baren Gärtenanlagen hinreichende Frische und Nahrung gewährt. Drei
Thiirme mit spitzem Dache traten schon von weitem über Baum und Strauch
hinweg deutlich in die Augen, und erinnerten in ihrer Bauart unwillkürlich
an die Schlofs- und Thorthürme altdeutscher Städte. Ein hoher, oben halb
gespaltener Thurm in Säulenform sah dagegen wie ein unbrauchbar gewordener
Schornstein aus. Ueber alle hinweg ragte schliefslich ein altes
Gebäu,' thurmartig, mit spitzem Dache, das auf einem Hügel hinter der
Stadt errichtet ist und die Umgegend weithin beherrscht.
Ein Bewohner der Stadt, welchen wir bereits früher in Teheran kennen
geleimt hatten, da er in die Dienste unseres Eltschi als Pisph-khedmet-
baschi zu treten wünschte, bot uns sein Haus, und seinen Garten mit dem
gewöhnlichen „mein Eigenthum ist euer Eigenthum“ sehr zuvorkommend
an und so dauerte ep nicht lange, bis unsere Zelte und Lagerplätze inmitten
des Gartens aufgeschlagen waren. Der Garten lag tief. Um durch
die Thüre von der Strafse aus hineinzugelangen, mufste man einen Sprung
von etwa zehn Stufen thun, da die letzteren schadhaft geworden und eingestürzt
waren. Trotz der Höhe wagten selbst die beladenen Maulthiere
den Salto mortale, da die grüne Weide im frischen Obstgarten für ein Eselmaul
allzu verführerisch ist, um sich nicht einer Lebensgefahr auszusetzen.
Nach der anderen Seite, der Strafse war der Garten von einer niedrigen
Mauer eingefafst, hinter welcher helles klares Wasser in einem Graben in
der Riehtung nach Norden schnell dahinflofs und angenehme Kühle und
Frische verbreitete. Wir campirten den Nachmittag und die Nacht über
unter unseren Zelten im Garten, dessen reife herrliche Früchte uns auf
grofsen Holztetteln von drei Fufs Durchmesser in ganzen Haufen angeboten
wurde. Am nächsten Morgen machten wir einen Ausflug durch die engen
Strafsen, wo alles neugierig die Köpfe zur Hausthür heraussteckte, nach
den Moscheen und sonstigen Sehenswürdigkeiten. Unser Wirth diente als
Führer und Erklärer. - J
Die Stadt Demawend hat, seiner Angabe nach, tausend Khanewär; die
Steuer, welche ein Perser sonst stets anzugeben pflegt, hat er im Eifer
des Gespräches aufzuführen vergessen. Er bemerkte, dafs der Ort leider
Gottes auch ein Judenviertel aufzuweisen hätte und dafs sich selbiges Viertel
der Unreinen in der Nähe seines Hauses befände. Unter solchen und ähnlichen
Unterhaltungen gelangten wir nacheinander zu den Moscheen der
Stadt und zu ihren Thürmen, deren Eindruck von aufserhalb der Stadt »gesehen
ich bereits vorher zu schildern nicht vergafs. Der Thurm der ersten
Moschee ist niedrig,' befindet sich in einiger Entfernung abgesondert von
ihr und ist, wie alle übrigen, aus gebrannten Ziegeln mit vor springenden
Ecken, wie der Thurm von Rei, erbaut. Von dem grünblauen Glasurwerke
des spitzen Thurmdaohes, das wir hier in der ganzen Umgegend an Stelle
der bimförmig gestalteten Kuppel vorgefunden haben, ist kaum die Hälfte
sitzen geblieben. Die eigentliche Moschee besteht aus zwei Flügelgebäuden,
welche in einem rechten Winkel aneinanderstofsen; wie gesagt ohne Zusammenhang
mit dem Thurme. An der Vorderseite des einen Flügels befand
sich eine offene Halle, welche zu den religiösen Versammlungen dient,
an dem Nebenflügel dagegen gewahrten wir einen Raum, etwa fünfzehn
Fufs hoch, sieben bis acht Fufs breit, durch einen Vorhang zu verdecken;
in seinem Innern zeigte sich eine grofse, ungefähr fünf Fufs tiefe Nische,
mit sechs Stufen in Treppengestalt, auf deren oberster ein behangener Sarg
(die letzte Ruhestätte eines Imam) dem Blicke zugekehrt, stand. Ringsherum
in der Umgebung des Sarges war viel bunter Schmuck, darunter
auch Spiegel rechts und links an der Wand, angebracht. In der Mitte des
Platzes vor der obenbeschriebenen Moschee verbreitete ein reich belaubter
Baum Schatten.