thümem der ägyptische Cultus, zu den nöthigen Reinigungen, allenthalben
erfordert zu haben scheint.
Herr C h a m i o i h o s z) und ein andrer ausgezeichneter Archäolog wollen
die Ruine Umebeda nicht für den berühmten Weissagetempel des Amnion
anerkennen, von welchem der letztere annimmt, dafs er von unvergleichlich
beträchtlicherer Gröfse gewesen sey, und ihm zugleich seine Lage in der
Nähe des jetzigen Hauptortes anweist. Er denkt sich nämlich jene drei Einfassungen,
als eben so viel regelmäfsige Quadrate, um einen Berg angelegt
und sich einander einschliefsend. „Zu oberst auf der Felsenhöhe lag die
Burg des Fürsten; etwas tiefer um die Anhöhe war das Quadrat der zweiten
Einfassung, dessen eine Seite den Tempel enthielt und die Wohnungen der
Priester, so wie die andere Seite die der Gemahlinnen, Kinder und Anverwandten
des Fürsten, die man mit einer gewissen Bequemlichkeit or.3
Pracht, also mit Höfen, bedeckten Gängen u. s. w. angelegt sich «»stellen
mufs. Noch tiefer, vielleicht schon in der Ebene, war das dritte, für die
Krieger bestimmte Quadrat“ 2). Allein keiner der Berge von Siwah erlaubt
eine Anlage von solcher Ausdehnung und Regelmäfsigkeit; es sind Kalkfelsen
von unbeträchtlicher Höhe und schroffem Abfall. Nichts berechtigt uns auch
zu der Annahme sehr kostbarer Denkmäler in einem Ländchen, |i*ssen
natürliche Mittel immer sehr beschränkt seyn mufsten. Aufserdem dürfte das
Orakel, seiner Lage wegen, von jeher mehr berühmt, als besucht gewesen
seyn.
Als Alexander der Grofse das Orakel des Ammon zu befragen kam,
trugen, nach der Erzählung Diodor’s, achtzig Priester auf einem goldenen
Schiff das erwähnte smaragdene Bild, und Frauen und Jungfrauen in großer
Anzahl folgten ihm, Loblieder zu Ehren des Gottes anstimmend, um ein
wahrhaftes Orakel zu erflehen. Ohne Zweifel stammt diese Nachricht von
1 ) C 'liam p o llio n , VEgypte sous les Pharaons 11. p. 293.
2) Man sehe H irC 's Bemerkungen im vierten Bande der Fundgruben des Orients p. 409.
und folgende.
einem der Begleiter des Königs, Aristobulus, Kallisthenes oder .Ploltnulus,
welche die Begebenheiten des ammonischen Zuges erzählt hatten. Allein
schon Strabo verspottet die fabelnde Schmeichelei, womit dièse und andere
Schriftsteller die Geschichte des grofsen Königs zu entstellen sich nicht
gescheut hatten ; auch verwandelt Curtius das goldene Schiff in ein blos vergoldetes,
und erwähnt die Zahl der Priester, nicht. Auf keinen Fall erhellt
aber, dafs die Umtragung des Schiffes im innersten Heiligth.um statt fand,
welches in allen ägyptischen Tempeln, selbst die prächtigsten nicht ausgenommen,
nur einen geringen Umfang hatte, wie die Denkmäler beweisen.
Vielmehr ergiebt sich aus einer Notiz, die Strabo aus dem Kallisthenes auf-
hewahrt hat, dafs auch der Vortempel des Heiligthums nur klein war. „Blos
dem Alexander selbst wurde von dem Priester erlaubt, das Adytum zu
betreten, seine Begleiter mufsten ihren Anzug wechseln, und vernahmen,
draufsen stehend, alle den Oraketepruch, während der König im Innern
war“ n t» { ¿ K ^ o d t r a o S - a i y r á r r a i ; wA»V ’Ab.i%ctvo(>ov, t o v t o v
í”áhS-a ¿¡mi.), Wäre der äufsere Tempel sehr weitläuftig gewesen, so hätten
die angesehenen Macedonier in der Begleitung des Königs, die man doch
nicht vor der Thüre neugierig zusammen gedrängt sich vorstellen wird, den
Orakelspruch unmöglich alle vernehmen können.
Allein es giebt ein ausdrückliches Zeugnifs, dafs der Tempel des Ammon
weder grofs, noch prächtig war. Lucän lalst in der Pharsalia seinen Helden,
den Cato, auf seinem Zuge durch Libyen mit den Resten der Armee des
Pompejus, auch hieher kommen, und beschreibt den Tempel in folgenden
Versen
Non lili Libyae posuerunt ditia gentes
Templá, nec Eois splendent donaría gemmis. —
Pauper adhuc Deus .est; nullis violata per aevum
Dii iliis delubra tennis, morumque priorum
Numen Komano templum défendit ab auro.
1) L u ca n . P h a r s . I X , 515. ■ 516. 519 — 521. ed. Cort,