F ig . |. Ein grofscr Mumiensarg aus Sykomorusholz, fast wie eine Art Tempel
gestaltet, an jeder Seite bemerkt, man sogar eine scheinbare Thiirc. Die Figuren sind in
Relief ausgeschnitten und eingesetzt, die Hieroglyphen vertieft, und das ganze bemalt,
obgleich die Farbe grofscntbeils verblichen ist. In der Mitte steht au f der hier sichtbaren
schmalen Seite Isis, auf der entgegengesetzten B u to ; die anderen Figuren sind Anubis,
Osiris, Helios und der dem Monde geweihte Kynokephalos. Unter der W ö lb u n g stehen zwei
weinende Augen mit angefügtem Krummstab, Symbole des Osiris ( P lu ta r c li. de 1s. et
Osir. c. 51.), u n d dazwischen eine Laute. Ein kleinerer Sarkophag, ganz von derselben
G estalt, dessen nachlässige Malereien fast gänzlich verwischt sind, und in welchem sich
zwei Kindermumien befinden, h at folgende Inschrift in grofsen Charakteren:
CGNCAäjC KAI T K A T 0 I AA£A$H.
S e n s a o s u n d T k a u t h i , s e i n e S c h w e s t e r .
Die harte Verbindung der Consonanten in dem Namen des Mädchens, ist im Aegyp-
tischen nicht ungewöhnlich. Eine von H errn D r o v e t t i zu K a s r Z a y a n in der grofsen
thebaischen Oase K a r g e h copirte Inschrift, die bereits durch H errn J o m a r d in C a i l -
l i a u d 's Voyage ä POasis de Tliebes, Paris 1821., bekannt gemacht worden (cf. L e tr o n n e
recherches p. 237.), fangt nach einer von dem H errn General mir mitgetheilten Abschrift
mit folgender Zeile an :
AM6NHKI © € « 1 MGITCT®I TX O N CMTPCwC KAI T O lG C TN N AO IC a . f .A .
(sic) (sic)
„Dem erhabenen Gott A m e n e k i s T c h o n S m y r s o s u n d den Mitinhabern des Tempels
“ u. s. w. (Das Uebrige bestätigt Hrn. L e t r o n n e s Restitution). Ein dritter Sarg mit einer
Kindermumie hat, aufser einer Zeile in ägyptischen Buchstaben, die griechische Inschrift:
O a ^ IN lC HPaKAg/OT c__________ B.
P h a m i n i s , Sohn oder To ch te r des Herakleios.
In d e r äufseren Gestalt sind diese Särge manchen in Lycien, Rhodus und Karien
gefundenen Steinsarkophagen nicht unähnlich; m. s. A i n s l e y ' s views o f the Ottoman ein-
pire. 1803. p l. 1. 6. 8. 9. u n d R. W a l p o l e ' s travels in various countries o f the East,
Lond. 1820.
Fig. 2. a. b. In den gröfseren Mumiensärgen findet man zu den Füfsen der Leiche
kleine bemalte Kasten , wie der hier dargestellte, etwa einen Fufs hoch und breit, welche
mumisirte Gegenstände enthalten, deren Untersuchung indefs sehr schwierig ist. W i r
wissen durch H e r o d o t ( I I , 86.) u n d D i o d o r ( I , 9 1 .), dafs man bei dem Mumisiren
das Gehirn u n d die Eingeweide aus den Leichen herausnahm. P o r p h y r i u s (de absti-
nentia I V , 10.) ergänzt dieses durch die Nachricht, dafs man die Eingeweide W>n$ koixU»)
in einem Kasten ( y. iß uro») besonders beisetzte, dieses Gefäfs heraus an die Sonne trug,
u n d einer der Ta richeuten, die priesterlichen R an g hatten (D i o d o r /. c. ) , für den
Abgeschiedenen folgendes Gebet sp ra ch , welches d e r Aegypter Euphantus ins Griechische
übersetzt h ab e : „ O Sonne, Herrscher! u n d ihr Götter alle , die den Menschen das Leben
verleihen! nehmt mich auf, und übergeht mich den ewigen Göttern zum "Wohnungsgenossen!
