t s c h k o f f , tritt ein mit Gefolge, begrüfst den Prinzen als Schah, und bewirkt
durch sein energisches Auftreten die Erhebung Nasr-ed-dins auf den
Thron seines Vaters.
Baron v. T o rn o w , dessen „Grundzüge des muselmanischen Rechtes^
sich eines so gei echten Lobes erfreuen, hat in neuester Zeit sein Amt als
Generalprocurator niedergeiegt, um sich mit ganzem Eifer den Interessen
des vaterländischen Handels und der vaterländischen Gewerbethätigkeit hinzugeben.
Er ist das Haupt der obengenannten Gesellschaft, die mit den
übrigen Compagnieen, welche Hebung des Handels durch Herstellung re-
gelmäfsiger und schneller Transportgelegenheiten bezwecken, in Verbindung
steht. Das kaspische Meer bildet das Centrum aller Linien. Als bedeutendste
industrielle Anlage sind die neugeschaffenen Etablissements von
Baku zu nennen, in welchen die berühmten Naphthaquellen zu verschiedenen
gewerblichen Zwecken ausgebeutet werden. Der alte'Sitz der Feueranbeter,
von denen nur noch drei Geber indischer Herkunft am Leben sind, wird
gegenwärtig zu den nützlichsten Fabrikanlagen umgewandelt. So wird es
denn nicht mehr gar lange dauern, dafs die berühmten Feuersäulen, Feuertempel
und Feueranbeter von Baku nur noch in der Erinnerung foft-
leben.
Unter allen berühmten Personen, deren Bekanntschaft uns Tiflis besonders
lieb und werth gemacht h a t, war es e in e allein, die wir ver-
mifsten und nicht aufzufinden vermochten, B o d e n s te d t ’s lustigen Mirza
Schaffy, den Weisen von Gjändscha. Freilich hatten die. Zeitungen schon
ein Paar Jahre vor unserer Anwesenheit in Tiflis die Kunde, von seinem
Hinscheiden gemeldet und wir hätten somit nur sein Grab besuchen können.
Niemand wufste uns anzugeben, wo ein g ew i s s e r Mirza Sehaffy
nach seinem Tode gebettet worden war. Wir trösteten uns mit der Vorstellung,
dafs nicht Grabhügel noch Monumente eines Dichters Ruhm bewahren,
sondern dafs in seinen Liedern sein Name fortlebe. Aber auch
darin wurden wir gewaltig getäuscht. Niemand, weder Perser noch Grusiner,
weder Russe noch sonst ein Europäer kannte die Lieder des lebenslustigen
Mirza, Lieder, die bei uns in der deutschen Heimath bis
in das Volksleben eingedrungen sind. Ist Mirza Sehaffy denn so ganz verschollen,
dafs niemand einmal mehr eine Erinnerung seines Namens und
seiner Lieder hat? Eine einzige Person, der Apotheker Schmidt, von Geburt
ein D eu tsch er, der bereits 30 Jahre im Kaukasus lebt, hatte eine
schwache Vorstellung von einem armen Tataren, der einst Bodenstedt’s
Lehrer für das Tatarische gewesen war. Er vermuthete, das müsse Bodenstedt’s
lustiger Mirza Sehaffy gewesen sein. Armer Mirza, dachte ich,
wie undankbar war das Schicksal gegen dich, dafs deine Lieder nur im
fremden Gewände dich der Unsterblichkeit und dem Conversations-Lexicon
geweiht haben!
Als wir uns bereits zur Weiterreise hinlänglich gerüstet hatten, verehrte
mir Hr. Schmidt eine grofse Blase mit persischem Insectenpulver.
„Nehmen Sie es ja mit, Sie werden dessen in Persien sehr benöthigt
sein.“
— Wie, erwiederte ich, wir reisen nach Persien, wo ich das Pulver
aus erster Hand beziehen kann u n d . . . .
„Sie werden viel Insecten, aber kein Körnchen Insectenpulvers in Persien
vorfinden. Persien hat nur den Namen geliehen, die Sache wächst
auf unserem kaukasischen Boden.“
Mit welchen Enttäuschungen mufsten wir Abschied von Tiflis nehmen:
Mirza Sehaffy und — persisches Insectenpulver!
Ein Beamter der Kanzlei des Fürsten-Statthalters, der früher bereits
längere Zeit in Persien gelebt hatte und die persische Sprache meisterhaft
gut verstand und sprach, Hr. M e lik B e g l i a r o f f , Armenier von Geburt,
hatte höheren Ortes den Auftrag erhalten, die preufsische Mission bis zur
persischen Grenze als Reisemarschall zu begleiten. Wir haben die Gesellschaft
des trefflichen Mannes um so lebhafter schätzen gelernt, als seine
Kenntnisse und seine Freundschaft uns mehr als. einmal Gelegenheit gaben,
ihm aufrichtigst dankbar zu sein.