gab sein rnurekh'es^ d. h. er entliefs an Ort und Stelle die feierliche Eskorte
unter Bezeigung seines besonderen Dankes und so zogen wir erleichterten
Herzens, die Karawane hinter uns, uiisere Strafse weiter.
Das nächste Terrain führte uns bald in malerische Thäler abwärts,
bald zu steilen Höhen aufwärts. Der landschaftliche. Charakter bleibt unverändert
der einer vulkanischen Gebifgsformation in allen ihren Eigen-
thümlichkeiten bis zu den grün, roth und gelb schillernden Farbentönen
hin, in welchen die vegetationsleeren-Felsen, riesigen Maulwurfshügeln ähnlich,
bis in die weiteste Ferne hin schillern. Hier und da unterbrach das
Bischen Frühlingsgrün der Felder den einförmigen Anblick und wirkte
wohlthuend auf Auge und auf Stimmung. Ueber Baschmisch, welches ein
sehr bedeutendes Dorf an der Strafse ist, mit Wasseradern, Baumwuchs,
einzelnen stattlichen Häusern und einer bedeutenden. Iiarawanserai, gelangten
wir nach der Station Sejid-abäd^ vier Fersacli von Täbriz entfernt, mit
einer Tschaparkhaneh. Der Ort, klein und unbedeutend , erfreut sich wegen
der Vortrefflichkeit seiner Sahne (gheimeq) eines besonderen Rufes, so
dafs wir Veranlassung nahmen, unser bescheidenes Mahl auf dem Dache
eines Hauses durch etliche Portionen Sahne zu verherrlichen. Während
des Essens traf zu allgemeiner Freude der Herr Mehmendäf. ein, ebenso
bestürzt darüber, dafs wir ohne ihn, den wahrscheinlich astrologische Bedenken
in Täbriz zurückgehalten hatten, abgegangen waren, als zufrieden,
uns hier in bester Verfassung angetroffen zu haben. Wir zogen mit ihm
bald weiter und langten nach einem Marsche neuer vier Fersach Abends
6 Uhr in dem ärmlichen Dorfe Hadschi-Aga an. Die Nacht über brachten
wir in einer äufserst armseligen und schmutzigen Hütte zu. Vor Hadsehi-
Aga wird ein ziemlich hoher Bergpafs überschritten.
Montag den 23. April brachen wir wie gewöhnlich gleich mit Sonnenaufgang
auf. So heifs es den Tag über is t, so kühl-sind die Nächte, vor
allen aber die Zeit vor und beim Sonnenaufgang. Rechts und links wird
die Hochfläche, auf der. sich die Karawanenstrafse hinzieht, von Bergzügen
eingeschlossen, die zum Theil noch mit blendendem Schnee bedeckt -waren.
Niedrige Erhebungen vor uns lassen neue Steigungen vermuthen. Kleine
Bäche, vom schmelzenden Schnee auf den - Bergen mit ziemlichem Wasser-
vorrath gespeist, unterbrechen die Strafse. Verfallene. Karawanseraien älterer
Zeit, von unserem Mehmendär meist als Abbasijeh, d. h. als Bauwerke des
grofsen Schah Abbas bezeichnet, gewähren auf der traurigen Hochfläche
die einzigen Ruhepunkte. Eine derselben führt den Namen Gilek, heifst
also grade so,wie sonst im Persischen ein Bewohner des G'ilän, der Provinz
am kaspischen Meere. Die Perser erzählen, ein Gilek, Kaufmann, der
häufig nach Täbriz reiste, habe sie auf seine Kosten erbauen lassen. Seitdem
héifse sie ;die Karawanserai des Gilek. Wir rasteten hier in der Nähe
eines schmutzigen Baches.
Auf unserem ganzen Wege nach Gilek zu und später nach unserem
Aufbruch hatten wir das traurige Schauspiel zahlreicher Aussätziger, die
uns entgegeneilten und unter dem Geschrei: Jaraddn séne kömekohyn „der
Herr sei deine Hülfe“ um ein Almosen änbettelten. Diese Armen, Männer,
Weiber und Kinder, wohifen hier bis nach Zendschan hin in elenden Hütten,
fern von den Städten und Dörfern, und müssen von aller Berührung mit
ihren Landsleuten ausgeschlossen,- in der traurigsten Wüstenei ihr elendes
Dasein fristen. ■ Der Aussatz zeigt sich in den abschreckendsten Formen,
Vor allen im Gesichte. Rothé Beulen auf der Stirn, an den Backen, an
der Nase, ein verzerrter Mund,. rothe triefende Augen geben ihnen ein
entsetzliches Aussehen. Die Regierung hat bis jetzt nichts gethan, um den
vom Aussatz- Behafteten Heilung oder wenigstens Milderung ihres Leidens
zu verschaffen’, sondern sich lediglich auf die-schon von den Alten ausgeübte
Sanitätsmafsregel beschränkt, die Aussätzigen Von der übrigen Welt
streng abzusperiün.
Nach einem Ritte von 6 | Fersach bogen wir in einen Thälgrund ein,
der-von hohen, steilen Felswänden eingefafst war. Mitten durch flofs ein
kaum zwei oder drei Fufs, tiefes Gewässer, das einen der Zuflüsse des
Schah-rud abgiebt, der seinerseits ein Nebenflufs des gröfsten aller persischen
Flüsse,' des Kyzyl-üzen oder „Rothflusses“ ist. Als Brücke diente
ein quer über das Wasser gelegter, krummgewachsener Baumstamm, auf
dem man nur,- auf einer Strecke von neun bis zehn Fufs, so breit wie das
Gewässer war, sehr geschickt balancirend^ von einem Ufer-zum anderen
gelangen konnte. An beiden Seiten des unbenannten Zuflusses liegen in
dem engen Bergkessel die Hüttön des Dorfes Kara-tschemen (Schwarzwiese),
höchst malerisch von weitem, lumpig nahebei besehen, wie der ganze liebe
Orient. Das bedeutendste Gebäude ist die Tschaparkhaneh, in der zufällig
ein höherer persischer Beamte ' und Adjutant des Schah, Jahija-Rhan, Bruder
Mirza-Hussein-Kharis in Constantinopel, sein Menzil oder Quartier
aufgeschlagen" hattö. Er war als Tschapär (Courier) vor vier Tagen von
1 2 *