schars, unter denen viele von seinen Verwandten waren, barfufs umher zu
gehen und die verschiedenen Ceremonien zu beaufsichtigen, welche stattfinden
sollten, so- dafs man sah, wie sie behutsam über das Steinpflaster
schritten, und mit Stöcken in den Händen gemeine Dienste verrichteten,
indem sie durch Worte, und bisweilen durch Hiebe das Volk zurückhielten
und die'verschiedenen Processionen ordneten.
Ein Theil des Marktes war durch eine Umzäunung abgesondert worden,
um die Stadt Kerbela vorzustellen, unweit welcher Hossein getödtet
ward; und nahe derselben befanden sich zwei kleine Zelte, die sein und
seiner Begleiter Feldlager in der Wüste andeuten sollten. Eine mit Teppichen
überlegte Plattform, auf welcher die Schauspieler ihre Rollen absangen,
war Alles, was bei dieser Darstellung an Scenerie erfordert ward.
Bald nachdem wir unser Zeit erreicht hatten, erschien der König. Obwohl
wir ihn nicht .sehen konnten, wurden wir dennoch von seiner Anwesenheit
dadurch unterrichtet, dafs alles-Volk sich erhob und alle Staatsund
Stadtbeamte sich verneigten. Dann begann die Procession folgender-
mafsen:
Zuerst-kam ein rüstiger, bis auf den Gürtel nackter Mann, der in seinem
Gürtel eine lange dicke'Stange balancirte, auf welcher sich zu dreifsig
Fufs Höhe ein zinnerner, sinnreich gearbeiteter Zierrath, voll von Sprüchen
aus dem Koran, befand:
Ein zweiter, ebenfalls von oben herab Halbnackter, balancirte in seinem
Gürtel eine noch diekere, aber minder hohe Stange, auf welcher ein
junger Derwisch, dessen Füfse auf dem Gürtel des Trägers ruheten, sich
gesetzt hatte, und aus vollem Halse Verse zum Preise des Königs absang.
Hinter diesem zeigte sich ein noch .Stärkerer und Nackterer, nämlich
ein Wasserträger mit einem ungeheuren Ledersack voll Wassers über seinem
Rücken, auf welchem er überdies, tim seine Muskelstärke zu zeigen,
noch vier Knaben einen über den ändern gepackt trug. Diese Figur sollte,
wie man uns sagte, sinnbildlich den entsetzlichen Durst darstellen, den
Hossein in der Wüste, erlitt.
Hierauf folgte, von acht Männern auf deren Schultern getragen, eine
Sänfte in Gestalt eines Sarkophags, den man den Käbr Peghomber oder
das Grab des Propheten nannte. A n der Vorderseite desselben befand sich
eine grofse langrunde,- mit Edelsteinen besetzte Verzierung, und oberhalb
derselben ein demantener Stern. Auf einem kleinen Vorsprunge an diesem
Sarge standen, zwei Kerzen auf reich mit Juwelen besetzten Leuchtern.
Zudem war der > Sarg mit Kaschemir-Shawls behängen, und trug zu Häupter,.
einen Turban, wodurch "die Bekleidung des Propheten angedeutet werden
sollte. Zu. bei den Seiten schritten zwei Männer, die Stangen trugen,
an denen eine Mannigfaltigkeit schöner Shawls herabhing, und auf denen
oben Abbildungen von Mahomed’s Hand, mit-Juwelen verziert, befindlich
waren. '
Hierauf folgten vier überaus reich verzierte Hand- oder Trauerpferde.
Vorn am Kopfe trugen-sie Platten, die so mit Diamanten besetzt waren,
dafs sie in tausend schönen Strahlen blitzten- Uebrigens waren sie, mit
Palamporen und Goldstoffen behängen, und trugen'auf ihren Sätteln sinnbildliche
Andeutungen des Todes Hossein’s. Als diese Gestalten alle voi-
übergezogen waren, stellten sie sich in eine Reihe zur Rechten von des
Königs Zimmer. ' ' 1 > J • -
Nach kurzer Frist schritt'ein Trupp wild aussehender Männer vor, die
nichts als ein “weites Weifses Linnen über ihren nackten Leib geworfen
trugen. Alle waren bluthesudelt, und indem jeder von ihnen eine Waffe
schwang, sangen sie eine Art von Hymne, deren Melodie von höchst leidenschaftlichem
Ausdrucke war. Diese Männer stellen die zweiundsechszig
Verwandte und Freunde, oder, wie die Perser sie nennen, die Märtyrer
dar, welche Hössein .begleiteten, und indem sie ihn vertheidigten, erschlagen
wurden. Dichter hinter ihnen ward ein weifses, mit künstlichen Wunden
bedecktes Rofs geführt, das wie mit Pfeilen gespicki erschien, und schwarz
bezäumt war. Es stellte das Thier vor, welches Hossein ritt, als der Tod
ihn ereilt&.; Ein fünfzig Mann starker Trupp, die zwei Holzstäbe hielten
und dieselben an einander schlugen, schlossen den Zug. Sie ordneten sich
in Reihen vor dem Könige,--und vollführten, von einem in der Mitte stehenden
Vortänzer angeleitet, einen Tanz, wobei sie den Takt mit ihren
Händen schlugen. Der Vortänzer sang unterdessen ein Recitativ, in welches,
unter lautem Taktschlagen mit ihren Stäben, die Tänzer zu gewissen
Zeiten mit lautem Schreien einstimmten.
Den Procössionen folgte die Aufführung der Tragödie. Hossein trat,
geleitet, von seinen Weibern, seinen Sehwesteru und V dt wandten auf, und
liefsen ein Langes Und Breites vernehmen. Da wir jedoch zu weit vom
Schauplatze entfernt waren, um die vielen rührenden Dinge hören zu können,
die -sie wahrscheinlich zu einander redeten, so will ich sofort zu der