so dafs die rauhe Brust sichtbar war, schlugen unaufhörlich mit der rechten
Hand und in gleichem Tacte auf das, nackte Fleisch, beugten dabei
den Kopf vornüber und weinten und schluchzten so laut und so herzbrechend,
dafs uns selber ängstlich und traurig zu Muthe ward. Die Erzählung
des Moliah mufste auf die Gemüthef der Perser einen tiefen, schmerzlichen
Eindruck hervorgebracht haben, um so unmäfsige Aeufserungen der
Trauer zu erzeugen. Selbst aus dem Enderün oder dem Harem tönte das
' Weinen und das Heulen der Weiber zu uns herüber, und unsere eigenen
Diener, welche uns umgaben und hinter uns standen, fingen an wie Kinder
zu schluchzen und zu jammern und ihre Brust unaufhörlich mit den Händen
zu schlagen.
Die so sonderbare Scene hatte etwa eine volle Stunde gedauert. Gegen
9 Uhr Abends ging die fromme Gesellschaft auseinander und bald herrschte
tiefe Stille in dem Dorfe von Rustem-abad.
Die beschriebene Trauerandacht wiederholte sich noch an den folgenden
Abenden bis zum Anfang der eigentlichen Tazieh. Sie findet auch
aufser dieser Zeit jeweilig Statt und hat wohl dann den Zweck , als Besänftigungsmittel
des göttlichen Zornes zu dienen. Oefters haben wir auch
bemerkt, dafs auf den Plätzen und in den Gassen der Stadt Teheran Derwische
einer bestimmten Brüderschaft durch ein starkes Lamentiren und
Heulen einen Kreis von Zuhörern herbeizogeü, dem sie in ähnlicher Weise,
nur hin und her laufend und auf das Beweglichste gesticulirend, die Leiden
der persischen Märtyrer vor Augen führten. Eine Geldsammlung beschliefst
dann den feierlichen Vortrag.
XXI. Kapitel.
Die E r n t e z e i t . De r n e u e e n g l i s c h e Ge s a n d te . B e s t e i g u n g des Demawend.
In den ersten Tagen des Monats Juli sahen wir ein reges Treiben und
Leben auf den Feldern von Schimran. Es war die Zeit der Ernte. Die
Dorfbewohner, Männer, Weiber und Kinder, schnitten mit Sicheln das Getreide
ab, schütteten ¡es zu einem grofsen Haufen auf, und fingen nach
Verlauf weniger Tage an, dasselbe auszudreschen. Dies ländliche Geschäft
wird in folgender Weise vollzogen. Auf einem hölzernen Stuhle, der unten
mit beweglichen Holzwalzen versehen ist, an denen radartig gestaltete
eiserne Scheiben befestigt sind, sitzt der persische Bauer in aller Gemächlichkeit.
Der Dreschstuhl, von den Persérn Tscharr genannt, wird von
Pferden, Ochsen, Eseln, ja bisweilen sogar von Kameelen im Kreise gezogen.
Die beweglichen Walzen dreschen das Getreide aus, die Körner
werden zusammengefegt und dann in Körben nach den Dörfern übergeführt.
Trotz der Ernte trat keine. Ermäfsigung, weder iöi Preise des Brotes,
noch in dem der übrigen Nahrungsmittel ein. Um sich eine Vorstellung
von dem Verhältnifs dér Preise zu den unsrigen zu machen, geben wir
eine Uebersicht der gewöhnlichsten Ausgaben für Efswaaren, Getränke und
sonstiges, zur täglichen Haushaltung gehörende lebendige und leblose Inventar.
Es wird in Teheran nach dem Gewicht des Bathman ( I B. =
640 Mükal). verkauft, welcher ziemlich fünf Pfund Zollgewicht enthält.
Brot, 1 Bathman 10 Schahi (55 Pfennige), früher 5 Schahi.
Gerste, 100 Bathman 4 Toman, früher 1 Toman 5 Qran.
Reis, 1 Bathman 18*—20 Schahi,' früher 10 Schahi.
Linsen, 1 Bathman 10 Schahi.
Erbsen, 1 Bathman 10 Schahi.
Thee, ^ Bathman 5-—7 Qran.
Zuck er > 1 Bathman Hf Qran.
Salz (Steinsalz), 1 Bathman 2—8 Schahi.
Stroh, 100 Bathman 1 Toman; früher 5 Qran.
Pers. Wein, guter, 1 Quart 18 -20 Schahi.
Do. schlechter, 1 Quart 10—13 Schahi.
1 Pferd, 7—12 Toman.
1 Ochse zum Arbeiten, 5—7 Toman.
1 Ochse zum Schlachten, .3 Toman.
1 junges Kalb, 5— 6 Qran.
1 Schaf, 4 Qran.
1 Lamm, 1 Qran.
Hammelfleisch, 1 Bathman 24 Schahi, früher 18 Schahi.
1 Huhn, 14 Schahi, früher .7— 8 Schahi.
Butter, 1 Bathman 4 Qran 10 Schahi.