aus denselben emporwanden, die ärztliche Kunst vergeblich zu vernichten
suchte. Satan gab den Rath, die Schlangen mit Menschenhirn zu füttern.
Dadurch hoffte er die Welt zu entvölkern.
Diesen Zohaq hatten die Iranier nach Königs DschemschicL Flucht zu
ihrem Herrscher ernannt. Täglich wurden zwei Menschen geopfert und
tausend Jahre hatte Zohaq bereits über Iran das Scepter geführt. Da fordert
der Schmidt Kawe, dem schon sechszehn Sohne als Schlangenfutter
genommen waren und dem nun auch der siebenzehnte dahingeopfert werden
sollte, die Iranier zum Kriege gegen die Tyrannen auf, steckt sein
Schurzfell als Banner auf eine Stange und vereinigt sich mit dem jungen
Helden Feridun, der ausgerüstet mit seiner Stierkopfkeule und eingeweiht
in Zauberkünste den Kampf mit Zohaq aufnimmt. Auf Befehl des Engels
Zerusch tödtet er ihn nicht, sondern fesselt ihn in einer dunklen Höhle
im Innern des Demawend an den Felsen.
Es darf nicht Wunder nehmen, dafs noch heutigen Tages nicht nur
die Sage in aller Munde lebt und in vielfacher Gestaltung von den Leuten
am Demawend erzählt wird, sondern dafs sogar noch in der Stadt Demawend
ein besonderes Fest gefeiert wird, das v o nM o r ie r als Augenzeugen
miterlebt worden ist. Am letzten Tage des Monats August fand ein wildes
Reiten der Leute zu Pferde und zu Maulthier Statt; man tummelte sich
auf den Thieren bei Tage wacker herum und liefs des Nachts auf allen Häusern
Freudenfeuer auflodern, zum Andenken an das Feuer, welches, ein hel-
denmüthiger Jüngling (Feridun?), wTelcher den Zohaq g e tö d t e t hatte, auf
der Höhe des Demawend als Zeichen seiner glücklich. vollbrachten That
angezündet hatte.
Wir werden später noch Gelegenheit haben, darauf aufmerksam zu
machen, wie noch von den heutigen mohamedanischen Persern das Feuer
in manchen Beziehungen eine hervorragende Rolle spielt und an die Zeiten
des altiranischen Feuerkultus erinnert. Nach dem Schriftsteller Mo’s e r
(Sohn M o e h le h l’s) giefsen die Anwohner des Demawend bei starken Regengüssen,
welche die Aussicht auf eine gute Ernte trüben, Z ie g e nm ilc h
in d a s F e u e r , und der Regen hört auf. „Ich selbst habe mehreremal,
fügt er hinzu, diese Beobachtung gemacht und habe den Beweis gehabt,
dafs sie Wahres sagten.“
Nach einer schlecht und unruhig vollbrachten Nacht brachen wir den
30. Juli früh 6 Uhr von unserem Lagerplatze auf, um über Ask und Demawend,
die Stadt, die Rückreise nach Teheran ¿mzutreten. Derselbe steile Weg
führte uns bis auf die Höhe, wo sich nach links der Weg gen Abigerm,
nach rechts der Weg auf den oben beschriebenen Lavadamm spaltet. Der
letztere endet in grader Richtung in der Nähe des Dorfes Gernah. Von
da au’s schlugen wir über Rainah den abschüssigen Pfad nach der reizend
gelegenen Stadt Ask ein, wo wir in einem mit vielem Luxus nach persischen
Begriffen ausgestatteten Hause dicht an dem hohen Felsenufer des
Haräs gastfreundlich von dem anwesenden Wirth aufgenommen wurden.
Der Weg endet unmittelbar .vor Ask in eine merkwürdige, sehr steile Felsenspalte
, mit einer Menge hoch und niedrig gelegener Grotten, welche
lebhaft ün die .altägyptischen Gräbergrotten erinnerten. Auch dies sind
alte-Gräbhöhlen,. welche aus den besten Zeiten des Geberthums herstammen,
und nach' den Aussagen der phantastischen Perser in die Zeiten des
Schlangen-Zohaq zurückgehen. Gegenwärtig werden sie als Viehställe und
Getreidespeicher benutzt, daher die meisten durch Thüren wohlverschlossen
sind.
Die Stadt Äsk, auch Aesk ausgesprochen, liegt im Harasthale auf hohem,
felsigen Grund. Sie besteht aus etwa zweihundert Häusern, die aus
Stein und Lehm ziemlich dauerhaft aufgeführt sind, und durch ihre Balkenfülle
auf die Nähe der holzreichen Landschaften am kaspischen Meere hin-
weisen. Die. Bewohner, welche bereits den persischen Dialekt des Mazen-
derani sprechen, weilen nur im Sommer vom Nauruz-Feste ab an den
kühlen und angenehmen Platz, und wandern im Winter nach ihren Kischlak
auf der, wärmeren Ebene von Mazenderan. Drei Schwefelquellen ziehen,
aus allen Theilen Persiens, von Bender, Sehiraz, Isfahan u. s. w. viele Kranke
an, welche an Ueberflufs von Germd oder Wärme leiden und hier Heilung
von ihrem Uebel suchen und finden sollen. Die Schwefelquellen liegen auf
der rechten Seite des Flusses am Fufse der steilen Berge, welche'auf der
östlichen Seite das Harafsthal begrenzen und eine prachtvolle Aussicht nach
der auf steilem felsigem Ufer gelegenen Stadt gewähren (s. umstehende Abbildung)..
Wir badeten in einer der gröfsesten im Gemeinschaft mit einem
Perser, der uns Heilung aller unserer Leiden prophezeite und eine glückliche
Rückkehr von Ask nach Berlin wünschte. Das Wasser ist himmelblau
gefärbt, etwa zwei bis drei Fufs tief. An der einen Seite sprudelte
aus einer Oeffnung unaufhörlich die eigentliche Quelle wie eine Fontäne
aus dem Erdinnern hervor. Sie wirft mit ihrem warmen Wasser eine Menge