als Karawanserai dient, bildet das einzig bemerkenswerthe Gebäude. Ihr
gegenüber liegt ein grofser umzäunter Garten, in welchem wir unsere Zelte
aufschlugen. Kaum war dies geschehen, als sich ein schöner Perser mit
sehr höflichen Manieren dem Eltschi näherte, ihm seine Huldigung ausdrückte
und seine Dienste anbot. Es war der Zabut, Ober-Steuereinnehmer,
der Gegend, in welcher wir uns augenblicklich befanden. Ein reiches Pisch-
kesch, aus einem Hammel, mehreren Hühnern und schönen Früchten bestehend
, war die unvermeidliche Folge gegenseitiger Annäherung. Mehr
als diese Gabe erfreute der Anblick des frischen Wassers, mit welchem
der Herr Zabut, Gott weifs von wo her, die Gräben um unsere Zelte reinigen
liefs, die von einem stinkenden Wasserpfühl umgeben waren. Gegen
Abend brach ein heftiger Orkan lo s , der sich um Mitternacht zu einem
langanhaltenden regenlosen Gewitter entlud. Wie der Frühlings in Persien
durch Gewitter eingeleitet wird,, so ist auch der Anfang des Herbstes durch
dieselbe Naturerscheinung näher bezeichnet. Der erste Blitz und Donner
und nachher ein halbstündiger Regen trat als Vorläufer der herbstlichen
Jahreszeit am 29. August Abends ein. Am folgenden Tage fielen bei Stets
trübem Himmel ein paar Regentropfen. Am 31. August wüthete in Teheran,
wie immer gegen Abend nach Sonnenuntergang, ein Sturm. Am
1. September: Orkan mit fernem Gewitter § darauf Regen und als Schlufs-
bild ungeheure Staubwirbel. Anfangs schien dabei der Vollmond auf das
Prächtigste.
Am 3. September fünf Uhr Morgens safsen wir bereits auf unseren
Pferden, um die nächste Station, das vier Fersach vor uns gelegene Dorf
Rabbat-kerim noch bei Zeiten zu erreichen. Das Gewitter hatte die Luft
so abgekühlt, dafs wir vor Frost zitterten und unsere Mäntel recht wohl
vertragen konnten. Nachdem wir dicht bei dem Dorfe ein Flufsbett durchschritten
hatten, gelangten wir auf die grofse Karawanenstrafse, deren
Breite und Ebenheit heute wie gestern nichts zu wünschen übrig liefs. Auch
das landschaftliche Bild veränderte nur wenig seinen Charakter. Rechts
und links von unserer Strafse dehnten sich auf grofsen Flächen bald bebaute
Wiesen, bald sandreiche Steppen aus, angenehm unterbrochen durch
Gruppen von Dörfern und durch Karawanseraien mit festungartigen Mauern.
Auf der ersten Hälfte unserer Reise begegneten wir den Resten von drei
zerstörten Ortschaften. Die Mauern der Häuser, dicke Wände aus regel-
mäfsig geschichteten Erdziegeln aufgeführt, standen bis zur halben Höhe
noch aufrecht da; die Stadtmauer mit- ihren Thürmen war zum gröfsten
Theil bis auf den Grund zerstört und bildete eine schwarze, zerbröckelte
Masse; die von der hellen Farbe des Erdbodens grell genug abstach. Obgleich
in Persien das Alter vergangener Geschichten an den Trümmern zerfallener
Städte und Dörfer schwer zu bestimmen sein dürfte, da alte Ruinenstätten
und der moderne Ruin in keiner Weise von einander zu unterscheiden
sind, so scheint dennoch die nächste Umgebung einiges Licht auf die in
Rede stehenden Reste menschlicher Wohnungen zu werfen. Eine hinreichende
Zahl grofser, künstlich aufgedämmter Hügel erhob sich an verschiedenen
Punkten der weiten, von der Karawanenstrafse durchschnittenen
Ebene, gewöhnlich in der Nähe noch bewohnter oder zerstörter Ortschaften.
Es sind das die bereits früher erwähnten Tepe (geschrieben: teppbh in den
persischen Büchern), über deren Bedeutung als Feuer- und Sonnenaltäre
oder als Ateseh-gäh, Ateschkaddh uns nicht der geringste Zweifel zu sein
scheint. Die Perser in der Nachbarschaft erzählen noch heutigen Tages
von ihnen, es seien Werke der Gubar d. h. der Geber oder Feueranbeter,
haben also alte Ueberlieferungen treu -erhalten. Wir haben auf unseren
Wanderungen auf persischem Boden in keinem anderen Striche dieses Landes
,so viel Feuerhügel angetroffen, als grad e 'in diesen Theilen unserer
Reiseroute. Der Grund scheint einfach dieser zu sein. Da die Sonnen-
ältäre (denn der Sonne, Mithra, — erhalten in dem heutigen persischen
Worte mihr für die Sonne — wurden die heiligen Feuer angezündet, vor
allem an dem Hauptfeste des persischen Sonnenjahres, am Tage des Nauruz)
auf hohen Punkten gelegen sein mufsten, so wählte man in dem bergereichen
Lande gewöhnlich passende Höhen im Gebirge als Opferstätten aus, deren
Spuren sich in der Nähe altberühmter'Städte nach der Sage und Ueber-
lieferung noch bis in die Gegenwart erhalten haben. Wir erinnern in dieser
Beziehung an den Sonnenaltar am Berge hinter Rei, an den Sonnentisch
auf der Höhe des Eiwend oder des Orontes-Berges der Alten in der
Nähe von Hamadan, und an den Ateschgdh oder Feuertempel dicht vor
Isfahan, links ,von der Strafse, die von Hamadan aus nach der ehemaligen
Residenzstadt der persischen Könige führt. Da, wo die Berge allzufern
lagen, wie auf der Strecke, von welcher wir sprechen, errichteten die
Dörfler und Städter in der Nähe ihrer Wohnstätten künstliche Hügel, auf
deren Höhe dem Mithra das heilige Feuer gezündet wurde. Wir haben
nicht versäumt, gelegentlich die Tepe zu ersteigen, um sie genauer zu un