Er unterdrückte, selbst in dieser Beziehung rein und unbescholten,
jede Art des Diebstahles. Die Beamten des Schah und die Soldaten erhielten
ihre regelmäfsige Besoldung. Er hob die Bestechungen und das
ganze System der Erpressungen auf, liefs geordnete Steuerlisten aufsetzen
und verminderte auf ein gerechtes Maafs die überspannte Steuerlast. Mehr
noch als dies liefs er sich die Verbesserung des Handels und der Gewerbe
angelegen sein, da er für Persien eine aeue Aera der Blüthe und des Wohlstandes
hervorzurufen wünschte. Er führte die Posthäuser auf , mit welchen
Persien nach allen Richtungen der Hauptsträfsen heutzutage versehen
ist, sorgte für eine .genügende Anzahl von Pferden in denselben und suchte
eine bequeme Herberge den Reisenden zu verschaffen, die bisher nur mühsam
in den Dörfern ein Unterkommen gefunden .hatten. Er baute Brücken,
verbesserte die Strafsen, legte an den Strecken, welche durch räuberisches
Gesindel gefährdet waren, militärische -Posten an, errichtete auf seine Kosten
Karawanseraien und sonstige Bauten, welche für den öffentlichen Verkehr,
für regen Handel und Wandel von Nutzen sein konnten. Den Soldaten
befahl er Kasernen aufzuführen und bestrafte die Offiziere, welche sich
ihren Untergebenen gegenüber Härte und Grausamkeit zu Schulden kommen
liefsen, auf das Empfindlichste. Ohne die Europäer Selbst zu lieben, suchte
er, mit weiser Benutzung der Umstände und der Zeit, von den Erfindungen
und Entdeckungen Frengistans und von den Wohlthaten und Segnungen
der europäischen Civilisation zur Hebung der persischen Industrie allen
möglichen Vortheil zu ziehen.
Wir geben in dem Holzschnitte hierneben ein getreues Abbild einer
Hauptseite des grofsen Hofes der Karawanserai, welche dem Emir ihr Entstehen
verdankt, und deshalb nach ihm noch heutigen Tages benannt wird.
Ein mächtiges, in bunter. Glasurarbeit ausgeführtes Portal öffnet sich nach
der Seite des Bazares hin. An den Seiten desselben sind Waaren, meist
Zeugstoffe, aufgespeichert und die persischen Kaufleute sitzen daneben,
unter einander schwatzend oder ihre Waaren dem Vorübergehenden anpreisend.
Der erste Hof, dessen Seitenwand die Abbildung zeigt, ist in
einem Viereck angelegt, mit breiten Steinplatten bedeckt, welche, .in der
Mitte durch ein geschmackvolles Bassin -und die. dazu gehörenden Rinnen
unterbrochen werden; hier und da ragt aus leer gelassenen Erdplätzen
weniges Strauchwerk in die Höhe. Die Waaren der Kaufleute liegen in
zwei Etagen übereinander, deren ^Fensteröffnungen durch Läden in durchbrochener
Holzarbeit wohl verschlossen sind. Ein mächtiges Portal, mit
Halbkuppeln gewölbt, in schönster Ornamentirung, bildet den Eingang zu
den zahlreichen Räumlichkeiten, in welchen die verschiedenen Handelsartikel
aufgespeichert liegen.
Um auf den Emir zurückzukommen, so müssen wir anführen, dafs
trotz seiner Bemühungen, den Wohlstand des,Landes zu heben, trotz seiner
Gerechtigkeitsliebe und seiner Unpartheilichkeit, eine gewisse über-
müthige Härte in seinem Charakter und ein angeborener Hang zur Grausamkeit
nicht im Stande war, ihm die Liebe der Iranier zu verschaffen.
Die Grofsen in der Umgebung des Schah hatten es vor allem auf seinen
Sturz abgesehen, und der Emir, seinerseits zu stolz, um rechtzeitigen Warnungen
Gehör zu schenken, vertraute seinem Herren so sehr, dafs er sich
sicherer als je glaubte, um so mehr, als er die eigene Schwester des Schah
zur Frau hatte. Die Intriguen, von allen Seiten geschürt, selbst von dem