur in der Sommerhitze
betretene, über die Berge führt und bald „die obere“ heißt. Ein anderer
Unterschied, den man häufig von Persern in klimatischer Beziehung anführen
hört, ist der des germesir oder „des warmen Striches“ vom serdestr
„des kalten Striches“. Beide entsprechen sich wie pain und bald; in jenem
schlagen die /¿dt ihre Kischlak oder Winterlager, in diesem ihre Jefefc oder
Sommerlager auf.
Das Innere der Stadt ist so traurig und düster als das Aeufsere. Halbver-
faultes Aas, mit Beulen bedeckte Hunde, Bettler, die im Namen' der häzreti
Abbas „ Excellenz Abbas“ um ein Almosen bitten und im Namen des
Emir-i-mummenein „ Beherrschers der Gläubigen“ danken, halbnackte Kinder,
. die quer über den Weg hin liegen, bilden die elende Bevölkerung der ausgestorbenen
Gassen. Ein ehemaliges Lustschlofs Feth-Ali-Schahs, von einer
hohen Mauer umschlossen, ward uns als Menzil für die Zeit unseres Aufenthaltes
angewiesen. Ganze Ladungen von siifsen Sachen waren im Innern
des Kiosk um das mit faulem Wasser angefüllte Bassin aufgestellt. Das
Quartier sah drollig genug aus. Man stelle sich einen hohen Kuppelbau
vor, in Kreuzesform angelegt, mit bunten Glasfenstern versehen; diese so
breit wie die Wand jeder Seite, an 6 bis 7 Fufs hoch. In der Mitte des mit
Steinplatten bedeckten Fufsbodöns ein unbrauchbar gewordener Spring-
biunnen, in dem sich quakende Frösche ihres Daseins erfreuten. Alles
aus- und inwendig mit ächt persischen Malereien bedeckt, d. h.' bunte Blumen
und Sträufse ‘abwechselnd mit Vögeln und Vierfüfsern, Kriegs- und
Jagdscenen, dazwischen Frauengestalten, Helden, die mit Löwen, Schlangen
und gehörnten Teufeln kämpfen, einen Schah, dem als Opfer die Köpfe
geschlachteter Menschen und Pferde dargebracht werden, mit einem Worte
die, tollsten Ausgeburten einer wilden, höllischen Phantasie.
Wäre der Kiosk wohlerhalten gewesen, so würden wir uns schon der
Sonderbarkeit halber in dem weiten Raume ganz wohl und munter befunden
haben. So aber war das Gebäude halb verwittert und zerstört. In
den grofsen Fenstern fehlten die meisten bunten Glasstücke, die Thüren,
welche gleich ins Freie führten, schlossen nicht, dazu erhob sich ein Unwetter
mit' grofstropfigem Regem Der Wind sauste und brauste, dafs die
Fenstergitter knarrten und die Glasscheiben' klirrten. Die Temperatur
kühlte sich so bedeutend ab, dafs. wir vor Frost an allen Gliedern zitterten.
Und nun gar erst die Nacht! Neben den quakenden Fröschen hörte eine
Eule nicht auf zu ächzen und zu stöhnen, eine Katzenschaar miaute und
belustigte sich, auf unseren Körpern herumzuspringen, ein grofser Hund,
den man uns als Wächter übergeben hatte, und der sich am ändern Tage
als, ein gezähmter —* Wolf erwies, knurrte und zerrte an unsern Decken
qder fuhr mit' der kalten, feuchten Nase über unser Gesicht. Zu solchem
infernalen Mordspectakel noch das bleiche Licht des Mondes, der
sich in geisterhafter Weisej in dem Wasser des Bassins abspiegelte,- und
die matt schimmernden rothgemalten Teufel an den Wänden, und man wii'd
sich die schauerliche Nacht vowZendsehdn einigermafsen vorstellen können.
Wir hielten trotz,dem einen Ruhetag In. der Stadt und üb erstanden eine
zweite Nacht. Die plötzliche Absetzung des Kdkirri von Zendschdn überhob
uns eines Besuches in seinem Hause. Sein Stellvertreter traf noch
zeitig genug ein, um uns bei unserer Abreise in der Frühe des 30.1 April
das Geleit eine Strecke zu schenken. Der Weg war im ganzen angenehm.
Die Hochebene von Zendschdn ist von der von Sidtanijeli durch ein niedriges
Hügelland getrennt, das keine grofse Schwierigkeit in der Ueber-
windung des Terrains darbietet. Einmal führt eine zerfallene Brücke über
ein nicht gar breites namenloses Gewässer. Die Reihe hoher Telegräphen-
stangen, welche sich von Hügel zu Hügel nach dem fernen Horizonte hinzogen,
bezeichnten bis nach Teheran hin von nun an die Richtung unseres
Marsches. Unter den Dörfern in der Nähe unserer Strafse fällt seiner
stattlichen runden und viereckigen Thürme halber das grofse KaV.a Diseh
vornehmlich in die Augen. |
• Nach einem Ritte von 5 Fersach sahen wir am Fufse- einer langen
Gebirgskette rechter Hand die Mauern und Häuserlinien von Sultanijeh. Da,
wo~-sich die Berge am Horizonte verliefen, schienen See und Moräste in
gewaltiger Ausdehnung Wasser und Kühlung zu versprechen. Leider hatten
wir es jedoch nur mit einer Fata morgana (persisch ser-gb) zu thun, die
uns lange Zeit foppte. Von der Ferne aus gesehen bietet die Stadt, ge