ein sich 8 Fufs erhebender Damm von Schnee, im Centrum einen rechten
Winkel bildend. Die Farbe des Schnees im Krater selbst war blaugrün,
ob durch den Reflex der dort zu Tage liegenden Schwefelstufen oder durch
irgendwelche Einflüsse der Atmosphäre gebildet, mufs dahin gestellt bleiben.
Nur auf zwei Seiten war der im Krater aufgehäufte Schnee durch einen
erkennbaren höhern Rand von Felsen umgeben. Auf den anderen Seiten
war dieser Rand gröfstentheils ausgebrochen und zeigte nur hin und wieder
einzelne Felsstücke, welche den frühem Rand gebildet hatten. Nebel und
Wolken verhinderten auch hier eine freie Aussicht und wenn auch einzelne
heftige Windstölse das Gewölk auf Augenblicke zerrissen und eine Fernsicht
gewährten, so vermochte man doch nicht, ein bestimmtes Bild festzuhalten
und deutlich zu unterscheiden, ob man Bergwasser oder wirklich den Spiegel
des kaspischen Meeres erkannte.
Die unmittelbar unter dem Krater befindliche, von R i t t e r erwähnte
Schwefelhöhle bot nach Osten zu einen Eingang von etwa 2\ Fufs Höhe.
Das Innere derselben mochte 8 Fufs lang und 4 Fufs breit seih und'war
hoch genug, um aufrecht darin stehen zu können. Die aus derselben aufsteigenden
Dämpfe belästigten die Reisenden nicht, da der Wind nicht
gegen die Oeffnung blies. Die Quelle, welche aus der Höhle zu Tage
kommt, floß zur Zeit nicht. In der Höhle selbst wie rings umher lagen
Schwefelstufen von verschiedener Größe und Reinheit. Die Temperatur
im Innern war -}- 7 0 R.; auch außerhalb derselben in ihrer nächsten Umgebung
empfand man die ausströmende Wärme sehr deutlich. Insbesondere
war der Fußboden ringsumher so durchwärmt, daß man sich an einzelnen
Punkten in der Nähe nicht niederzusetzen vermochte. Der Wind wehte
dagegen fortdauernd in erstarrender Eiskälte. Die Beobachtungen wurden
in der Höhle selbst nicht ohne große Schwierigkeiten angestellt und es
bedurfte fast zweier Stunden, um das Wasser für die Hypsometer durch
Spiritus vini, Kohlen und Massen von Papier zum Sieden zu bringen. Der
Sicherheit wegen wurden die Beobachtungen mit beiden Hypsometern angestellt.
Das Mittel betrug bei 41 0 F. der Lufttemperatur 177,3 0 des
siedenden Wassers.
Nach den beobachteten Temperaturen, verglichen mit gleichzeitig an-
gestellten Beobachtungen eines französischen Hauptmannes, Mr. N ic o la s ,
in Abigerm, ergiebt sich eine Erhebung des Demawend über dem Meeresspiegel
von ungefähr 20,000 Par. Fufs. Hiermit stimmen die Angaben der
beiden T h om so n ziemlich genau überein. T a y lo r T h om s o n ’s (1837)
Berechnung bestimmt die Höhe auf 19,400 Par. F u ß , R. F. T h om s o n ’s
(1858) Bestimmung ergiebt eine Höhe von 20,192 Par. Fuß. Diesen Angaben
gegenüber bieten die neuesten trigonometrischen Höhenmessungen
des Demawend der russisch-kaspischen Expedition unter Kapitain Iw a s t-
s c h in z ow einen bedeutenden Unterschied dar. Der Berg wurde von
zwei Punkten des kaspischen Meeres aus gemessen. Die Beobachtung von
der Insel Aschurade, aus ergab eine Höhe von 17,406 Par. F u ß , von der
Mündung des Tedschen-Flusses aus eine Höhe von 17,403 Par. Fufs, im
Mittel also 17,404,5 Par. Fufs über dem Spiegel des kaspischen Meeres
(vergl. Dr. A. P e te rm a n n ’ s geographische Mittheilungen. Gotha, 186.1.
S. 438). :
Nach achtstündiger Reise, in den luftigen Regionen, wozu noch etwa
eine Stunde Rast gerechnet werden mufs, wurde der Rückweg angetreten.
So langsam w ie , es hinaufging, so schnell ging es diesmal bergab. Als die
Sonne aber hinter den zu Füfsen liegenden Bergen verschwand, trat die
Gesellschaft erschöpft in das Zelt ein, um sich niederzulegen und vom
Schlangenkönig Zohaq und seinen Kindern, den Bewohnern des Berges und
seiner Höhlen, nach den Berichten der Perser, zu träumen.
In Iran hat nämlich ider Demawend als verrufener Aufenthalt von Divis
oder Zauberern und Geistern eine Bedeutung, wie bei uns in Deutschland
der Blocksberg seiner Hexen wegen. Die morgenländischen Schriftsteller
ergehen sich darüber in unglaublichen Phantasien, nicht ohne durchsichtiges
Bestreben, den Namen des Berges, welchen sie bald Donbawend, bald De-
bawend und bald Demawend taufen, mit dem Gegenstand ihrer märchenhaften
Erfindungen in Zusammenhang zu bringen. Der eigentlichen Sage
nach, welche auch vom Ferdosi poetisch aufgefafst und verarbeitet worden
ist, haust im Innern des Berges der gottlose König Zohaq, der Verbündete
des Ahriman, der durch sein Rumoren und Brüllen noch heutigen Tages
die Menschen in Schrecken setzt. Dieser, in Arabiens Wüste entsprossen,
hatte mit dem Bösen ein Bündnifs geschlossen, mit Satans Hülfe seinen
Vater ermordet und sich die Krone Arabiens aufs Haupt gesetzt. Als
schöngestalteter Jüngling trat nun Satan in seinen Dienst als Koch, nährte
ihn mit Blut und verlangte zum Dank für seine anerkannte Treue die Er-
laubniß, die Schultern seines königlichen Herrn zu küssen. Kaum hatte
er auf jede Schulter einen Kuß gedrückt, als sich zwei schwarze Schlangen