Reisen lassen sie sich in sogenannte Kadschawbtis packen. Rechts und links
auf einem Maulthiere oder einem Pferde hängt nämlich ein Holzgerüst, wie
ein halber Vogelbauer anssehend, so grofs, dafs eine Frau in kauernder
Stellung darin Platz findet. Da kriechen, je nach rechts und links, zwei
Weiber hinein und lassen sich oft tagelang in der unbequemen Stellung
tragen.
Um auf die Hochzeit zurückzukommen, so müssen wir erzählen, wie
bei unserem Eintritt die Höfe des grofsen Plauses mit einer überaus vergnügten
und ausgelassenen Menge angefüllt waren, die bereits seit einigen
Tagen im höchsten Entzücken über die glänzenden Tamaschd oder Vergnügungen
der Hochzeitsfeier schwelgten. Der erste Hof, in den man uns
zunächst einführte, war so dicht von den Zuschauern besetzt, dafs Kopf
an Kopf stand und wir kaum einen Weg durch die Menge finden konnten.
Am Eingang hatte sich die Musikbande der persischen Artillerie aufgestellt,
die, befreit von dem Tactstoclce ihres europäischen Kapellmeisters, einen
Höllenlärm zum Besten gab. Er war auf persische Ohreu berechnet und
für uns Europäer gradezu unerträglich. In der Mitte des Hofes hatte man
ein Gerüst, von allen Seiten sichtbar, als Schaubühne aufgeschlagen. Tänzer,
in Weibertracht aus gelben und rothen Seidenstoffen., sowohl Kinder als
Erwachsene, führten die Tänze der persischen Kunstgenossinnen auf, wobei
sie die Täuschung durch langes Haar und stark aufgetragene Schminke zu
erhöhen suchten. Ihre Leistungen waren ziemlich unzüchtiger Natur, allenfalls
erträglich für die zuschauenden Männer im Hofe, aber nicht für die zahlreichen
Weiber und Kinder, welche die Dächer der anstofsenden Häuser
erfüllten und unter dem Zelttuche, mit welchem der ganze Hof überspannt
war, neugierig nach dem Hofe und den Tänzern herniederguckten. Neben
den Tänzern gaben Jongleurs ihre Kraftproductionen zum Besten, während
verwachsene Zwerge, Hunde, Affen und ähnliche Figuren der persischen
Volksschaubühne durch Possirlichkeiten ersetzten, was ihnen an Kunst und
Geschicklichkeit zu leisten versagt war. Dazu die bunte, lachende Menge,
das Pauken und Gerassel der persischen Musik, die schrillenden Freudenklänge
überseliger Zuschauer, das allgemeine Lachen bei einer kindischen
Narrensposse, das Schelten der Diener des Hauses, welche mit Stöcken
Ordnung zu halten suchten, — und -man wird sich eine ungefähre Vorstellung
von dem tollen Leben und Treiben im ersten Hofe machen
können.
Uns schwindelte es fast im Kopfe bei so bunter Wirthschaft. Zum Glück
fand uns der Intendant des Hauses sehr bald, um uns zu seinem Herrn,
dem Schahzadeh, mit gehörigem Anstand zu geleiten. Die Menge machte
endlich Platz und wir gelangten durch eine kleine Thür nach einem Nebenhofe,
auf welchem es um vieles ruhiger und würdevoller herging. Auf
einem niedrigen Gerüste, auf welchem kaum zwei Europäer Platz gefunden
hätten, safsen acht persische Musikanten mit ihren Instrumenten, wobei
noch für drei riesige Rosensträufse in ihrer Mitte hinlänglich Raum war.
Die Musikanten spielten auf kleinen Violinen mit Metallsaiten, die mit
einem kurzen Bogen gestrichen wurden, etliche auf kleinen Handpauken,
und ein als Virtuos bezeichneter Perser auf einer Guitarre, die vor ihm
auf dem Schoofse ruhte. Di$ Musik, sobald die Pauken schwiegen, war
nicht übel; melancholisch, traurig, wie überhaupt die morgenländische Musik.
Der Hof war mit Lampen und bunten Ballons geschmückt, die zur späteren
Beleuchtung dienten, da selbst in der Nacht der Taumelbecher der
Freude nicht von den trunkenen Lippen abgesetzt wurde. In einem Talar,
der sich nach diesem Hofe hin öffnete, safsen auf Teppichen die eingeladenen
vornehmen Gäste. Zwischen ihnen standen ganze Ladungen von
Zuckerwerk und der Kaliün machte, wie es Stand und Rang erforderte,
die streng abgemessene Runde.
Wir blieben einige Zeit im Hause. Ein befreundeter Perser, der lange
in Paris gelebt hatte, mit Sitten und Sprachen Europa’s ziemlich vertraut
war, führte uns über die Höfe nach dem Ausgange des Hauses zu. Verlegen
bemerkte er: Messieurs, j ’ai honte de vous faire voir ces barbaries!
und reichte uns die Hand zum Abschied.
Die verschiedenen europäischen Gesandtschaften, welche in Teheran
weilten, waren mehr oder minder persisch eingerichtet, d. h. was den Bau
der Häuser, die Umgebung der Diener und die Annahme mancher Sitten
an betrifft.
Das Innere, des Hauses und die Gärten der englischen Gesandtschaft,
im Süden der Stadt, in der Nähe des Viertels der Bazare gelegen, zeichnen
sich durch ungewöhnliche. Pracht aus. Man sieht auf den ersten Blick,
dafs hier die Vertreter einer Regierung reSidiren, welche ihren Beamten
die Entbehrungen, die ein Aufenthalt in Persien nothwendigerweise auf