beitet, meist nicht einmal polirt oder mit Farben überstrichen. Sie -bestehen
aus zwei Theilen oder Flügeln, die sich nicht etwa in -eisernen
Angeln bewegen, sondern deren eigene knarrende Zapfen sich in den Löchern
der Schwelle uud des Oberbalkens des Thürrahmen unbeholfen genug
drehen. Thürschlösser kennt man in Persien noch nicht. Zwei Kettchen,
welche oben an den Thiiren befestigt sind, können mit ihren Ringen in
die Thürkrammen am oberen Balken eingelassen werden und halten- so die
Thürflügel von innen her zusammen. Geht man aus und will die Thüren
verschliefsen, so wird ein gewöhnliches Yorlegesclilofs nach europäischer
Weise angebracht.
Bei weitem die hervorragendsten Theile bildeten die beiden Talave
oder Säle unseres Hauses, so gelegen, dafs sie von je zwei Längsseiten
des Hofes eingefafst waren, mit deren Genäächern sie in Verbindung standen.
Da der Talar diejenige Räumlichkeit des Hauses is t, in welchem
nicht allein die ankommenden Besuche empfangen werden, sondern auch
Gesellschaften und gröfsere Vereinigungen Statt linden: so verschwendet
der persische Baumeister alle nur erdenkliche Pracht auf die Ausschmückung-
desselben.
Die Taldre unserer Wohnung waren in dieser Beziehung- auf das Glänzendste
bedacht worden. Die Decke des hohen Saales bestand aus gröfse-
ren und kleineren Kuppelwölbungen, vielfach in »sich gegliedert, mit Spiegelfacetten,
Vergoldungen, Stalaktiten-Ornamenten in reichster Farbenpracht
geschmückt. Die Wände und Nischen standen in keiner Weise der Deckenpracht
nach; Blumen, Vögel und Arabesken bedeckten in scharfem Schnitt
die glatten, farblosen Flächen, nur die Nachbildung menschlicher Figuren
erschien roh und wenig im Einklang mit dem vollendeten Geschmack der
übrigen Decoration. Zwei unsichtbare hohe Schornsteine, die sogenannten
Bacl-gir oder Windfänge, führten von oben her frische Luft jedem der
beiden Taläre zu.
Beide Säle und die Corridore, welche sie vom ersten nach dem zweiten
Hofe hin miteinander in Verbindung setzten, lagen höher als die übrigen
Gemächer, und eine kleine Treppe von den Höfen aus gestattete den Zugang.
Ihrer Höhe angemessen überragte deijenige Theil des Hauses, in
welchem sie sich befanden, die übrigen Gemächer beinahe um das Doppelte
und war mit hölzernen Giebelfeldern geschmückt, deren Inneres mit dem
persischen Wappen, dem Löwen und dem Sonnenbilde, ausgemalt war.
Unter beiden Talären befanden sich kellerartige Räume, in welche das Tageslicht
nur durch ein kleines Gitterfenster in gleicher Höhe mit dem Erdboden
hineinzudringen vermochte. Diese Souterrain - Gemächer, die sogenannten
Zir-zemin, dienen den persischen Familien, welche den heifsen
Sommer über in der Stadt bleiben und nicht in die Sommerlager am Elburs
ziehen, als angenehmer kühler Aufenthalt während der Zeit der gröfsten
Tageshitze.
Den Anlagen eines ordentlich und wohl eingerichteten Hauses entsprechend,
befanden sich in den beiden gepflasterten Höfen Bassins, welche
das nöthige Wasser ein paar Mal allwöchentlich durch Fontänen empfingen,
die mit den unterirdischen Röhren in Verbindung standen, welche von den
Becken der Ark her das. überflüssige klare Wasser den übrigen Theilen
der Stadt zuführen. Das Bassin des ersten Hofes nahm beinahe den ganzen
Raum desselben ein, nur einen schmalen Weg an seinen Rändern gestattend.
Kleiner war das Wasserbecken des zweiten Hofes, das sich in
der Nähe des Talärs befand und neben einem Erdfleckchen la g , auf welchem
ein Paar Blumensträucher hin welkten. Die Terrassen des Hauses,
welche sämmtlich miteinander in Verbindung standen, haben die Bestimmung,
als Promenaden zu d ie n e n z u g le ic h gewährten sie Aussicht: in
nördlicher Richtung, nach den Bergkuppen des E lb u r s ö s tlic h , nach den
Thurmspitzen und Dächern der Palläste des Schah in der Burg, südlich,
über eine niedrige -Mauer hinweg, nach den Kuppeln, mit welchen die
Stuben eines anstofsenden Bades gewölbt waren, endlich westlich, auf einen
grofsen Garten mit.schönen, meist laubreichen Bäumen, der als ein Moscheengut
unter dem Schutze der Oeffentlichkeit stand und den Namen des
| Gartens (bdgh) des Khan’s von Merw“ führte. Ihm zugekehrt hatte man
auf der letzten Terrasse des zweiten Hofes ein luftiges Gebäude als Pavillon
- aufgeführt, das von den Persern stets als Köschk (Kiosk) bezeichnet
wurde. -
So war das Haus beschaffen, das Hr. Baron v. Minutoli so glücklich
war für den Preis von 35 Toman monatlicher Miethe zunächst für die Zeit
eines Jahres zu erhalten, und in das wir von Rustemabad aus gegen Ende
des Monats August übersiedelten, froh und überglücklich, das Nomadenleben
unter Zelten mit dem,schattenreichen Dache eines Hauses vertauschen
zu können. Ein jeder von uns, richtete sich so gut es ging ein; die Diener
unter der Obhut des Dragomans blieben im ersten Hofe, wir übrigen Europäer