des Meeres; ein gutes Stück blieb zu erklettern übrig. Wieviel, das wufste
Niemand, da die Angaben früherer Reisenden von 14,000 bis 21,000 Par.
Fufs abweichen, und eine Differenz von 7000 Par. Fufs dem Himmel näher
immer in dieWagschale fällt. Die Expedition batte sich den wissenschaftlichen
Zweck gestellt, einigermafsen sichere Angaben für die Höhenbestimmung
des Berges zu gewännen; da aber leider die Ungeschicklichkeit der
berittenen persischen Diener die mitgeführten Barometer durch Schütteln
und Umdrehen untauglich gemacht hatte, so blieben die Experimente auf
zwei vortrefflich gearbeitete englische Hypsometer beschränkt, die bereits
auf der Höhe des Passes von Gosch-khanah ihre Dienste geleistet hatten.
Bei einer Lufttemperatur von 68 0 F. siedete da das Wasser bei 194 0 F.
Freitag den 27. Juli, 12 Uhr Mittags, wurde die Besteigung begonnen,
zunächst auf die Maulthiere, die noch rüstig genug waren, die_europäischen
Pilger bis zu einer bestimmten Höhe des Demawend zu tragen. Sechs
Führer, die Füfse mit Ziegenfellen umwunden, mit grofsen Stöcken ausgerüstet,
von denen sie entsprechende Exemplare den Europäern eingehändigt
hatten, begleiteten den Zug. Einer derselben hatte den Berg mit
Europäern siebenmal erstiegen, ob bis zur ganzen Höhe glaube ich ihm nicht.
Aufwärts steigend wurde zuerst das eigentliche, halb zerfallene Dorf
Abigerm passirt, ein elender Ort, über dessen Mauern die Weiber neugierig
ihre halbverhüllten Köpfe hervortauchen liefsen, um die: fremde Karawane
in Augenschein zu nehmen, während sich ein männlicher Bewohner beeilte,
dem preufsischen Gesandten an Früchten, zierlich geordnet, ein Pischkesch
oder Gastgeschenk zu Füfsen zu legen, natürlich nur in Hoffnung eines
würdigen Enatn's oder klingenden Dankes. Bis zum Kamm des Berges,
hinter Abigerm, folgte man dem Laufe einer ziemlich klaren Quelle. Nun
ging es auf der ändern Seite wieder steil herunter nach einem engen Ihale,
durch das sich mitten durch ein breiter, sehr regelmäfsiger Lavadamm bis
zum Dorfe Gernah hinzog. Auf dieser ganzen Strecke zeigte sich ein
merkwürdiger Reichthum frisch aussehender und blühender Pflanzen, dem
Auge ein angenehmer Anblick, zwischen den grofsen und kleinen Steinblöcken,
mit denen der Boden bis zum höchsten Gipfel des Demawend ohne
Unterlafs in reichster, überlästiger Fülle bedeckt ist.
Vom engen Thale aus gesehen,-lag wie eine grofse steile Mauer ein
neuer Berg vor Augen, der von den Thieren zu erklimmen war. Beinahe
alle zehn Schritte müfste Halt gemacht werden, um denselben die nöthige
Erholung zu gönnen. Auch das ging, einige Zwischenfälle abgerechnet,
glücklich vorüber und nach stundenlangem Klettern befanden sich die Reisenden
auf dem Gipfel, um sich mit einemmale des prächtigen Anblicks zu
erfreuen, der sich als riesiges Panorama vor den überraschten Augen nach
und- nach entwickelte. Dicht vor lag der schneeige Gipfel des dunkelschattigen
Kegels, der sich hier von der Spitze aus wie eine breite Masse
zu strahlenförmigen Ausläufern abdachte, die im Thale des Haras steil abfielen,
während am ändern Ufer des genannten Flusses eine vom Sonnenglanz
grell erleuchtete, die Augen blendende Felsenmasse in mächtiger
Höhe emporstieg, hier und da, zur halben Höhe hin, mit reichlicher Vegetation,
ja sogar mit menschlichen Wohnungen bedeckte schräge Plateaus
zeigend.
Mit lautem Geräusch stürzt sich tief unter uns eine schmutzige Quelle in
einen dunkeln Schlund, wohl nur der Abflufs eines der vielen Schneestreifen,
mit denen der Berg, breit und lang, bedeckt ist, während jenseits derselben
auf einem der Ausläufer eine zahlreiche Pferdeheerde die duftigen Kräuter
abweidete. Noch mufsten auf einem unbeschreiblich steinigen und gefahr