lialtes: Dafs der grofse und siegreiche König von Ober- und Unterägypten
Tothmosis III. diese Säule zu Ehren seines‘ himmlischen Vaters Ammon-Ra
von Theben habe ausführen nnd aufstellen lassen, zum Dank für die Siege,
welche ihm der Gott zu Wasser und zu Lande verliehen, im Süden bis
zum Cap Apto (an der afrikanischen Ostküste), im Norden bis nach Mesopotamien
hin.
Viertehalbtausendjährige Schriftzeichen künden uns den Ruhm eines
ägyptischen Alexanders, um den sich heute zu Tage aufser den Gelehrten
kein Mensch mehr den Kopf zerbricht. — Die Weltgeschichte ist das Weltgericht!
— Nach manchen Wanderungen, von Theben nach Alexandrien,
von da nach Athen, kam der riesige Stein unter der Regierung des älteren
Theodosius nach Konstantinopel, und wurde hier in einem Zeitraum von
32 Tagen mit Hülfe von Maschinen auf dem öffentlichen Circus aufgestellL
E r ruht auf vier Bronzewürfeln, mit Haken, die angeblich zum Aufhängen
von Siegeskränzen bestimmt waren. Ein marmorner hoher Untersatz trägt
das Ganze. Darauf ist der Transport und die Aufrichtung des Obelisken,
die Huldigung überwundener Völker und ein Wagenrennen mit Quadrigas
in Haut-reliefs eingemeifselt. Eine griechische Inschrift ist aufserdem auf
der einen Seite, eine entsprechende lateinische auf der anderen angebracht.
Wie die übrigen Denkmäler des Hippodrom liegt die alte Basis des’Monumentes
wohl an 15 Fufs unter dem jetzigen Niveau des Platzes. Die
vollständige Ausgrabung und passende Umhegung verdankt das gebildete
Europa den Bemühungen des Lord Stratford, welcher diese Arbeiten während
des Krim-Feldzuges durch englische Soldaten ausführen liefs.
Der zweite Obelisk ist kein ägyptischer, sondern ein aus Werkstücken
sehr geschickt ausgeführter Bau in Spitzsäulenform. Ehemals war derselbe
mit Kupferplatten bedeckt, die Inschriften und Darstellungen trugen.
Man sieht noch heute sehr deutlich die Löcher in den Steinen, in welche
die Zapfstücke d e r , einzelnen Platten eingelassen waren. Verwitterte Inschriften
befinden sich ebenfalls an zwei Seiten.
Das interessanteste Denkmal bleibt jedenfalls die neuerdings, vielfach
besprochene Schlangensäule. Wenngleich um eilf Jahrhunderte jünger als
das ägyptische Denkmal und dessen ruhmreicher Pharaonischer Urheber,
ist die historische Bedeutung dieses Denkmales ungleich gröfser. Es erinnert
an den Kampf des griechischen Volkes gegen das von Asien her
andringende Barbarenthum. Zwei Schlangenkörper halten sich in schöner
Windung eng umschlungen. Die Köpfe beider fehlen; den einen sah ich
später im ^eughaus-Museum. Nach einer bei der jüngsten Nachgrabung
a„fgedeckten griechischen Inschrift am Schwanzende der Schlangen war
dies Denkmal —- an dem heutzutage aufser den Schlangenköpfen die Schale
und der berühmte Dreifufs fehlt — nach der Schlacht von Platää vom ge-
sammten Griechenland den Gombattanten vom Hellas gewidmet.
Noch viele Reste byzantinischer Zeit müssen unter dem Platze des
A tm e id a n in Trümmer und Schutt verborgen liegen. Wenngleich die Kreuzfahrer
die bronzenen Bildsäulen des Hippodroms in die Münze geschleppt
haben, um Geld daraus schlagen zu lassen, so müssen dennoch eine Menge
marmorner Sculpturwerke und ähnliche werthvolle Alterthümer vorhanden
sein. Wer kümmert sich aber hier um dergleichen Nachgrabungen,
An den Atmeidan stöfst in südöstlicher Richtung die Moschee Sultan
Achmed’s , ein aus Marmor errichtetes türkisches Gotteshaus, eine unvollkommene
Nachahmung der herrlichen Aja Sofia. Die Moschee bildet im
Grundrifs ein regelmäfsiges Viereck. Die grofse Hauptkuppel in der Mitte,
so wie die vier Halbkuppeln an den vier Seiten werden von geschmacklosen
Säulen riesigen Umfanges getragen. Der Eingang ist durch einen
rothen Vorhang geschlossen. Durch eine kleine Thür an demselben betraten
wir, nachdem die Ueberschuhe ausgezogen waren, das Innere der
Moschee. Der ganze Fufsboden ist mit Teppichen belegt, in der gradlinigen
Richtung nach Meccä hin, welche ihrerseits durch einen besonderen
kapellenartigen Bau mit zwei Riesenwachskerzen davor angedeutet ist, In
der Nähe desselben befindet sich die Kanzel.für den Freitags-Predigei.
Ein Stuhl, so hoch, dafs eine Person nur hinaufgehoben werden kann, ist
für religiöse Vorträge bestimmt. Eine besondere vergitterte Abtheilung
im Chor, der auf einem Säulengange ruht, bildet den Platz für den Sultan.
Auf der ändern Seite im Chor standen, wie in einem Magazine, eine
grofse Zahl hölzerner Kisten und Kasten aufgespeichert. Pilger und Reisende
Meponiren hier ihr bischen Hab und Gut, und wissen in der Moschee
ihr Eigenthum vor Dieben und Feuersgefahr geschützt.
Kleine Fensterreihen, am Rande der Kuppeln, lassen das Tageslicht
in die Moschee eindringen. Zahlreiche Oellampen von Glas hängen aufserdem
an langen Schnüren von oben hernieder , die einen mit Straufseneiern,
dem Symbol der Glaubenstreue b e i den Mohamedanern, die ändern mit
Büscheln von Kornähren geschmückt.