Demüthigungen unterziehen. Ein persischer Prinz von Geblüt, Chosr'm-
Mirza, Sohn des bekannten Abbas-Mirza von Täbriz, erschien vor dem
kaiserlichen Throne in St. Petersburg, um Vergebung flehend, die Versicherungen
freundschaftlichster Gesinnungen des Schah ausdrückend, in
Begleitung reicher Geschenke. Eine strenge Untersuchung ward in Teheran
selbst eingeleitet und die Theilnehmer der Metzelei ¿ - natürlich nur die
gedungenen Mörder, nicht -aber die unsichtbaren Leiter -r- strenge bestraft.
Weit über tausend Teheränern wurden die Zunge, die Nase und die Ohren
abgeschnitten. Der Einzug der neuernannten russischen Ambassade in die
Burg von Teheran fand selbstverständlich mit ganz besonderem Glanze Statt.
Zu freundlicheren Bildern giebt die Erwähnung eines zweiten Gebäudes
Veranlassung, das in der Nähe des russischen Gesandtschafts-Hotels
gelegen ist und den Namen Där-el-fenun führt. Es ist dies eine polytechnische
Schule, in welcher französische, italienische, englische und persische,
mit europäischer Wissenschaft Vertraute Lehrer (moallim) Unterricht in der
Mathematik, Physik, Chemie, Mediein, Pharmakologie und in der französischen
Grammatik ertheilen. Das -Gebäude ist in Gestalt eines regelrechten
Viereckes angelegt. In der Mitte befindet sich ein grofser Hof mit
Gartenanlagen und dem unvermeidlichen Bassin. Ringsherum liegen, hinter
einem von Säulen gestützten Umgang , die Schulzimmer, etwa vierzig an
der Zahl, mit Thüren und grofSen Fenstern nach der Hofseite hin. Die
Schüler, junge und alte, sitzen auf Teppichen oder niedrigen Bänkefi. In
der Bibliothek ( kitab-khaneh) , welche unter einem Kitabddr steht, sind
viele europäische, meist veraltete Lehrbücher (auch manches deutsche Buch)
vorhanden. Die persischen, aus dem Französischen übersetzten wissenschaftlichen
Werke, ohne Ausnahme in Teheran lithographirt und gedruckt,
bilden den Hauptbücherschatz. Eine'Sammlung chirurgischer, astronomischer
und anderer, besonders zu Messungen dienenden Instrumente sind als
wissenschaftlicher Apparat ausgestellt.
Die Stadt Teheran besitzt einige mohamedanische Schulen (madrasseh),
meist Stiftungen frommer Männer, in welchen vorzugsweise die theologische
Wissenschaft von hochgebildeten Mollahs gelehrt und gepflegt wird, daher
sich dieselben gewöhnlich in unmittelbarer Nähe einer Moschee (mesdschld)
befinden. Die Zahl der Madrasseh und Moscheen verhält sich in den einzelnen
Vierteln der Stadt wie folgt:
In Sengeledsch: 6 Madrasseh, 2 Mesdschhd.
Im Viertel des Bazares: 5 „ 4 „
In Meiddn-i-tsehdl: 1 »
In Awladschun: 4 „ 3 „
In der Burg: 2 „ 1 „
Im Ganzen befinden sich demnach 17 Schulen und 11 Moscheen in
Teheran. Dazu kommen 4 Imamzadeh oder Kapellen berühmter Heiligen.
Neben den theologischen Hochschulen existirt in Teheran eine grofse Zahl
von Privatkinderschulen. Hier unterrichtet der Akhün oder Schulmeister
die Knaben, eine weibliche Lehrerin, meist seine Frau, die Mädchen. Der
ganze Unterricht beschränkt sich gröfstentheils auf die Erlernung der persischen
Schrift und auf Lesen des Korans. Die Kinder gehen früh Morgens
in die Schule und kehren nach fünf Stunden in die Wohnung der Eltern
zurück. Das Schulgeld beträgt monatlich fünf Qrän oder ein wenig über
anderthalb Thaler. Haben die Kinder den Koran lesen gelernt (die Fleifsi-
gen gewöhnlich schon nach Verlauf eines halben Jahres), so schicken die
Eltern dem Akhun Zuekerwerk und einen güldenen Tomän oder mehr, je
nach ihren Verhältnissen, als Geschenk.- Prügel (auf die Fufssohlen) giebt
es in der Schule genug, wenigstens klagen die Kinder sehr darüber.
Gegen vierzig Qaraul-khaneh oder Wachtposten, jeder mit einer Besatzung
von etwa zehn Serbazen ausgerüstet, welche durch die ganze Stadt
hin zerstreut sind* sorgen für die öffentliche, Ruhe und Sicherheit bei Tag
nnd bei Nacht. Bei dem unruhigen Charakter der Bevölkerung ist diese
Einrichtung als eine weise Vorsichtsmafsregel nur zu loben. Die Schildwache
steht in der bequemsten Stellung Posten; wenn sie nämlich nicht lang ausgestreckt
schläft, so sitzt sie wenigstens plaudernd, essend, strickend oder
sonst mit einer „weiblichen Handarbeit“ beschäftigt da; Gewehr und Waffen
sind bei Seite gelegt.
Die Bevölkerung Teherans besteht der Hauptmasse nach aus Tadschiks
oder sefshaften Persern, welche in Körperbildung und in ihrer Physiognomie
eine grofse Verwandtschaft mit den persischen Ureinwohnern bekunden,
wenn es gestattet ist, den Bildern von Persepolis Glauben zu schenken.
Es sind durchweg schöne Menschen von mittler Gröfse, welche die Vorzüge
der kaukasischen Rasse mit den Eigenthümlichkeiten orientalischer Schönheit
verbinden. Sie haben schwarze brennende Augen, darüber rund gewölbte
und über der Nase zusammenstofsende Augenbrauen und lange,