der Besuch erwiedert. Die Pferde und Diener Izzet-Pascha’s erwarteten
uns vor der Thür und führten uns nach der Wohnung des Gouverneurs
der Stadt, zunächst über den Meidan oder Hauptplatz des Ortes, daun
durch kurze Strafsen über eine steinerne Brücke alten Datums zur Feste
des Pascha’s.
Im Hofe stiegen wir von den Pferden, erkletterten eine Treppe, die
zum Empfangssaal führt, und standen bald dem Pascha gegenüber, einem
milde und gutmüthig aussehenden Sechsziger. E r empfing den Minister
an der Thür, geleitete ihn bis zum Diwan und nun folgte Zuckerwerk,
Pfeife und Kaffee in schneller Folge. Neben allgemeinen Höflichkeiten
berührte die Unterhaltung den Bau der Handelstrafse von Erzerum, für
welchen der Pascha aus eigener Tasche 18,000 Piaster gegeben haben will.
Von da aus wendete sich das Gespräch leicht nach Persien hinüber, über
den einzuschlagenden Weg wurde viel discutirt und endlich es für das ge-
rathenste gehalten, die Reise durch Klein-Asien bei der schlechten Jahreszeit
äufzügeben, und vielmehr, wie es der Minister längst beschlossen
hatte, die Route durch den Kaukasus einzuschlagen. Alles natürlich mit
den besten Wünschen für glückliche Ausführung und dem unvermeidlichen
inschallah „ so Gott will! “ —
Der Besuch und Gegenbesuch bei dem in Trapezunt residirenden persischen
Consul, Mirza Hussein, hatte sein besonderes Interesse durch die
Bekanntschaft mit den ersten Persern auf asiatischem Boden. Der lebhafte
Verkehr, welcher auf der gewifs uralten Karawanenstrafse von Persien
aus überTäbris, Khoi, Erzerum mit Konstantinopel unterhalten wird,
und der eine bedeutende Zahl persischer Kaufleute, Handelsreisenden und
Waaren über Trapezunt, den Knotenpunkt des inneren Asiens mit dem
Westen desselben führt, hat ein persisches Consulat nothwendig gemacht,
das Jahr aus Jahr ein mit einer Fülle von Arbeiten beschäftigt ist.. Der
gegenwärtige Consul ist ein freundlicher, bescheidener Mann. E r trug die
persische Amtstracht, d. h. die persische Pelzmütze, einen kurzen Unterrock
von violetter Seide, darüber einen bunten Oberrock von einem Kaschmirschal.
Seine beiden Neffen unterstützten ihn im Dienste. Der eine
präsentirte sich in europäischer Tracht, zu der die buntrothen wollenen
Strümpfe nicht recht passen wollten, der andere ging halb europäisch, halb
persisch. E r war mit Feruk-Khan in Paris gewesen und sprach, obwohl
schwierig, das Französische. Die Wohnung des Persers liegt reizend.
Hat man den grofsen Platz verlassen und betritt nun die steile Bergstrafse,
welche über das Gebirge gen Erzerum führt, so befindet sich in der Nähe
der Wohnung des Mr. Fabbry, „Vice-Consul de diverses puissances“, und
hinter dem türkischen Friedhof gelegen, das ächt orientalisch gebaute und
eingerichtete Haus des Persers. Schon von weitem mahnt uns der Löwe
mit dem Säbel in der einen Klaue und der Sonne auf dem Rücken auf der
hohen Flagge am Mast,! an das Menzil des iranischen Consuls. Die Aussicht
über den Friedhof, welcher sich sanft den Bergabhang hinabzieht,
durch den dunklen Cypressenwald nach dem blauen Meere hin, in dessen
krystallener Fluth sich die lasischen Berge abspiegeln, ist unbeschreiblich
schön. Als wir eines Tages die Bergstrafse hinabstiegen, ging die Sonne
gerade zu Rüste. Die schneebedeckten Häupter des lasischen Gebirges
waren mit sanft leuchtendem Rubinschimmer übergossen, der nach und
nach in wunderbar wechselnden Farbenschmelz zu tiefer Bläue erlosch.
Die Frühlingssonne hatte bereits den Hügeln, welche Trapezunt umgeben,
die ersten grünen Boten der wärmeren Jahreszeit entlockt, und wundersam
schaute auf die jungen Kinder des Frühlings der dunkle, alte Epheuwald
hernieder, welcher die Thürme, Mauern und Zinnen der Kaiserburg hinaufrankt,
ein würdiges Seitenstück des berühmten Epheu am Heidelberger
Schlosse. Schade dafs wir das Glück nicht haben konnten, Trapezunt im
vollen Blüthen- und Blumenkleide zu sehen. Nach den Versicherungen
der dort lebenden Europäer und der Reisenden, welche die selten besuchte
Stadt gesehen und beschrieben haben — vor allen gedenken wir
Fallmerayers, der mit hochpoetischer Feder dem romantischen Trapezunt
ein schönes literarisches Denkmal gesetzt hat, — mufs der Anblick der
Stadt mit ihrer alten, selbst in das blaue Meer hineinreichenden kaiserlichen
Feste, zur Zeit des vollen Frühlings entzückend sein. Aber auch
so, wie wir dieselbe sammt ihrer Umgebung gesehen haben, bleibt der
Eindruck auf uns dennoch unvergefslich.
Der grofse Platz (Giaur meidan), in der Nähe der Landungsstelle am
Hafen, der zugleich die Karawanen,von und nach Persien kommen und
gehen sieht, ist von einer langen Reihe von Gebäuden eingeschlossen, in
denen sich in der Runde Werkstätten , Khane und Karawanseraien u. s. w.
befinden. Die Strafsen, welche sich nach dem Meere zu und der Felsenfeste
hin verlieren, sind grade nicht angenehm. Steinerne Mauern verschiedener
Höhe bilden die ganze Länge derselben, durch das Thor —