stellten Efswaaren und sonstigen Handelsartikel. Er zieht sich in Schlangenwindungen
etliche Strafsen entlang. Die oberen Ränder der einzelnen
Buden berühren sich so nahe, dafs querübergelegte Baumzweige ein ziemlich
dichtes Laubdach bilden, unter dem es im Sommer schattig und kühl
sein mufs. Der Bazar ist gepflastert, eine tiefe Gosse liegt grade in der
Mitte der Strafse.
Das Klima der Stadt und des ganzen Küstenstriches in der Nähe ist
im Allgemeinen gesund, nur in den Monaten Juli, August und September
treten häufig Wechselfieber auf.
Den Schlufs unserer Wanderung bildete eine Visite beim türkischen
Pascha. Sein Diwan oder das Amtsgebäude ist nicht weit vom Meere
entfernt; in der Nähe liegt eine türkische Kaserne mit zwei Bataillonen
Infanterie. Der Eingang zum Hause glich einem Scheunenflur, dessen
Boden mit Kieselsteinen bedeckt ist. In dem dunklen Raume unten vor
der Treppe stand eine Reihe Ladscharen - Gensd’armen in landesüblichem
braunem Kostüme; so gut es ging, machten sie mit vieler Würde ihre
Honneurs. Türkische Offiziere nahmen uns darauf in'Empfang, führten
uns eine schlechte Holztreppe hinauf und da befanden wir uns bald vor
dem Pascha, einem schwarzbärtigen wohlbeleibten Vierziger von der besten
Laune und einem unverwüstlichen Redeflufs. Er ergriff brüderlich die
Hand des Ministers, führte ihn und uns in das Empfangszimmer, wir
hockten alle auf dem Diwan nieder und , nun begann die bekannte Reihe
orientalischer Höflichkeiten: glänzende schöne Worte, süfses Rahatlatkum,
Pfeifen, Kaffee, Limonade.
Der vortreffliche Pascha erzählte lang und breit von seinen erhabenen
Absichten zur Civilisation der eingeborenen Bergvölker, von seinen Han-
delsuntemehmungen und seinen Vorarbeiten zur Bildung der Jugend, für
welche er bereits Lehrer aus Konstantinopel verschrieben habe. Obgleich
noch keine Schulen eingerichtet waren, so legte er doch bereits vollständige
Schullisten mit vielen Rubriken vor, die später, wenn alles im Gange
sei, ausgefüllt und nach Konstantinopel geschickt werden sollten.
E r geleitete darauf den Minister bis ans Schiff zurück, ihn immer
noch an der Hand haltend, und trennte sich voller Rührung. Einen Kawafs
liefs er als Ehrenposten zurück. Als ich ihn auf dem Holzdamm bis zum Meeresufer
zurückbegleitete, legte er mir mit gewichtiger Miene die Hand auf
die Schulter, fuhr mit den Fingern seiner rechten Hand durch den Bart und
fügte die Worte hinzu: „Erfüllt eure Pflicht gegen den herrlichen Gesandten
und ihr werdet wiederkehrend in mir stets einen Freund finden!“
Die Verladung der Waaren und des Gepäckes auf beiden Schiffen
dauerte bis spät in die Nacht hinein. Nach einem rechtschaffenen Diner
auf dem Grand-Duc, wobei zum schäumenden Champagner Toaste auf
Rufsland und Preufsen ausgebracht wurden, nahmen wir vom Prinzen
Maxutoff und den Offizieren Abschied und siedelten unter bengalischer
Flammen-Beleuchtung auf das schwankende „Täubchen“ (Galuptschik, so
hiefs der kleine Dampfer) ü b e r,, das aussah, als hätte es sieh seit dem
Jahre seiner Geburt anno 1859 nicht mehr gereinigt und gewaschen.
Unter Regen fuhren wir in der Frühe des ändern Tages gegen 8 Uhr
von Batum ab und erreichten nach vierstündiger Fahrt Poti. Trotz der
strömenden nassen Himmelsgabe gingen wir auf das Deck.
Ein schmaler, dunkler Streif Landes mit vorspringenden Zungen lag vor
uns da. Grofse Waldungen nahmen den ganzen Hintergrund ein. Die Berge
waren wie verschwunden. Das Wasser des Meeres, vor der Mündung des
Rion, hatte eine schmutzig gelbe Farbe. Bald befand sich das Schiff vor
der gefährlichen Sandbank, welche jedes Fahrzeug zu passiren hat, um
in den Rion zu gelangen. Vorsichtig sondirten unter stetem Zurufen die
Piloten die Wassertiefe. Dank sei es den Regengüssen! Die Barre, über
welche mit lautem Geräusche das Wasser des aufgeregten Flusses wie ein
unbändiger Knabe hinübersprang, hatte acht bis neun Fufs Tiefe statt der
gewöhnlichen drei bis vier Fufs. Unter lautem Geschrei, unter Aufhissen
der preufsischen Flagge und unter dem Donner der Kanonen, welche von
der Strandbatterie am Ufer aus erwiedert wurde, zogen wir in die Rion
Mündung ein.
Wir fahren den Rion aufwärts, vielleicht nicht minder vergnügt wie
weiland die griechische Heldenschaar, welche auf der funfzigrudrigen Argo
bei Nacht in die Mündung des Phasis im kolchischen Lande einliefen. Wir
befinden uns hier auf dem Boden uralter Sage. Die Erinnerungen an Jason
und Medea, noch heute lebendig, unter den Anwohnern des alten Phasis
oder des heutigen Rion, werden uns tief in das Land hinein begleiten.
Einzelne Blockhäuser begegnen, uns bereits hier und da am Ufer.
Jungholz in weiter Ausdehnung zieht sich das rechte Ufer hinauf und scheint
sich landeinwärts fortzusetzen. Auf der linken Seite überrascht der Anblick
einer wohlerhaltenen alttürkischen Citadelle mit Thürmen und Mauern