Vorstellung des Baustyles eines anständigen persischen Hauses vorzulegen.
Der Eingang zu demselben von der- Strafse aus befand sieh an der
einen Seite seiner Strafsenwand. Er bildete eine Art von Vorhalle, mit Sitzen
von Mauerwerk ringsherum, und führte zu einer Thürnische, die auf das
Geschmackvollste und Reichste im persischen Decorationsstyl ausgeführt
war. Den oberen Theil derselben krönte der persische Spitzbogen, in
welchem sich ein ganzes System von Stalaktiten - Ornamenten befand, aus
einer Reihe kunstvoll verbundener grofsen und kleinen Nischen bestehend,
welche den eigentlichen und inhaltsvollsten Grundgedanken aller persischen
Bauornamentik darstellen. In den beliebten Farben persischer Malerei, in
roth, blau, weifs und gold schimmerte die sauber lackirte Thürnische schon
aus weiter Ferne dem Eintretenden in prunkendem Glanze entgegen. Neben
dem architektonischen Schmuck bestand,, der persischen Auffassung entsprechend,
ein besonderer decorativer Theil der Halle und Thür ln" schön
gewundenen und verschlungenen Schriftzügen mit-Denksprüchen aus dem
Koran, von dem kleinen aber bedeutungsvollen hua „Er!“-(nämlich Gott) an,
welche in erhabener Arbeit ausgeführt waren und in heller Vergoldung auf
dem dunkelblauen Hintergründe, wie der Tag aus dunkler Nacht, scharfkantig
hervortraten. Die Thürflügel in der Nische-waren aus Holz, sauberer gearbeitet
als es gewöhnlich der Fall zu sein pflegt, mit grofsköpfigen Nägeln beschlagen
und mit Rosetten in durchbrochener Eisenarbeit auf rothem durchschimmerndem
Hintergründe reichlich geschmückt. Ein schmaler gepflasterter
Gang führte etwas abwärts steigend rechter Hand zu den Pferdeställen
und dem engen Hofraum davor, an dessen einer Ecke ein verdeckter
Brunnen mit schlechtem Wasser angebracht war; ein zweiter ebenso enger
Corridor endete in grader Richtung in den ersten Hof des Hauses und
setzte sich, von oben her bedacht, bis zum zweiten Höfe fort. Ein jedes
persische Haus hat mindestens zwei Höfe, deren letzter) innerster den
Namen Enderun (eigentlich der I n n e r e ) führt;, es ist derjenige, in welchem
sich die Frauenwelt befindet und welcher aus diesem Grunde mit
Ausnahme des Schah von Niemandem betreten werden darf, für den die
fremde Haremswelt nur eine verbotene Frucht ist.
Im ersten Hofe weilt die männliche Bevölkerung -des Hauses, aus dem
Herrn, den erwachsenen Kindern männlichen Geschlechtes und aus der
Schaar der Diener bestehend, Sie bewohnen die Zimmer an den beiden
Längsseiten des, Hofes. Die Gemächer haben, mit Ausnahme der quadratisch
gestalteten kleinen Nebenzimmer, die Form eines Rechteckes. Architektonisch
auffallend sind die.Stalaktiten-Ornamente, welche am Rand rings
umherlaufend die Decke mit der einfachen persischen Deckenfigur zu tragen
scheinen; die viereckigen Wandnischen (taqtseh'eh), gleichfalls durch jenen
Stalaktitenschmuck bewunderungswerth; der-Kamin, in Nischengestalt, die
halbe Kuppelwölbung etwas hervortretend, mit einem schlechten Spiegel
darüber, und endlich das grofse Fenster (pendscherih), welches die’ganze
nach dem Hofe gelegene Breitseite der Wand einnimmt und, aus verschiebbaren,
mit kleinen bunten oder mit weifsen Glasscheiben versehenen Stücken
zusammengesetzt ist. Das grofse Fenster der in Rede stehenden Gemächer
unseres Hauses war. aus sieben anderen, nach oben zu schiebenden, zusammengesetzt;
Von den letzteren enthielt jedes 30 weifse Glasscheiben,
so dafs das ganze. Fenster aus nicht weniger als 210 Scheiben bestand,
über welchen noch zum Ueberflufs und gleichsam als oberer Fenstersaum
eine Reihe von 24 nebeneinander liegender gröfserer Glasscheiben mit
kleineren als, Randeinfassung angebracht war. In den Bauten aus früheren
Zeiten, und aüch jetzt noch in den Häusern reicher und vornehmer Personen,
sind diese Fenster aus einem sinnreich zu mathematischen Figuren
zusammengestellten hölzernen Gatterwerk gebildet; die kleinen Scheiben
bestehen dann nicht aus weifsem Glase, sondern aus bunten Glasstücken,
deren dunkle Färbung das blendende Sonnenlicht nur matt hindurchstrahlen
läfst. Von aufsen waren sämmtliche Fenster unseres Hauses durch einen
grofsen, roüleauartig angebrachten Vorhang (perdéh) gegen die Strahlen
der Sonne geschützt. Das Ameublement eines persischen Zimthers ist unendlich
einfach. Ein bunter wollener Teppich (farsch) wird in die Mitte
des Fufsbodens geiegt, vier andere Filzteppiche (numud) laufen die vier
Randseiten des Gemaches entlang und lassen von . dem durch sie bedeckten
bunten Teppich nur ein kleines Mittelstück frei. Auf den Teppichen liegen
grofse runde Kissen zum Stützen. In den Nischen stehen ein Paar Gefäfse,
die Thüren haben seidene Vorhänge. Damit ist alles geschehen,, was zur
Ausschmückung des Zimmers, gehört. Sonstiges Besitzthum, wie Kleider
und dergleichen, wird nicht aufgehängt oder aufgestellt, sondern in Kisten
mit klingendem Schlofs gepackt, die in einem fensterlosen dunklen Gemache,
dem Sctnduq-khaneh (der Rumpelkammer) -aufbewahrt werden.
Die Thüren, welche zu den einzelnen Zimmern führen, sind roh gear