vortreffliche Bärte. Die stürmischen Einfälle, welchen im Laufe der, Geschichte
das Land Iran, vor allen von Osten her, ausgesetzt war, und die
Anwesenheit fremdländischer Dynasten mit ihrer Begleitung in dem von
ihnen zeitweise beherrschten Perserreiche geben eine genügende und befriedigende
Erklärung für die Mischung der Bassen, welche in Teheran
und in anderen Städten Persiens (in söhr ausgeprägter Weise vorzugsweise
in Isfahan) den reinen iranischen Typus verwischt hat. Ja, es ist Wunder
zu nennen, dafs im Durchschnitt der uralte, durch die Denkmäler überlieferte
Charakter sich überhaupt so rein hat erhalten können. Hellenen,
Semiten, turanische Völker und eine mehr als zweitausendjährige Geschichte
haben ebensowenig die äufsere Gestaltung der altpersischen Rasse zerstören
können, als sie im Stande waren, die geistigen Anlagen, den Charakter
und die Sprache der alten Iranier aus dem Buche der Geschichte zu streichen.
Sir H e n r y R aw lin s ö n , der berühmte Entzifferer der Keilinschriften,
zur Zeit unserer Ankunft in Teheran Gesandte I. M. der Königin von
England in Persien, einer der besten und gründlichsten Kenner des Landesiran
und seiner Bewohner, versicherte uns, dafs Persien heute grade eben
so sei, wie zu den Zeiten des Cyrus; dieselben Einrichtungen, derselbe
Charakter, dieselben Intriguen u. s. w.
Neben den sefshaften Epigonen der alten Perser bewohnen Mitglieder
einzelner Nomadenstämme kurdischer und turkomaniscber Herkunft, von
der kaiserlichen Tribus des Kadscharenstammes an (deren Stammältester
oder Khan der regierende Schah nicht is t) , bis zu den turkomanischen
Kriegsgefangenen hin, welche, von den schiitischen Persern als Sunniten
sehr verachtet und bedrückt, in einem ärmlichen Viertel (in der mehalleh-
i-Turkmänha, im Süden des grofsen Stadtquartieres Sengeledsch) in niedrigen
Erdhütten mit' Kuppeldächern ihr elendes Dasein fristen. Neben ihnen
haben Araber, Afghanen, Hindu und andere Grenznachbarn Persiens einen
nicht unbeträchtlichen Antheil an der Bevölkerung der Stadt. Sie erinnern
durch ihre Anwesenheit an vergangene Zeiten der persischen Geschichte,
in denen grofse Völkerbewegungen wie Eluth und Ebb,e das iranische Hochland
bald überschwemmten, bald sich verliefen, hier und da sporadisch
stagnirenden faulen Niederschlag zurücklassend. Der Jude des Orients,
der Armenier, und der wirkliche, von den Persern sehr unterdrückte und
verfolgte Jude verschwinden als sehr geringe Bestandtheile in der Tehera-
ner Bevölkerungsliste. Beide haben als Andersgläubige allein einen besonderen
Anspruch auf Erwähnung inmitten der schiitischen Mohamedaner.
Dasselbe darf von den Gebern oder den Parsen (parsdi) gelten, welche in
sehr unbedeutender Zahl zerstreut in Teheran leben und als späte Jünger
des Zoroaster oder Zerduscht eine besondere Aufmerksamkeit bei den
Europäern erregen. Sie haben den Ruf als ehrliche Leute faqir adam
„armes Volk“ heifst man sie allgemein —, eine sehr seltene und gewichtige
Bezeichnung in Persien, und stehen gegenwärtig unter einem verständigen
r mit europäischen Sitten und Gewohnheiten sehr vertrauten Führer,
dem Kaufmann M a n u k ts c h i. Nachdem, wie ich höre, die französische
Regierung denselben im vergangenen Jahre 18til zum Konsul in der Ge-
bernstadt Jesd ernannt hat, versteht es sich von selbst, dafs die Lage der
Geber durch eine solche Stellung ihres Hauptes sich wesentlich verbessern
Wird,
Von der Bevölkerung Teherans pflegen alljährlich an 40,000 wanderlustige
Seelen die Stadt zu verlassen, um Ende Mai und Anfang Juni nach
den nahegelegenen Höhen des'Elburs in die Sommerquartiere zu ziehen,
und unter Zelten ein vornehmes Nomadenleben zu führen. Der Schah selber,
als Abkömmling eines Nomadenstammes, ist der Wanderlust so wenig
abhold, dafs er es eigentlich ist, welcher für alle übrigen das Zeichen zum
allgemeinen Aufbruch giebt. Die Hofbeamten, meist zur Kadseharentribus
und zu ändern verwandten Stämmen gehörig, die europäische und asiatische
vornehme Welt, ein Theil der ärmeren Klasse, welche das Nomadenleben
nicht vergessen kann, folgen dem Schah und retten sich in die Berge, während
die ansäfsige Perserwelt in Teheran der Sonne und den Plagen sommerlicher
Hitze in der Stadt Trotz bietet und bei saurer Milch, Wassermelonen
und Eis ruhig den Geschäften des gewöhnlichen Lebens obliegt.
Die lustige, heitere Bevölkerung Teherans, aus einem wunderlichen
Völker-Amalgam bestehend, dessen gemeinsames teheranische Erbtheil der
angeborene Witz und Spott ist,-gehört, nach der Lebensstellung der Einzelnen,
je einer der folgenden Kasten an, die sich ziemlich streng von
einander unterscheiden, wenn auch weder durch Abstammung und Rassentrennung,
noch durch Name, noch durch Gewohnheit in irgend einer Weise
mit den indischen zu vergleichen sind: zu den Priestern, Beamten, Kriegern,
Kaufleuten, Handwerkern und Lutis oder den Bummlern.
An der Spitze steht die Geistlichkeit, die Mollahs, von einem Einftufs
auf das Volk und einer Bedeutung für die inneren Zustände, dafs sie selbst