übrig, welche sich in nördlicher Richtung in das schwarze Meer ergieisen,
oder, wie andere nicht ohne grofse Wahrscheinlichkeit wollen, der Phasis,
der Flufs des Goldlandes par excellende. Schon ältere Theologen verstehen
unter Pischon den Phasis, persisch Fasch, der das Land Chavila d. i. Colchis
umfliefst, unter Gihon aber den Araxes, der auftallend genug im Persischen
Dschehun genannt wird. Das von letzterem umflossene Land Kusch wäre dann
das Land der Kossäer, d. h. der Kurden, welches die Alten in die Nachbai schaft
von Medien und des kaspischen Meeres setzen. L in k (Urwelt I, 307. 1. Aufl.)
hält Kusch für das Land um den Kaukasus; Pischon ist ihm Phasis, Gihon
der Kur (Cyrus), und da die Quellen aller vier Flüsse nicht gar weit von
einander abliegen, so findet er das Paradies in dem Hochlande Armeniens
und Grusiniens, der Heimath der Obstbäume und mancher Getreideärten.
(Vergl. W in e r , Biblisches Real-Wörterbuch I. S. 286 ff.) Auch B u n s e n
in seinem bekannten Bibelwerke (I. p. 11) ist der Meinung, dafs in der
Sage Armenien der Mittelpunkt sei. „Da bietet sich sogleich für Pischon
und das Land Chavila der altberühmte, ins schwarze Meer sich ergiefsende
Phasis und das Goldland Kolchis dar, das Land des goldenen Flusses; ebenso
für Kusch, das Land der Kossäer, eines Urvolkes in den Bergen Mediens
und Susianas. Der Gihon mufs also der Araxes sein, welcher an dei Nörd-
grenze Mediens vorbeifliefst und in das Kaspische Meer einströmt.“ Diese
Meinung über die Lage des Paradieses ist somit nicht vereinzelt oder von
mir aufgestellt, sondern allgemeiner vertreten. Sie findet ihre grofse Stütze
in der verbreiteten armenischen Volkssage, dafs die durch Vegetationsreichthum
ausgezeichnete Oase von Ordubäd, unterhalb Dschulfa, am linken
Ufer des Aras, die Lage des Paradieses Eden bezeichne.
Die uralte Volkssage, welche den Berg Ararat,mit der Sintftuth und
dem Erzvater Noah in Verbindung setzt, darf als ein sehr wichtiger Beitrag
zur Bedeutung Ararats (denn so hiefs das Land Armenien und der
Berg erst nach ihm) in vorhistorischen Zeiten angesehen werden. Dem
Quelllande des Euphrat und Tigris benachbart, ist der Ararat ein Hauptpunkt
für die älteste Geschichte der Menschheit, die sich immer nur auf
einem kleinen begrenzten Gebiete, selbst in der Sage, zu bewegen pflegt.
Die Anschauung, sagenhafte Ueberlieferungen und historische Begebenheiten
auf räumlich weit ausgedehnte Ländermassen zu übertragen', ist moderner
Natur. Die alten Erzähler, mag es der Verfasser des Pentateuch, mögen
es die Urheber der assyrischen und ägyptischen Steininschriften sein, bewegen
sich stets auf begrenzten kleinen Gebieten. Stammverwandtschaften
und annalistisch behandelte Geschichte der Familien und Stämme, das ist
die Grundlage der Urhistorie, die dem umfassenden Kosmopolitismus ganz
und gar fern steht.
Hier,' am Fufse des Ararat; hat die Ursage der Schöpfung des ersten
Menschen ihren bedeutungsvollen Ursprung v e rliehen,; von hier ans fand
den Ansichten des biblischen Erzählers zufolge die Wanderung der ersten
Stämme den Euphrat und Tigris abwärts bis gen Sinear statt, von hier aus,
nachdem die Noachiten im armenischen Lande Weinberge gepflanzt und
Menschengeschlechter durchlebt hatten, wänderte Abram’s Stamm nach Ur
in Chaldäa, um zuletzt in Canaan das verheifsene Land zu finden. Der
Weg; welchen bis nach Aegypten hin die Äbrahamiten vom Adam an verfolgten,
ist merkwürdig genug. Es ist die durch die Denkmäler assyrischen
und ägyptischen Ursprunges, die ältesten Urkunden menschlicher Gesehichte
neben der heiligen Schrift, verbürgte grofse Völkerstrafse vom Nil aus
durch Canaan bis an das rechte Euphratufer hin und von hier aus aufwärts
bis nach Armenien. Da endet die Urgeschichte und alle geographische Anschauung.
Die Anwohner dieser grofsen Sträfse, nach den ägyptischen
Denkmälern der achtzehnten und neunzehnten Dynastie, sind Armenier,
Assyrer, Chetiter und Aegypter, d. h. alles Völker, welche, nach denselben
ägyptischen Denkmälern, zur ersten der vier Menschenrassen gehörten, der
r o th e n Rasse. Darf es Wunder nehmen, wenn Adam’s Name, biblisch
gedacht, den r o t h e n bezeichnet, grade wie noch heute die mohamedani-
schen Anwohner des rechten Arasufers unter der allgemeinen Benennung
der Kyzyl-haschis aufgeführt werden, d. h. der rothköpflgen, von der Farbe
der Haut, nicht etwa vom Haar her gesagt. Es ist hier nicht der Ort, die
gegebenen Andeutungen weiter auszuführen; sie können nur Fingerzeige
sein, die tieferen eingehenderen Betrachtungen als Grundlagen dienen.
Die letzte Station vor Nachitschewan ist das oben erwähnte Bögdus oder
Grofssalza. Viele Tataren, zu Pferde, hatten sich am Eingänge des Dorfes
aufgestellt und machten mit aufgesetztem Gewehre von persischer Form
ihre Honneurs. Hier und in den nächsten Dörfern, welche wir passirteri,
sahen die Wohnungen der Menschen wie riesige Grabhügel aus. Selbst die
Erdklumpen, aus denen diese Häuser aufgeführt sind, schaden dem Bilde
in keinör Weise. Unter den Bergmassen linker Hand zeichnet sich der
weithin sichtbare vulkanische Kegel des sogenannten schwarzen Schlangen