Auch der Buto und Bubastis eignete man dieses Thier zu z), welches die
Eier der Krokodile aufsucht und zerbricht, und auch die Schlangen vertilgt
Vor den Altären stehen zwei opfernde Priestermnen, die man, wie auch
die Altäre, als neben einander sich vorstellen mufs *). Sie fuhren die 'Widdermaske
des Ammon, und über der Scheitel die Schlange des guten Genius,
und die eine noch aufserdem die Sonnenscheibe. Die Opfermesser in ihren
Händen sind von verschiedener Gestalt, wahrscheinlich in Beziehung auf die
Gottheiten, denen die Opfer dargebracht werden, die dem Ansehen nach
blos in Kuchen (woVava) bestehen.
Der falkenköpfige Priester mit dem Hauptschmuck des Phtha, nebst der
Sonnenscheibe und der Schlange des guten Genius, ist ohne Zweifel O sir
i s , der als Sonnenkönig die Zeichen seiner drei Ahnherren fuhrt I r
erscheint hier bei dem Opfer gegenwärtig, als der Stifter des ammonischen
Gottesdienstes.
Es folgen zwei Priester mit Widdermasken und mit Schlangen über
der Scheitel, eben so wie jene Priesterinnen; der eine trägt aufserdem die
Mondesscheibe auf dem Haupt, wobei man nicht vergessen mufs, dafs der
Mond bei den Aegyptern ein männliches "Wesen war 3), und in gewisser
Beziehung der weltzeugende Mendes selbst 4). Der eine Priester hält betend
eine oft vorkommende niederhockende Gestalt empor, welche das Symbol
der Sammlung des. Gemüths und der Andacht zu seyn scheint; der andere
mit der Mondesscheibe führt den Osirisstab und den mystischen Schlüssel;
Osiris steht nämlich ebenfalls in enger Beziehung zu dem Monde, als Zeugungsgott
s). Eine männliche Gestalt, die diesem Priester zur Seite stand,
ist fragmentirt.
1 ) A e l ia n . H. A n . X , 47. Im benachbarten Arsinoe oder Crocodilopolis wurde dagegen
zum Andenken des Antäus-Apopis, der in dieser Gegend besiegt seyn sollte, das Krokodil verehrt.
2 ) Oben pag. 127. ' 3 ) J a b l o n s k y Pantheon. I . p . 64.
4) S te p li. B y z . s. v. IT«»«? vaXu. JEuseb. Praep. evang. I I I , 12.
5) P l u ta r c h . de 1s. e t Osir. c. 43. Es wird dort ein ägyptisches Fest erwähnt: Der B»
tritt des Osiris in den Mond.
Gegenüber auf der linken Tempelwand f Tafel VIII.J sehen wir eine
Reihe betender Männer und Frauen, unter denen Geweihte der Aletheia,
der Minerva, des Helios und des Mondes sich unterscheiden lassen. Nur
eins bietet sich hier zur Erklärung dar: Das Diadem des Geweihten der
Aletheia, der durch die Straufsfeder über der Scheitel kenntlich ist, scheint
das A b la b y n io n zu. seyn, ein heiliges aus Bast geflochtenes Band, dem man
entsünfligende Kraft zuschrieb; Hesychius erwähnt den Gebrauch desselben
als ägyptisch f . Das gleichzeitige Erheben der Hände aller Anwesenden
zum Gebet giebt dem Ritual eine rührende Feierlichkeit.
Im untern breitesten Figurenstreifen, der leider am ärgsten beschädigt
ist, erblickt man auf der rechten Seite ( Tafel IX.J ein kleines Heiligthum,
welches hier den Mittelpunkt der ganzen Darstellung gebildet zu haben
scheint, und, nach der Bestimmung ähnlicher Sakrarien in ändern Denkmälern
zu schliefsen, das Mumienbild des erschlagenen Osiris enthielt, welche
Vermuthung durch das erhaltene Scepter desselben mit den vier Queerstä-
ben zur Gewifsheit erhoben wird 2). Der erhaltene Rest der Figur im
Innern läfst mich den Untergang des Uebrigen um so mehr bedauern, da
sich mir eine sehr anziehende Wendung des Mythus darin verräth.
Von der einen Seite näherte sich ein Mann dem Sakrarium, durch ein
Diadem und eine Straufsfeder ausgezeichnet, und vor ihm erblicken wir
das Symbol des Osirisgrabes, welches er in den Händen getragen zu haben
scheint. So verstümmelt daher diese Gestalt auch ist, ergiebt sich doch, dafs
sie jenen König darstellte, in dessen Palast Isis den Leichnam ihres erschlagenen
Gemahls wieder fand, und in Gestalt einer Schwalbe klagend die
fl) H e s yo h . s. v. üßXxßveo, ; Bei Schneider vermisse ich dieses Wort, das, wo nicht grie-
cliisch-alexandrinischen Ursprungs, doch gräcisirt zu seyn scheint, als stamme es von ¿ßxeßis-, auch
erinnere ich mich antiker Darstellungen des Aesculap, an denen mir ein gleichsam gedrehtes Diadem
aufliel, welches nur dies Ablabynion oder Rettungsband seyn kann, s i th e n a e u s X P . c. 18.
P- 463. Schw. weils diesem Kranz 1* ßlßteu keine Deutung.
2) Man vergleiche die unterste Figurenreihe der bembinischen Tafel, ed. Venet. 1605.
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