in allen griechischen Kirchen erhebt sich im Hintergründe derselben eine
Wand von Bildern auf goldenen und silbernen Blechen mit Lampen und
Lämpchen und silbernen Ampeln. Hin und wieder, öffnete sich eine Thüi
und man konnte, aufser dem Sarge des genannten Heiligen, den Geistlichen
im reichsten Priesteranzug, mit herabhängendem, fest gedrehtem Haarzopf
erblicken. Yon da aus besuchten wir die- katholische Kathedrale, lernten
eine besondere Kunst-Industrie auf der Insel kennen, die Bearbeitung des
Alabasters zu verschiedenen Luxus-Gegenständen, wanderten durch den
Fleisch-und Fischmarkt, auffallend und belehrend durch den ungewohnten
Anblick merkwürdig gestalteter Meerbewohner, vor allen des gallertartigen
Tintenfisches, und beschlossen den kurzen Ausflug mit einem Durchgang
durch das Waarenlager, ein Stapelplatz für die Transit-Waaren.
Um 12 Uhr Mittags setzte sich, bei prachtvollstem Wetter, die Cal-
cutta von neuem in Bewegung. Drei Stunden später lag die Insel Paxos
rechter Hand in Sicht. Dichte Olivenwaldungen bedecken den welligen
Kücken der Höhenzüge des Eilandes, das ein ganz vorzügliches Oel bereiten
soll. Ihm gegenüber erhebt sich die unbewohnte Felseninsel Anti-
paxos aus der blauen Fluth des Meeres.
„Sehen Sie dort die Reihe schwarzer Klippen,“ rief uns der freundliche
Kapitän entgegen, mit der Hand nach einem seltsam gestalteten
Klippenzuge zeigend, „da soll Venus Anadyomene im Meeresschaum
„empfangen worden , sein. Noch heute ehren ungeheure Schaaren wilder
„Tauben den Kult der Göttin. Dort drüben in den öden Felsen der Berg-
Landschaft von Epirus haben sie ihre Nester zu tausenden aufgeschlagen.
Gegen zehn Uhr Morgens, am anderen Tage, fuhren wir auf stürmisch
bewegter See bei trüber Beleuchtung um die südlichste Spitze Europa s,
das Cap Matapan, zwei Stunden darauf befanden wir uns bereits in dichter
Nähe des Cap St. Angelo. In wunderbarer Lichtfärbung vom reinsten Blau
bis zum tief dunklen Yiolet zeigte sich mit einemmale die ganze östliche Küste
des Peloponnes. Rauhe, öde Berge mit scharf gezackten Kämmen springen,
wie vorgeschobene Seitenstücke auf der Bühne, hintereinander in das,Meer
vor und verschwinden am fernsten Horizonte in blauen Duft und düstern
Nebel. Lange genossen wir den malerischen Anblick der massenhaften
Gebirgsstöcke.
Bei vollkommener Dunkelheit ankerte- das Schiff Abends zehn Uhr im
Hafen von Syra. In der Finsternifs liefs sich nur der Leuchtthurm an
L e r rothen Laterne erkennen. Lange Reihen glänzender, schimmernder
p He übereinander fortlaufend und aufsteigend lassen auf eine tenassen-
förmige Lage der Stadt der Syrioten schliefsen. Sechs Stunden Rast m
I i m ruhigen Hafen konnten dem geschaukelten Körper nur wohlthun.
I 6 Am 16. waren wir auf dem ägäischen Meere bei abscheulich hoher
l „ „ Die fa h rt ist hier selten angenehm; der kurze Wellenschlag verleiht
i d e m Schiffe e i n e ewig schaukelnde Bewegung. Bei einbrechender Nacht
I w t e der Dampfer bereits den Eingang der Dardanellen erreicht, Freitag
I Vormittag sah uns auf dem Marmora-Meere. Seine Küsten, - hier Europa,
I dort Asien — traten näher und näher aneinander heran. Endlich lag am
I Eingänge des Bosporus Konstantinopel in vielgepriesener Schöne vor uns.
I Rasselnd senkte sich der Anker in den Meeresgrund. Bis hieher
I hatten wir das Ziel unserer Wanderung glücklich erreicht. In verha -
nifsmäfsig kurzer Zeit, nämlich 124 Stunden, war der weite Weg von
| Triest bis Konstantinopel unter sehr günstigen Umständen von dem Dampfer
[ zurückgelegt worden.
II. Kapitel.
' 'K o n s t a n t in o p e l .
Es hat ein Reisender einmal die Bemerkung gemacht, man müsse,
um sich ohne Beeinträchtigung eines vollständigen Reisegenusses zu erfreuen,
vom Meere aus einen Blick auf Konstantmopei, werfen, von da aus
die Bosporus-Fahrt unternehmen und — ohne auszusteigen, gleich wieder
umkehren. Der Mann hat so Unrecht nicht! Die byzantinische Sieben-
Hügelstadt vom Decke des Schiffes aus gesehen, - ist feenhaft schön -
viel Beschreiber sind nicht voller Entzücken des Anblickes! — Kaum aber
’ hat der Reisende Angesichts Pera, der Frankenstadt, den Fufs au f s Trockene
gesetzt, so zerfliefst das poetische Bild in die prosaischste Nüchternheit.
Das Boot des Lloyd führte uns von dem Standorte des Schiffes im Hafen
L durch ein Gewirr von Booten, Kaiks, O m n ib u s -Dampfschiffen nach Top-
- - • T-v* n » ! ____ Th /1 a o o i n o w i Ä i i q _