zelnen Felder in regelmäfsig abgetheilte kleine Stückes zerschnitten, die
einen erhöhten Erdrand hatten und sehr sorgsam gehalten waren. Die
Melonengärten und die Kleefelder prangten noch in vollstem Frühlingsgriin.
Das Dorf Bibik-abdd, unser Menzil am 9. September, ist unbedeutend.
Das vornehmste Grundstück desselben bildete ein grofser, durch eine Erdmauer
wohl umhegter Blumen- und Kücheiigarten, der aussah, als habe ihn
ein europäischer Landmann nach seinem einfältigen Geschmack angelegt.
Hohe Malvenstauden dienten in ihrem Farbenreichthum als Hauptzier der
grünen Welt unter und neben ihr und wechselten m it steifen Pappelalleen
ab, die kreuz und quer den Garten durchzogen. In der Mitte des letztem,
ganz nahe einem breiten Wasserlaufe, lag ein einsames Gartenhaus, "das
uns als Quartier angewiesen war. Der untere Theil desselben bestand aus
vielen Gängen, die nach sehr geräumigen Gemächern führten, in denen
die kahlen vier Wände, eine halbzerbrochene' Thür und glaslose Fenster
den einzigen Zimmerschmuck abgaben, und welche oifenbar die'-Räumlichkeiten
für die Küche und das dienende Volk enthielten.’ Eine schwerfällige
Treppe führte nach den Gemächern des Bala-khaneh oder des oberen Stockwerkes,
dessen Zimmer um kein Haar breit besser waren. Alles war kahl,
leer, zerfallen, geborsten. Draufsen zogen sich am Himmel schwere Gewitterwolken
zusammen, ein kalter heftiger Wind erhob sich und fegte mit
wahrem Ungestüm durch die freigelegenen Gemächer, so dafs wir kaum
wufsten, zu welcher geschützten Ecke wir unsere Zuflucht nehmen sollten.
Das Haus gehörte einem Beg oder. Bey an, der ih Teheran am Hofe
des Schah residirte und seinem Bruder, der nichts weniger als hofmännisch
und klug ausSah und in Einemfort unwillkührlich Grimassen schnitt, die
Verwaltung seines Gutes in Bibik-abdd übertragen" hatte. Wie allenthalben
so war auch hier die erste Sorge des Wirthes, für ein bedeutendes Pisch-
kesch die nöthigen Kräfte in Bewegung zu setzen. Es dauerte auch gar
nicht lange, so erschien ein langer Zug von Leuten des Dorfes, die auf
ihren Köpfen runde Schüsseln mit Weintrauben, Pflaumen, Aprikosen, Pfirsichen
, Zuckerwerk und dergleichen mehr ansehleppten und selbige stillschweigend
auf den Boden vor dem „geehrten Wezir“ niedersetzten. Bald
safsen wir Europäer, trotz unserer gastrischen Leiden, um den Früchtreich-
thum und genossen von den herrlichen Gottesgaben, die selbst den Vorsichtigsten
unter uns zu dem unbesonnenen Genufs einluden. Der Bruder
des Beg leistete uns redlich Gesellschaft, vielleicht erstaunt, eine so still
begeisterte Schaar europäischer Reisenden vor sich zu sehen, und gab gelegentlich
eine kurze Aeufserung zum Besten, die nach orientalischen Vorstellungen
so wenig den Anstand verletzt, dafs sie im Gegentheil als eine
besondere Höflichkeit angesehen wird, durch die vor allen ein Gast beim
Essen seinen Wirth ehrt. Der Bruder des Beg sprach persisch, ebenso wie
die Leute des Dorfes, mit welchen ich Gelegenheit fand mich zu unterhalten.
Das Türkische, obwohl .verstanden, tritt von hier an bis Hamadan
hin zurück und läfst der wohlklingenden persischen Sprache den gebührenden
Vorrang. Das erste Ziel unserer Reise, die Stadt Hamadan, liegt
nach der Angabe., unseres Wirthes fünf Fersach von Bibik-abdd entfernt,
wiewohl .der Tscherwadar „bei dem Haupte seines Sohnes“ darauf schwur,
dafs es sechs Fersach bis dahin seien. Ein kürzerer Weg von Zäreh aus,
als der ist, welchen wir mit unserer Karawane eingeschlagen hatten, führt
auf einer Strecke von acht Fersach nach Hamadan, leidet jedoch an dem
Uebelstande.,. dafs auf der Strafse kein passendes Menzil zu einem nächtlichen
Unterkommen zu finden ist. Unser braver, französisch' sprechender
Diener Jahijä fJean), ein chaldäkcher Christ vom Urumijeh-See, hatte diesen
in der Frühe eingeschlagen, um vorauszureiten, unsere Ankunft anzusagen
und für uns und unsere Karawane von dem Gouverneur der Stadt
Hamadan .ein hinreichend grofses Logement zu erbitten.
' Um nichts zu vergessen, Was uns an Bibik-abad erinnert und einem
Reisenden als Notiz von Nutzen sein könnte, möge hier die Bemerkung
einen Platz.finden, dafs die begegnenden Landleute von Bibik-abad und
in der Umgegend sehr häufig auf unsere tausendmal wiederholte Frage:
tschend fersakh ta menzil „wieviel Fersach ist es noch bis zur nächsten
Station? “ die Worte fallen liefsen: „es? ist keine Fersach mehr, sondern
nur so und,so viel Meidvm.U Das Wort Meidun d. h. nach üblicher, aber
schlechter Aussprache Meiddn, bedeutet ursprünglich ein grofses, flaches
Stück Feld, ohne,Baulichkeiten, so breit wie es ein Pferd im schnellsten
Läufe von einem Punkte bis zum ändern zu durchmessen vermag. In ähnlicher
Weise wie von den alten Griechen die Wörter dromo-s und stadion
gebraucht wurden, bezeichnet Mej,dan hernach auch ein gröfseres Längenmaafs,
von dem nach den Angaben einiger Perser dieser Gegend, von welcher
wir sprechen, fünf, nach denen anderer sechs auf eine Fersach gehen sollen,
^omit würde ein Meiddn als Maafs eine Strecke von 3,000 bis 4,500 Fufs