sieh zwei Fahren, die Wago» mul Reisende gegen einen bestimmten Tribut
\v'u einem l loi nach »lont ändern hefördern.
Am ändern Fier der Kura, auf der ro.eht.on Soito »los F lu sses, führt
die Poststrafse, meist in \\ indungen auf- und absteigend, tlnn bnrli golö«
iv'm't» F'nfs des Borges entlang.
IVr Jemtsehik taumelte immer bedenklicher auf seiner z\voil'ellmf|.on
Kante, Endlieh rollte er vom Beeke auf die Erde und blieb hier wie eine
leblose Fast liefen. Zum Glück passirton wir ein Dorf, in welchem ein
Stellvertreter des verlernen Sohnes des Kaukasus aufgesuoht werden mnfslo.
k>ehl und gute W erte führten bald zum Ziel. Man hat im Kaukasus
nur ute Schenke uufansnehen, um aus der dort versammelten Sehaar männlicher
Dorfbewohner geeignete Exemplare zu seinen Diensten herauszulinden.
Dafs dort nicht Wasser getrunken wird, darf nicht erst besonders versickert
werden. Wir sind in Georgien, und der Georgier pflegt sehr naiv
von seltenen Bekanntschaften zu behaupten: „der trinkt Wasser wie
Wein!“ P e r Eingeborene, so brav, ehrlich und treu der Menschenschlag
ist, z® dem er gehört, wird es nie zum Reichthum bringen, da er soino
Verdienste regehnä/sig in die Schenke trägt. Und dabei ist er wählerisch!
Man frage nur in den elenden schlechten Holzbuden am Wege nach Champagner
und die verlangte Sorte wird sicher auf der Stelle gebracht werden.
Das Schneegestöber begann von neuem, als wir nach etwa zweistündiger
Fahrt eine greise Hochfläche erreicht hatten. Unser Pasekoll, SkarfplU
trieb Kutscher und Pferde vorwärts, da wir wünschten, gegen Abend in
T f f e emziehen zn können.
In dem Dorfe TzaK ist ein Posthans. wo Pferde, Wagen und Kutscher
gewechselt werden. Der Hof sah glänzender ans als wir erwarten durften.
Eine Menge rassisch-kaukasischer Offiziere in reicher Uniform gingen
erwnrtnngsToB auf dem Hofe hin und her. Bei der Ankunft der drei Te-
fegss wandten sieh Aller Blicke nach dem Thore hin, und als man hörte,
dafe dar Abgesandte Preufsens in eigener Person unter den angekommenen
Reisenden sei. näherte sich ein Artillerie-Oberst mit militärischem Anstande,■’
zeigte die Ordres tot. welche ihm vom Fürsten-Statthalter des Kaukasus
ztEgekonnnen waren znm würdigen Empfang des prenfsischen Ministers und
znar fepemeffl Weiterbeförderung der prenfsischen Mission nach Tiflis. Ein
'krilenMkk auf die bereitstehenden Equipagen gaben den schönen Worten
des schönsten Xaehdrack, Ein schneller bedeutungsvoller Abschiedsgrufs
wurde (Ion Tetogiw zu Tlioil, die wir nie mehr in unserem Heben besteigen
zu mllHHon hofften.
I'iiii büNelioidenoH Diner erquickte uns mehr durch die wohl bereeb-
liiglio Hoffnung auf die reich besetzte Tafel in Tiflis atu Abend, als durch
die augenblickliche Fülle der vorhandenen, aus Thee, Eiern und Brot bestellenden
Glinge. Ein Jinuler des Obersten, der in der Nähe ein J/and-
limiN liosids und als Kntin bezeicliuet wurde, hatte den Minister zu seiner
Tafel geboten, allein l'illis lag letzterem zu sehr am Herzen, als dafs das
herrlichste Diner der Welt Veranlassung eines längeren Aufenthaltes hätte
wordon können.
In einem boquomon Tarantas — einem zwischen zwei Holzbäumen mit
Stricken festgebundenon gepolsterten Kutschenkasten, die Bäume auf der
Vorder- und Hinterachse ruhend und die Stelle der Federn vertretend -
Hogon wir zur Iloftliür hinaus. Freier atlunete die Brust, stolzer wurde
das Haupt getragen, denn wir fuhren wieder einmal menschlich.
Waren die Mittel der Beförderung so unerwartet verbessert worden,
so schien sich jetzt (las Wetter vollends gegen unsere Reise verschworen
zu haben.
Das Schneetreiben nahm so überhand, dafs der Weg von Stunde zu
Stunde höher und höher mit dem weifsen Wintertuche bedeekt war. Es
wuchs so gewaltig, dafs sich der Schnee bereits zwei Arschinen hoch auf-
gethürmt hatte und das Fortkommen auf der schmalen Bergstrafse, unter
der in der Tiefe das Wasser der Kura wirbelte und rauschte, immer schwieriger
wurde. Gegen Abend, als uns bereits dichte Finsternifs von allen
Seiten umgab, blieben die Pferde im tiefen Schnee und Kothe stecken und
der Wagen schien nicht vor- und rückwärts zu kommen. Wir stiegen
sämmtlieh aus, versanken in fufstiefen Schlamm und wateten dem langsam
fortges.chleiften Wagen nach. Ein Kosak — es waren ihrer zwei, die uns
fortdauernd begleiteten — wurde bis zur nächsten Station vorausgesehickt,
um frische Pferde zu holen, allein die letzteren erreichten uns erst, als
wir todtmüde, nafs von oben und unten, klappernd vor Kälte, die Stanzie
beinahe erreicht hatten.
Es war nicht etwa Tiflis, sondern wir befanden uns auf der vorletzten
Station vor der 17 Werst abgelegenen Hauptstadt des Kaukasus.
An ein Fortkommen bei so bösem Wetter war gar nicht zu denken.
Wir mufsten also gute Miene zum schlechten Spiele machen und uns zu