duftenden Rosengarten, um erst gegen 9 Uhr die Nachricht zu erhalten,
dafs der Istakbäl, die feierliche Einholung, im Gange sei. Wir bestiegen
unsere guten russischen Pferde, die nebst den Leuten des Mehmendär’s und
den rothjaekigen persischen Serbazen unserer vor dem Eingänge harrten.
Der Zug setzte sich nun in der gewöhnlich streng inne gehaltenen Rangordnung
in Bewegung, wobei uns die Wasser und Tümpel, welche wir bei
unserem Ausgang aus -Kent zu passiven hatten, die gestickten Uniformen
von oben bis unten bespritzten. Den Trofs eröifneten die Dschelaudars,
welche die Jedäk oder die Luxuspferde, mit schönen Decken geschmückt,
an der Hand führten. Zu den Thieren gehörten zwei, welche der Schah
nach Landessitte entgegengesendet hatte. Hinter ihnen folgten in angemessener
Entfernung etliche Soldaten zu Fufs, mit Stöcken in den Händen,
um bis eine gewisse Strecke hinter Kent das Geleite zu geben. Dann folgte
unser Minister1, Hr. Baron v. Minutoli, seinen schönen Goldfuchs reitend,
neben ihm der persische Mehmendär, dem vor Angst, alles recht gut d. h.
mit dem gehörigen Ceremoniell auszuführen, das Herz im Leibe klopfte. Hinter
ihnen ritt meine eigene, geringe Person und der vielbeschäftigte Dra-
goman der Gesandtschaft. Uns schlossen sich in angemessener Pferdelänge
die europäischen Diener an, denen auf den Fersen die persischen Bedienten
folgten, die nach persischen Begriffen für einen vornehmen Mann un-
erläfslich sind und deren Liste wir weiter unten (S. 209) vorgelegt haben.
In solchem stattlichen Trosse ritten wir denn erwartungsvoll den 2 Meilen
weiten Weg nach Teheran zu; die Sonne brannte zum Versengen, der
Staub, den unsere Pferde auf dem bröckligen Steinboden aufrührten, bedeckte
uns in unerwünschter Fülle. Die einzige Freude bereitete mir für
den Augenblick der schneebedeckte Kegel des Demawend, welcher majestätisch
über der vegetationsleeren vulkanischen Kette des Elburs sein Haupt
in den blauen Aether hinausreckte.
Nachdem wir, ich im Schweifse meines Angesichtes, eine gute Wegstunde
im langsamen Schritt geritten waren, erblickten wir plötzlich in einer
Niederung zu unseren Füfsen ein weifses grofses Zelt, welches neben einem
Wäldchen, einer kleinen Baumschule, aufgeschlagen war. Reiter in europäischer
und persischer Uniform kamen auf uns losgesprengt, um den Minister
bei seinem Eintritt in Teheran zu begrüfsen. Die Perser hatten einen
Sartip (General) und einen Polizeichef entgegengesendet; die uns begrüfsen-
den Europäer waren zu unserer grofsen Freude zunächst Deutsche, an ihrer
Spitze der persische General und k, k. österreichische Rittmeister v. Ne-
miro, ein braver Mann, der sich um das persische Heerwesen hoch verdient
gemacht hat und dessen Weggang nach Oesterreich mit gröfstem Bedauern
empfunden wird. Ihnen hatte sich ein Theil der Herren der übrigen
Gesandtschaften, der russischen, englischen, französischen und türkischen
angeschlossen, um den Neuankommenden von „draufsen“ in üblicher Weise
ihre Höflichkeit zu bezeigen.
Als der bunte Zug das Zelt erreicht hatte, wurden wir eingeladen, von
unsern Pferden zu steigen und in das Zelt zu treten, woselbst uns neue
Begrüfsungen Seitens der persischen Behörden und eines grofsen Theiles
des erwähnten fremden Gesandtschafts-Personals erwarteten. Man setzte
sich auf europäische Stühle, die um einen langen Tisch standen, welcher
nach landesüblicher Weise mit Rosen und allerlei Zuckerwerk auf Tellern
bedeckt war, so dafs ich kaum eine leere, auch noch so kleine Stelle zu
entdecken vermochte, Diese süfse Gaben wurden dem Minister als Geschenke
des „Königs der Könige“ (Schakymchdh) bezeichnet. Nun erfolgten
blumenreiche Reden Seitens des persischen Generals, deren Hauptspitze
der-Gedanke war, dafs alles Volk sich freue ob der brüderlichen Vereinigung
der Preufsen und Perser, d i e i n s c h a l l a h ! „so Gott will!“ nie aufhören
werde.
Wir machten hier in dem Zelte, wo unser Mehmendär nach persischer
Sitte auf den Teppichen knieete und begierig das versprochene Lob seiner
Thätigkeit als Mehmendär von dem Munde des Hrn. Baron abzulesen
suchte, die erste Bekanntschaft-des Beamten-Personals der verschiedenen
Gesandtschaften, und hatten Gelegenheit, aus ihrem Munde manche interessante
Nachricht (meist enttäuschender Natur) über Land und Leute hier-
selbst zu erhalten.
Nun kamen die Diener des Königs, brachten zunächst Thee und dann
den Kaliün. Der Hr. Minister erhielt natürlich den schönsten, d. h. denjenigen,
aus welchem der Schah zu rauchen pflegte. Wir ändern andere,
wobei sehr genau auf die Rangfolge gesehen wurde.
Endlich war der Augenblick des Aufbruches gekommen. Aus dem
Knäuel von mehr als 50 persischen Hengsten, die persischen und europäischen
Reitern angehörten und die mit lautem Gewieher um sich schlugen
und bissen, wurden für uns aufser den JWe£-Pferden drei schön geschirrte
Hengste turkomanischer Rasse aus dem k. Marstall vorgeführt, auf denen