Büchsen, Armbrüste führen uns meist in die Zeiten von damals, als Wien
von den Türken belagert wurde, hinein. In einem besonderen Kasten sind
die goldenen und silbernen Schlüssel der türkischen Festungen ausgestellt, so
wie in wohlverschlossenen Wandschränken die mit Leder überzogenen, mit
türkischen Schriftzügen geschmückten Schwerter der ersten Khalifen. Und
über allen diesen Werkzeugen des Mordes und Krieges thront hoch am
Bogen der Apsis, hell leuchtend auf vergoldetem Grunde§ das Zeichen
des Friedens: d a s c h r i s t l i c h e K re u z !
Eine andere an die Kirche stofsende Abtheilung des Arsenals enthält
in zwei durch einen Hof getrennten saalartigen Räumen das der Obhut
türkischer Soldaten anvertraute Museum. Interessirte uns auch weniger eine
Sammlung von Höllenmaschinen und alten Waffen, oder die Glocke aus
der Aja Sophia, oder die drei mächtigen eisernen Ringe der Riesenkette,
mit welcher die Byzantiner den Hafen der Stadt absperren liefsen: so zog
dagegen das Museum der Antiken unsere besondere Aufmerksamkeit auf
sich. Dasselbe enthält eine Anhäufung von Alterthümern der alt-griechischen,
römischen und ägyptischen Zeit, ohne.Ordnung willkührlich nebeneinander
aufgestellt, die in verschiedenen Theilen des grofsen türkischen
Reiches, besonders in Klein-Asien, aufgefunden und nach Konstantinopel
geschleppt worden sind. Nicht wenige Denkmäler tragen wohl erhaltene
Inschriften. Unter den Sculpturwerken war eine Diana das besterhaltene
Stück. Ein Medusenhaupt, aus dem Tempel von Ephesus, ist merkwürdig
genug wegen der deutlich sichtbaren Spuren alter Malerei. Selbst ägyptische
Stelen und Mumien haben eine Stelle in dem Museum des Grofs-
herrn, dem sogar der Hof als Sammelplatz antiker Denkmäler seine Dienste
bieten mufs. Zu den grofsartigsten gehören unstreitig die mächtigen Porphyr
tSarkophage aus den Zeiten der byzantinischen Glanzherrschaft, an
Gröfse und Umfang den berühmten Apis-Sarkophagen des Serapeums bei
Memphis in Aegypten in nichts nachstehend.
Nach so vielen Eindrücken verschiedenster Natur wandten wir uns
dem Endziele unserer heutigen Wanderung zu, zur Aja Sophia, dem be-
neidenswerthen Juwele Konstantinopels.
Bereits im 6. Jahrhundert wurde unter Jnstinian der Bau begonnen.
Anthemius von Tralles vollendete ihn und anno 538 wurde sie feierlichst
eingeweiht. Zwanzig Jahre später stürzte, in Folge eines Erdbebens, die
im Halbkreis geformte Kuppel ein. Isidor nahm den Bau von neuem
wieder auf und stellte sie in byzantinischem Stile so h e r, wie wir sie heute
zu sehen die Freude hatten. Die ursprüngliche Form derselben ist das
christliche Kreuz; auf den vier Eckpfeilern ruht die ungeheure Wölbung.
Um der neuen, in Form einer halben Ellipse ausgeführten Kuppel mehr
Festigkeit zu geben, stützte sie Isidorus durch eine zwischen die Pfeiler
je im Norden und Süden eingeschobene Mauer mit Doppelsäulen.
Wir traten durch die sogenannte Büfserhalle ein. Bereits hier überrascht
die Schönheit des Stiles, und die allenthalben durchschimmernde
Pracht und Herrlichkeit wirkt mächtig auf den empfänglichen Beschauer.
Kostbare Marmorplatten in allen Farben und Zeichnungen bedecken, die
Wände. Malereien in Mosaik-Arbeit, auf Goldgrund ausgeführt, glänzen
an der Decke. Da wro sich menschliche Figuren befanden, wurden dieselben
von den Türken übertüncht. Yon den fünf Eingangsthoren liegt
das Hauptthor der Büfserhalle gegenüber. Die Thür der letztgenannten
ist alt, von Metall, etwa einen halben Zoll dick. Von dem christlichen
Kreuze darauf hat man den -Querbalken weggemeifselt-.
Die Kuppel erhebt sich 120 Fufs über dem Fufsboden. Auch hier
haben die alten schönen Mosaiks von den Händen fanatischer Türken, vielleicht
noch zum Glücke, das Schicksal verborgener Gröfsen durch gemeine
Maurer-Tünche erfahren müssen. Die prächtigen Porphyrsäulen sind aus
dem Tempel von Baalbek, die von Verdantico aus dem Tempel von Ephesus
genommen. Die ganze innere Kirche ist mit prächtigen Marmorplatten
geschmückt, sogar der jetzt nicht sichtbare Fufsboden. Sämmtliche Teppiche.,
welche den letzteren bedecken, liegen in einer schiefen Richtung
gegen die Axe der Kirche; wiederum aus dem Grunde, um die vorgeschriebene
Richtung nach Mecca beim Gebet genau inne halten zu können.
Zu der Galerie, ; welche ursprünglich für die Frauen bestimmt war, führt
eine gepflasterte Wendeltreppe, Raum genug gebend, dafs ein Reiter zu
Pferde hinaufzusprengen im Stande wäre.
Trotz der mannichfachen Veränderungen, Verunstaltungen und moha-
medanischen Decorationen — vor allen sind dazu die mächtigen rundeti
Scheiben an den Pfeilern zu rechnen, mit den Namen des Propheten und
seiner unmittelbaren Nachfolger in grofsen arabischen Buchstaben, —- macht
der herrliche Gottestempel einen überwältigenden Eindruck.
In der Moschee sahen wir zahlreiche Gruppen betender Mohamedaner,