kleiner, wie Erbsen aussehender blaugraugefärbter Kiesel heraus, mit welchen
der ganze Boden des kleinen Sees bedeckt ist. Sie werden hier häufig
gestofsen und von den Kranken eingenommen. Männer und Frauen baden
hier anstandslos sub Jove zu allen Tageszeiten. Am Abend lud mich der
höfliche Wirth unseres Hauses zu meinem nicht geringen Schrecken zu
einer ärztlichen Consultation in sein Enderun ein. Ich sollte; seinen Dien
e r, hernach seine Frau, beide vom Fieber befallèn, und endlich seine
17jährige, an Epilepsie leidende Tochter heilen. Man bewirthete mich mit
Thee und Kaliun, ich safs dabei nach persischer Sitte neben unserem Haus-
wirthe auf der Erde, die intimsten Diener des Hauses;, alte Leute, standen
in einiger Entfernung an der Thür. Die Frauen erschienen un verschleiert,
hielten jedoch ein Tuch vor das Gesicht, um den fränkischen „bösen Blick“
zu vermeiden. Ich verordnete, natürlich nur in sehr geringen Dosen Morgens
und Abends einzunehmen, meine Panacée auf der Reise in Pergien,
Bulrich’sches Salz. Für meine Rathschläge und mein Médicament erhielt
ich vom Wirth statt des Dankes die zarte Aufforderung, ihm als passendes
Angedenken meine Solinger Jagdflinte zu überlassen.
Am 31. Juli sagten wir in aller Frühe Ask und seinen Quellen Ade,
schüttelten unserem Wirthe auf baldiges Wiedersehn die Hand und zogen
in der Richtung nach der Stadt Demawend zu , welche vier bis fünf Fer-
sach von Ask abliegt. Die Luft war mild und überaus angenehm für unsere
teheranisch durchhitzten Körper. Ein reizendes Thal bildete die breite
Treppe, welche uns aufwärts zu den Bergkämmen in Adlerperspective
führte. Liebliche Baumgruppen und fruchtbare Felder, vor allen mit Melonenbeeten
bedeckt, prangten in dem saftigsten Grün und riefen lebendiger
als je Heimathsgedanken wach, die sich vor allen in dem Lobe unserer
schönen nordischen Natur ergingen. Nur eins wird der letzteren immer
fehlen, der klare azurblaue Himmelsdom, der sich über uns im persischen
Lande.in unvergleichlicher Lichtreine wölbte. Rechter Hand erhoben sich
wie riesige Orgelpfeifen mächtige Basaltpfeiler in die Höhe und bildeten
lange Zeit eine Mauer, deren wechselnde Gestaltungen nur selten das Auge
wo anders hin abschweifen liefsen.
Oben auf der schwindelnden Höhe folgten wir dem Laufe des Haras,
der tief unter uns in weifsem Wellentanze dahinrauschte, freilich lautlos
für uns, da sein Toben die gewaltige Höhe nicht erreichen konnte. Hinter
uns stieg die Pyramide des überwundenen Demawend majestätisch himmelan,
scheinbar in den unendlichen Aether verschwindend, da ein weifser
Wolkenkranz die oberste Spitze verhüllte.
Der Bergkamm, auf dem sich die Strafse dahinzieht, hatte den Anblick
einer wüsten und öden Fläche; dennoch fehlte es nicht an Distelkraut,
welches von einer Heerde Maulthiere begierig abgefressen wurde.
Bald verengte sich die Strafse zu einem steilen, Schwindel erregenden Felsenpasse,
der abwärts in ein breites felsiges Thal einen freien Ueberblick
gestattete.
Wir begegneten hier einen befreundeten Europäer aus Teheran, der
vor Entzücken schwelgte über eine Entdeckung höchst wichtiger Natur,
die er sofort nach Paris an die Akademie berichten wollte. Wir waren
neugierig, diese wichtige Entdeckung kennen zu lernen, und hörten mit
wachsendem Erstaunen, dafs es sich um die Existenz des mythologischen
Greifes handelte. Mr. N führte uns in eine enge Felsenspalte, rechts
am Wege oben auf dem Passe, liefs uns den Blick in eine zerklüftete