riehtungen, die theils in Querhölzern, welche durch die Fäden der Kette
liefen, theils in einem Fadennetz bestanden, welches von der Spitze „eines
dreibeinigen Holzgerüstes ausging und mit der Kette zusammenhing, so
von einander zu trennen, dafs die Spule mit der Hand mit Leichtigkeit
durchgeführt werden konnte.
In der Nähe einer kleinen Moschee, die im Neubau begriffen war,
zogen wir in das Dorf ein , zur grofsen Verwunderung der Bevölkerung,
die sich versammelte, um so seltene Gäste in Augenschein zu nehmen, die
Alten höflich grüfsend, die Jungen kichernd und unverstandenes und unverständiges
Zeug schwatzend. Ganz in der Nähe der Moschee befand sich
eine ziemliche teichartige Ansammlung von Wasser,, das am entgegengesetzten
Ende durch Kanäle mit schleusenartigen Vorrichtungen nach den
nahegelegenen Feldern in beliebiger Menge abgeleitet werden konnte. Unter
dem Eingänge der Moschee sahen wir eine klare Quelle, welche dem
Teiche den Wassersegeü spendete. Die Leute des Dorfes nannten sie
Kabira-khatün. Die Nähe des heiligen Ortes war durchaus kein Hindernifs
für einen Gerber, der seine schmutzigen Lammsfelle dicht am Eingänge der
Moschee fleifsig' wusch und durchwässerte. ' Eine Unzahl von Fischen,
welche man mit dem allgemeinen Namen mdhi „Fische“ bezeichnete, und
von denen die gröfsten Exemplare eine Länge von etwa einem Fufs hatten,
schossen bei hellster Sonnenbeleuchtung in dem klaren Wasser lustig- hin
und her, und schienen die Nähe der Menschen in keiner Weise zu fürchte
n / Und in der That hatten sie'hierzu gar keinen Grund, da die anwoh-
nenden Dörfler sie als Nesr-kerdbh verehren und vor ihrer Berührung ebenso
sehr zurückscheuen, als vor ihrem Genufs. Das Zeitwort hesr-kercRn bedeutet
in der persischen Sprache so viel als „den Blick worauf werfen,
anblicken“ und wird vorzüglich von dem Blick des Auges gesagt, der im
Stande ist, den angeblickten Gegenstand zu behexen. Die Form nesr-kerdbh
ist ein abgeleitetes Participium mit der Bedeütung von a n g e b l i c k t , b e h
e x t , so dafs also den so zubenannten Fischen eine unheilvolle Macht
zugeschrieben wird. Fragt man hier wie an anderen Orten, wo „behexte“
Fische verehrt werden, nach dem Urheber der Wirkung, so erhält man die
Ei’klärung, dafs ein Heiliger, ein Scheich, die Fische für alle Ewigkeit
„angeblickt“ habe. Die Berührung und nun gar der Genufs der Bewohner
des feuchten Elementes soll schwere Krankheit, wenn nicht gar den Tod
nach sich ziehen.
Wir nahmen unser Quartier in einer Tschaparkhaneh und schlugen in
einem -Gärtchen neben derselben ein Paar Zelte auf. Eine Mauer aus
Erdwänden umschlofs ihn, und um hinein zu gelangen, mufste die Thür-
öffnüng mit Gewalt aufgesprengt werden. Dieselbe war etwa drei Fufs
hoch bei entsprechender Breite. Eine mächtige Granitplatte, mit einem
Loche in der Mitte, .durch das man die Hand stecken mufste, um die riegelartige
Vorrichtung im Innern zu lösen, diente als Thür, und war mit der
übrigen Erdwand vermauert. Die Tschaparkhaneh und der zugehörige Garten
lagen dicht am Teiche, auf der ändern Seite derselben erhob sich auf
dem breiten' Rücken von Conglomeratgestein mit Höhlen nach der Seite
des Teiches hin die gröfsere Menge der Häuser des Ortes.
; N u a r a n aus' etwa hundert Khanewär bestehend, gehört zu dem Di-
stribte von Saüwd und ist, wie alle Plätze von Rabbat-kerim an bis nach
Ramadan hin, von persischen Unterthanen türkischer Herkunft oder von den
Sogenannten Osthanlü bewohnt, daher auch hier das Türkische die einzig
geredete Sprache ist. Neben der Gerberei und Färberei besteht eine Haupt-
gewerbethätigkeit der Bevölkerung in der Verfertigung von Zeugen und
Teppichen.* -Um die Art der Teppichweberei genauer kennen zu lernen,
trat ich in die niedrige Hütte eines Osmanlu-Schmiedes ein, dessen Frau
einen schönen Teppich zur Hälfte fertig gearbeitet hatte und in meiner
Gegenwart ihr künstliches Werk fortsetzte. Obgleich die Frauen hier sonst
unverschleiert’g eh en ,'so mufste sie es für wohlanständig „halten, sich das
Antlitz in meiner Gegenwart sorgfältig-zu verhüllen. Sie hockte auf einem
niedrigen, tischartig gestalteten Holzstuhl, der auf einem zweiten, breiteren
wackligen Gestell -stand und eine Art von Gerüst bildete, das je nach der
zunehmenden Oberhöhe des Teppiches durch andere kleinere Stühle beliebig
etagenförmig erhöht werden konnte. Der in Arbeit befindliche Teppich
war etwa drei Fufs breit und acht Fufs lang. Das Webegerüst war der
einfachsten Natur. Zwei grofse Stangen berührten in Abständen, etwas
breiter- als der Teppich, die Decke, des Gemaches und waren an ihrem
Fufsende durch untergelegte Steine gestützt. An einer Querstange unten
waren die einzelnen Fäden des Gewebes befestigt, gingen von da aus re-
gelmäfsig nebeneinander fortlaufend in die Höhe und waren an einer oberen
Qüerstange befestigt, welche in zwei Strickschleifen hing, die durch zwei
Oeffnungen der Decke hindurch liefen und oben auf dem Dache, wahrscheinlich
durch .Querhölzer, gehalten wurden. An der Querstange hingen drei