Gesandten vovstellten. Unter den Armeniern und Tataren, welche die ebengenannte
Stadt und den nach ihr bezeichneten Bezirk bewohnen, bilden
beide neben dem Doctor und Schuldirector die Noblesse des südlichsten
Theiles Rnfslands. Der ehemalige Oberst Quartano ist nebenher ein wahrer
Schatz für die Reisenden, da er der einzige Europäer is t, mit welchem
man sieh in seiner Muttersprache zu unterhalten vermag. E r spricht ebenso
geläufig deutsch, französisch, spanisch, italienisch als russisch und tatarisch
und hat mehr als Einer die Welt gesehen und kennen gelernt. Hr. Baron
v. Minntoli, dem die spanische Sprache nach seinem langen Aufenthalt
unter Spaniern sehr geläufig war, durfte billigerweise erfreut sein, in spanischen
Tönen angeredet zu werden. Oberst Quartano, gegenwärtig ein
sehr rüstiger Siebenziger, ist nebenbei ein eifriger Verfolger der deutschen
und spanischen Literatur und beklagt nur eines, hier an der Welt Ende
unter uncivilisirten Mohämedanern seine letzten Tage verleben zu müssen,
ohne in seinem Alter die geistigen Früchte europäischer Civilisation schmecken
zu können.
Wir verdankten den Mittheilungen des guten Obersten manche antiquarisch
interessante Belehrung über die Gegend, welche wir durchreisten. Tn
den Bergzügen rechter Hand, auf dem Gebiete des Khans von Maku, befindet
sich den von ihm gegebenen Nachrichten zufolge eine Höhle, aus
der bereits viele antiquarische Merkwürdigkeiten zu Tage gefördert worden
sind. In Nachitschewan verehrte mir später Mr. Quartano den Fufs eines
bronzenen Stieres, von daher, so wie .das assyrische gehenkelte Kreuz, die auf
die Anwesenheit dieses alten Culturvolkes in Armenien deutlich hinweisen.
In derT h a t nimmt Armenien in den Urzeiten menschlicher Geschichte,
den Nachrichten der assyrischen und ägyptischen Denkmäler zufolge, eine
sehr hervorragende ■ Stellung ein. Die Siegesinschriften der Pharaonen
nennen Land und Volk Armeniens: Rumenen.. Es wurde von den ägyptischen
Heeren zum erstenmale unter der glanzvollen Regierung des
ägyptischen Alexander: Tothmosis'III.'(1625—1577 vor Chr.) betreten und
liier an irgend welchem Berge, mit grofser Wahrscheinlichkeit am Ararat,
die nördlichste Grenze des grofsen ägyptischen Reiches aufgestellt. Die
Inschriften führen ausdrücklich dieselbe unter dem Namen der „vier Stützen
des Himmels“ auf. Möglich,, dafs diese Benennung eine uralte einheimische
war. Die vulkanischen Berge linker Hand sind in gleicher Weise alter Höhlen,
wegen weit und breit bekannt. Es sind das Steinsalzlager, die noch
heutigen Tages ausgebeutet werden. Die Leute, welche hierin arbeiten,
treffen sehr häufig aui uralte Granithämmer, welche zum Lossprengen der
festen Salzlagen dienten und von den Arbeitern vergessen oder verloren
worden sind. Diese Steinsalzhöhlen haben dem nahegelegenen Dorfe, unserer
nächsten Station Boydus, den Namen gegeben, weil derselbe so viel
als das deutsche „Grofssalza“ bedeutet.
Die Spuren des Alterthumes, welche die Gegend bis- zum Araxes hin
auszeichnen, finden ihren werthvollsten Gipfelpunkt in den mosaischen Nachrichten
über Schöpfung des Menschengeschlechtes und Vernichtung desselben
durch die Sintfiuth. Alle.. Versuche, die Lage des Gartens Eden, in
der biblischen Ueberlieferung durch die vier Flüsse des Paradieses bestimmt,
von denen der Euphrat (Phrat) und Tigris (Hidekel) unzweifelhaft feststehen,
aufzufinden, sind, als gescheitert zu hetrachten, sobald man nicht das Land
Armenien und das Quellgebiet der genannten beiden Ströme im Auge hat.
Es kommt darauf an, die beiden ändern Ströme: Pischon und Gihon und
die von ihnen umflossenen Landschaften nachzuweisen. Dafs der eine derselben
der Araxes sein müsse, der heutige Aras, gestehen alle diejenigen
zu, welche die geographisch bestimmte Lage des Paradieses festhalten. Für
den vierten Flufs bliebe dann vielleicht eines der kleineren Berggewässer
10