Um sch re ib u n g p e rsisch e r Lautzeichen.
Man hat in neuester Zeit angefangen, der heillosen Verwirrung zu steuern, welche, besonders
auf den Gebieten der Geographie und der Ethnographie, durch falsche oder unzureichende
Wiedergabe von Namen und Wörtern aus morgenländischen Sprachen entstanden
ist. Man verlangt, und sicher mit Recht, von einem gewissenhaften Reisenden ein Zurückgehen
auf .die Schriftsprache oder wenigstens eine strenge Auffassung der gehörten Laute
und eine gleichmäfsig durchgeführte Darstellung der einzelnen Lautzeichen, auch solcher,
welche in unseren europäischen Alphabeten nicht vorhanden sind. In dieser Beziehung
habe ich versucht, mein Möglichstes zu thun, wenn ich auch sicher bin, hier und da von
der Scylla des geschriebenen Wortes in die Charybdis des gesprochenen fortgerissen worden
zu sein. Ich weifs sehr wohl, dafs z. B. die Wörter für Z e it und W a s s e r p f e if e
von den Persern iceqt und ghalian geschrieben werden, und dafs es eine Stadt giebt, welche
in den Postbüchern als Mianedsch verzeichnet steht, und doch hört man allenthalben nur
wekhl, kaliän oder gar kaliün und Mianèh aussprechen. Wie soll sich da ein gewissenhafter
Reisender verhalten? Ich mufs gestehen, dafs ich schliefslich dem gesprochenen
Worte mehr Rechnung getragen habe, als dem geschriebenen. Die angeschlossene Liste
wird Kennern der persischen Sprache zeigen, in welcher Weise ich die persischen Lafut-
zeichen umschrieben habe. Vor allen mache ich auf den Unterschied des weichen (-*)
und scharfen (s) s-Lautes aufmerksam, der in den Werken selbst rühmlichst, bekannter Gelehrten
wenig oder gar nicht beobachtet worden isty so dafs man Wörter wie Scfiiraz, Tä-
brUj r ü z , zen, bazàr, senk, serbàz unterschiedlos mit s geschrieben findet. Ein ebenso
grofser Unterschied besteht zwischen den Lautzeichen, die wir durch dsch, tsch und sch
umschrieben haben, so dafs man z. B. nicht dschenar (die Platane), muschtehid, sondern
tschxnàr und mudschtehid zu schreiben hat.
Der Accent O liegt in den meisten Wörtern der persischen Sprache auf der letzten
Silbe; fallt er auf einen langen Vocal, so haben wir der Bezeichnung durch g .den Vor-
zug gegeben.
f a,% ah (dialektisch, meist d t
vor n u. m) u - Ò z (weiches s wie in sa - t gh
k-J b gen) k J
I p i
LJ V J r k J ?. 9> h
O t z (weiches s) h£ M h, g
Ö s (scharf) dschj M
(wie j i. franz .juin)
w
9
Z dsch (ausgespr. wie g im U" s (wie unser scharfes s) l
ital. giardino) sch sO m'
T, tsch L>° 8 (scharf) O n
z h (starkes h) z (wie bei <3 u n d j)
t
S ' p
z kh (wie ch im deutscher* Jo s h
a ch en ) JÒ z (wie die früheren z) <5 h i
I. Kapitel.
V o n T r i e s t n a c h K o n s ta n t in o p e l .
Am 9. Februar des Jahres 1860 vereinigten sich die Mitglieder der
K. Gesandtschaft in der Hafenstadt Triest. In Rücksicht auf die winterliche
Jahreszeit, welche die bequemere Reise nach Persieh durch Rufsland, ebenso
wie die gewöhnlich eingeschlagene Karawanen-Route durch Klein-Asien,
wenn auch nicht unmöglich, so doch äufserst beschwerlich machte, hatte
der K. Gesandte es für das rathsamste gehalten, von Triest aus nach Konstantinopel,
von da nach Trapezunt und Poti zu gehen. Nach glücklich
beendigter Seereise sollte die Weiterfahrt nach der russisch-persischen
Grenze durch die kaukasische und armenische Landschaft zurückgelegt
werden.
Vom besteh Reisemuth beseelt, begeistert für die Zwecke, welche zur
Ehre und zum Nutzen des Vaterlandes die Sendung der ersten Preufsen
an den Hof des Schah von Persien erfüllen sollte, voller Spannung und
Erwartung auf die Wanderungen durch wenig bereiste Gebiete und auf die
Bekanntschaft mit dem buntesten Völkerverkehr: war unsere Stimmung die
froheste und heiterste und stand in gar seltsamen Widerspruche zu dem
finstern trüben Himmel über Triest und dem bewegten rollenden Meere,
dessen Wogenschaum weithin auf das steinerne Pflaster vor unserem Gasthofe
am Hafen geschleudert wurde. Nicht einmal die folgenden Tage schienen
besser werden zu wollen, denn der Sirokko fing an auf das heftigste zu
wehen und verhiefs uns im Voraus zur Seereise einen recht unangenehmen
windigen Gegner.