dämpfen riechenden kleinen Gemache , in dessen Mitte sich ein ausgemauertes
Bassin befindet. Aus einer Röhre in der Fensterwand fliefst das
heifse Wasser in das Bassin hinein. Man legte uns zunächst auf ein hölzernes
langes Brett, rieb uns mit dem auch in arabisch-türkischen Bädern
angewendeten rauhen Tuchhandschuh ab und seifte uns dann in eigenthüm-
licher Weise ein. Die Seife wird nämlich in einem Kübel zu Schaum geschlagen,
in einem Sacke von dünnem Zeuge aufgefangen und dieser über
dem Körper des Badenden ausgedrückt. Die in grofsen Blasen durch die
Oefihungen des Zeuges hervorquellende schaumige Masse erzeugt auf der
Haut das Gefühl der Berührung mit Spinneweben. Das Eintauchen in das
warme mineralische Wasser des Bassins bezeichnet den Schlufs der Tifliser
Badgebräuche.
Der als Numismatiker ausgezeichnete General B a r th o lo m ä i , der
General-Lieutenant v. M in c k w itz , Chef der Gensdarmerie, der General
und Adjutant v. T rom b ow s k y , welcher den gefangenen Tscherkessenfürsten
Schamil nach Petersburg begleitete, Baron v. T o rn o w , Chef der Kaiserlich
privilegirten Handelsgesellschaft auf dem kaspischen Meere, sind so
rühmlichst bekannte Persönlichkeiten des Kaukasus, dafs wir von Tiflis
nicht Abschied nehmen können, ohne wenigstens durch die Erwähnung
ihrer Namen den Tribut erkenntlichster Gesinnung abzutragen. Wir verdanken
zum Theil ihnen, neben reicher Belehrung, die vollständigsten Aufschlüsse
über Leben und Leiden jenseits des Araxes, Aufschlüsse, welche den
höchsten Werth hatten, da die bisherigen Angaben über Persien um so verworrener
wurden und sich stets widersprachen, je mehr wir uns den Grenzen
des iranischen Reiches näherten.
Vor allen interessirte uns, lebhaft die Fortsetzung der Geschichte mit
dem providentiellen Ringe Schah’s N a sr-ed-din, des gegenwärtigen Beherrschers
der Gläubigen in Iran.
Als nämlich Kaiser Nicolaus I. seine transkaukasischen Provinzen besuchte
und auf seiner südlichen Reise die Stadt Eriwan berührte, sandte
Muhammed-Schah seinen damals fünfjährigen Sohn und Thronerben Nasr-
ed-din zur Begrüfsung entgegen.
Wir entlehnen nach C h o d z k o ’ s Uebersetzung die Schilderung der
Zusammenkunft dem persischen Reichshistoriographen Riza-Kuli-Khan.
„Der prinzliche Thronfolger und Erbe der Krone Irans, begleitet von
seinem laleh (Lehrer), vom Emir- i-nizam (Generalissimus der Armee) und
von mehreren ändern Grofswürdenträgern, wurde vom Baron R o s e n , dem
General-Gouverneur von Tiflis, in den Salon des Hauses eingeführt, welches
der Czar vor der Hand bewohnte. Man lud sie ein, auf Lehnstühlen
Platz zu nehmen, die zu dem Zwecke in Bereitschaft gestellt waren. Plötzlich
geht eine der Seitenthüren auf, der Kaiser Nicolaus tritt rasch ein,
nimmt den Prinzen auf den Arm und verschwindet mit seiner Beute in der
Tiefe des anstofsenden Gemaches. Wir sahen ihn gleich darauf wiederkehren,
um die Thüre hinter sich zu schliefsen. Ein Paar Minuten nachher
lief der Lehrer hinzu, um durch das Schlüsselloch zu ergueken, was aus
seinem Zögling werden würde. Der Czar hatte sich niedergesetzt und hielt
den Prinzen auf seinen Knien; der letztere plauderte mit Witz und beantwortete
die Fragen des Kaisers, die von einem Dollmetscher Sr. Majestät
übersetzt wurden. Eine Viertelstunde darauf holte Nicolaus aus einem
Kästchen einen prachtvollen Diamantring mit seinem Porträt in Miniatur
hervor und fragte das Kind:
„Sieh einmal diesen Talisman. Kannst du mir sagen, wer der grofse
Herr ist, den du darauf abgebildet siehst?“
„„Nun, das, bist du ja selber, du grofser Onkel.““
„Wohl, so nimm diesen Ring und denke daran: so oft dir irgend etwas
fehlt, so verlange es nur von diesem grofsen Onkel. Wirst du es auch
thun, lieber Neffe?“
„„Ja, du grofser Onkel.““
Der Czar küfste das Kind und trug es nach dem Salon zurück. Er
lobte den Witz und frühreifen Verstand des Knaben, den er seinem Lehrer
zurückgab, und unterhielt sich in leutseliger Weise mit dem Emir-i-nisam
und anderen persischen Offizieren.
Nach dem Tode Muhammed-Schahs, — wir geben nunmehr die Fortsetzung
der Geschichte, — Traten in Persien wie gewöhnlich bei dem Hinscheiden
eines Königs Unruhen ein, welche dem Thronfolger gefährlich zu
werden drohten. Nasr-ed-din befand sich in der kritischsten Lage ohne
alle Stütze in Täbriz. In seiner Angst denkt er an den Ring, drückt die
Kapsel desselben und schaut das Bild des Kaisers an mit den Worten:
„Wirst du dein Wort halten und mir helfen, lieber Onkel?“ Wenige Minuten
später öffnet man die Thüre, der russische Gesandte, Hr. v. A n i