kann, wie Herr P o c z o b u t voraussetzt. Indefs scheint das Solstitium aller-
dings im Krebse gewesen zu seyn, da ich neben der wirklichen Darstellung
desselben einen Strahlen ausströmenden Discus bemerkt zu haben glaube. Ich
meines Theils bin der Meinung des seligen Visconti, welcher glaubte, dieser
Thierkreis könne nicht vor dem Jahre 12 nach Christi Geburt errichtet seyn,
wo bis zum Jahre 132 unserer Zeitrechnung der Anfang des beweglichen
ägyptischen Jahres in das Zodiakalzeichen des Löwen fiel *).
Zehn Schritt hinter dem grofsen Tempel findet man ein kleineres Heiligthum
der Isis, dessen schon Strabo Erwähnung thut; es bildet ein Quadrat
siebzehn Schritt lang und eben so breit. Ein zu ihm führendes Prachtthor
wurde nach der erhaltenen griechischen Inschrift im 31 sten Jahre des Kaisers
Augustus, am 18ten Tage des heiligen Monats Thoth, der grofsen
Göttin Isis und ihren Tempelgenossen durch Abgeordnete der Metropole
Tentyris kraft eines Gesetzes geweiht.
*) Bis durch vollständigeres Bekanntwerdenr der Bildwerke und Hieroglyphen des Venustempels
zu Tentyris nähere Bestimmungen möglich sind, halte ich es für das wahrscheinlichste, dafs er zu
den Zeiten des zweiten und dritten Ptolemäers erbaut sey. Tentyris, dessen Herodot noch nicht
erwähnt, verdankte nämlich seine Aufnahme der erst von Ptolemäus Philadelphia angelegten
Karavanenstrafse nach Berenice, wodurch es der Stapelplatz des indischen und arabischen Handels
wurde. Früher nahm dieser eine mehr nördliche Richtung ( H e r o d o t I I , 158. 159.^»
die vman wegen der Unfahrbarkeit des oberen rothen Meeres aufgab; in noch älterer Zeit ging
e r, wie es scheint, über Apollinopolis magna und die benachbarten Städte der oberen Thebaide,
und diese Strafse muís auch später nicht ganz aulser Gebrauch gekommen seyn. Zu Strabo s Zeit
hatte er sich von Tentyris mehr nach Koptos gewandt, weshalb zwischen beiden Städten oft blutige
Fehden entstanden; auch das benachbarte Kous (Apollinopolis parva) erblühte durch diesen Hände
und hat Denkmäler aus Ptolemäerzeit. Dais der groise Tempel zu Tentyris nicht erst unter Tiberiw
erbaut sey, ergiebt sich theils aus der Erwähnung desselben bei Strabo, theils aus der Inscnrift selbst,
in der nur des Pronaos gedacht wird, der aber mit dem Tempel ein Ganzes ausmacht, also unter
Tiberius blos restaurirt seyn muís; vielleicht wurde sie sogar nur ehrenhalber eingegraben, auf
Anlafs des Besuches des Ger^anicus in Ober-Aegypten (T a c it. Annal. I I , 60. 6 l.j- Der im Text
erwähnte Kä fe r ist, als Symbol des weltzeugenden Urfeuers Pht ha (oben p. 131. 134. Hör apollo
126»), in mehrern siderischen Bildwerken vor den sie einscldieísenden weiblichen Gestalten (o en
p. 116.) an der bezeichnendsten Stelle angebracht; und die offene H and neben ihm ist die wohl
bekannte, sehr natürliche Hieroglyphe der Mittheilung.
Mit eben der Willkühr, mit welcher man den grofsen Tempel der
Venus abspricht, um ihn der Isis zuzueignen, hält man einen kleinern
peripterischen Tempel für ein Typhonium, obgleich alle Darstellungen im
Innern desselben sich auf die Geschichte des Horus beziehen, und die kurzstämmigen
Pygmäen an den Würfeln über den Säulen nicht typhonische
Dämonen des Unheils, sondern Kabiren sind, wie Hirt *) und Creuzer **)
zur Genüge bewiesen haben.
Etwa fünfzig Schritt vor dem nördlichen Prachtthor findet man die
Ueberreste eines ändern peripterischen Tempeils, mit vier Säulen in den
Fronten und fünf auf jeder Seite, die sämmtlich kaum aus dem gröbsten
gearbeitet sind.
Zwölf- bis vierzehnhundert Schritt gegen Süden des grofsen Tempels
haben sich die Trümmer einer Pforte erhalten; vielleicht sind in dieser
Gegend die Typhonien zu suchen ***) (Tvqoomct, KaXov^vct), die nach Strabo
oberhalb Tentyris, in der Nähe des nach Koptos führenden Kanals belegen
waren, welche Stadt oberhalb der merkwürdigen Wendung, die hier der
Nil, in das Thal von Kosseir einfallend, von Osten nach Westen macht, am
entgegengesetzten arabischen Ufer des Stromes lag.
Der Boden der alten Stadt ist ganz mit Trümmern von Backsteinen und
Gefäfsen bedeckt, und rings um alle Tempel findet man viele Ueberbleibsel
von Mauern aus ungebrannten Steinen.
Von Tentyris ging ich nach Kheneh, wo ich um drei Uhr eintraf und
mich genöthigt sah, meinen Reis wieder vor den Kiaschef der Stadt zu
führen, indem es sich ergab, dafs jener einen Theil des in Minieh, zur
Anschaffung von Lebensmitteln bis Assuan, erhaltenen Geldes unterschlagen
*) H i r t , Uber die Bildung der ägyptischen Gottheiten p . 16. und 52.
**) C r e u z e r , Symbolik und Mythologie I. p. 532., wo zur Bekräftigung auch eine sehr
merkwürdige Münze mitgetheilt ist, obgleich der Verfasser an anderen Stellen seines Werkes die
Kabiren dennoch für Typhone erklärt.
***) H i r t l. I. p . 52.