Denn ich habe den Göttern, die meine Eltern mich lehrten, in Frömmigkeit
gedient, so lange ich in jener Zeitlichkeit das Leben h a tte , u n d die Erzeuger meines
Leibes habe ich immer g eehrt; ich habe keinen Mord begangen, kein P fand veruntreut,
mit keiner unstihnbaren Schuld mich befleckt. Habe ich aber in meinem Leb en gesündigt,
essend oder trinkend von Verbotenem, so habe ich nicht durch mich gesündigt, sondern
durch diesen.“ B e i diesen W o r te n zeigte der T a rich en t au f das Kästchen, welches die
Eingeweide enthielt, und warf es in den Strom. Entweder geschah nun dies letztere nicht
immer, oder nicht mit allen T h e ile n , oder, was noch wahrscheinlicher is t, man warf jenen
Kasten zwar in den Nil, nahm ihn aber wieder h e rau s, um die entsühnten u n d durch das
heilige W a s s e r gereinigten Theilc mit der übrigen Leiche beizusetzen. Die darin enthaltenen
Stücke s in d , jedes einzeln, mit Leinwand umwickelt. Auf diesen Kasten nun sind
hier Fig. a. die vier To d ten h o rte: S o n n e , Mond, Osiris und Anubis dargestellt, und oben,
Fig. b., ru h t der libysche Fuchs oder wilde Hund über dem Eingänge des Grabes.
Fig. 3. a. b. c. E in kleines Grab aus Kalkstein; an der einen Seite is t eine scheinbare
T h ü re (Fig. c .) angebracht, es öffnet sich indefs oben mittelst eines Deckels. V o n
dieser Art Gräber oder Urn en sind mehrere vorhanden. Auf dem hier abgebildeten sieht
man Fig. a. den Sonnenfalken, u n d Fig. b. zwei To d ten h o rte , von denen die beiden anderen
au f der verwischten vierten Seite dargestellt sind.
Fig. 4. Eine kleine vergoldete Kapelle. Wegen der Form derselben vergleiche man
T a fe l X X IX . Fig. 9. und T a fel X X X . Fig. 2.
T a f e l X X X V I .
In dem eben beschriebenen grofsen Sarge (T a fe l X X X V . Fig. l.J erblickt man, nach
Abhebung des sorgfältig eingefugten runden Deckels, einen Sarg von der hier dargestellten
Form. Am Kinn bemerkt man einen geflochtenen Ansatz, der einen B a rt darzustellen
scheint, indefs mit einem Bande befestigt ist (T a fe l X X X . Fig. \ . ) . D a au f der Scheitel
der Geier, das Zeichen der W e ib lich k e it, feh lt, so ist diese Mumie unstreitig von männlichem
Geschlecht. Das wunderbare Ansetzen des B artes h a t schon viele Vermuthungen
veranlafst; der wahre Grund scheint aber der zu seyn: das Scheeren des B artes gehörte
zu den religiösen Vorschriften, die P rie s te r schoren sogar alle drei T a g e den ganzen
Leib (H e r o d o t I I , 3 7 .); um indefs jenen männlichen Schmuck nicht ganz zu entbehren,
trug man diese, offenbar aus H a a r geflochtenen, falschen B ä rte . D er H e rr Staatsrath
K ö h l e r zu Pete rsb u rg besafs vor einigen J ah ren eine griechische Gemme von ausgezeichnet
schöner Arbeit, die einen seh r ehrwürdigen Ko p f mit einem, ganz wie hie r, geflochtenen
Barte darstellte. Auf der B ru s t des Mumiensarges is t über den drei Streifen hieroglyphi-
scher Schrift ein kleines Gemälde angebracht, wo ein Mann, wahrscheinlich der T o d te
Selbst, vor einem A lta r, mit aufgehobener H an d , Osiris u n d Isis anruft, die beiden Gottheiten
der Unterwelt (H e r o d o t I I , 123.). D a s häufige Vorkommen der Isis, b ei allem
was au f die T o d ten Bezug h a t, erinnert an jene W o r t e , die Apulejus dieser Göttin in