burgmäfsige Dorf Schargieh auf seinem Felsenhügel erblickt. Die Entfer-
nung der Ruine von diesem Ort beträgt in gerader Linie dreihundert und
zwanzig Schritt. Unmittelbar unter Schargieh» zwischen diesem und dem
Tempel, sind Reste von Mauern und Wohnungen, und die Einwohner haben
in dieser Gegend oft Alterthümer gefunden. Schargieh liegt übrigens der
Ruine gegen Norden, nach welcher Himmelsgegend auch der Eingang des
Tempels gerichtet ist. Südöstlich von demselben, in der Entfernung einer
guten Viertelstunde, entspringt in einem Walde von Dattelbäumen der
einst dem Ammon geheiligte Sonnenquell, welcher einen kleinen See bildet
Ganz in der Nähe desselben entdeckt man zwischen den Räumen antike
Substructionen eines kleinen Gebäudes von .geringen Dimensionen. Eia
klares Bächlein, welches dem See entrinnt, vereinigt sich bald nachher mit
dem einer anderen Quelle, welche, gleichfalls in diesem Palmenhain entspringt,
und fliefst dann nach der Ruine hin, in deren Nähe es einen
Sumpf bildet, ohne Zweifel, weil die alten Abzüge verstopft sind. Palmas,
gebüsch und Rietgras wuchern üppig in diesem Morast, und der Boden
um das Tempelgebäude ist allenthalben sumpfig und feucht.
Man vergleiche über diese Oertlichkeiten den Grundrifs, Tafel VI. Fig. 1.,
wo man die Ruine Ijmehida mit b., die Burg Schargieh mit a., und den
Sonnenquell mit <1., die andere Quelle mit e. bezeichnet findet.
Der Ueberrest des Tempels ist nach ägyptischer Weise mit einer
Umfassungsmauer umgeben, welche den heiligen Raum von dem minder
geweihten abschied. Sie war von beträchtlicher Dicke und aus Quadern
aufgeführt, ist aber fast ganz vom Erdboden verschwunden, obwohl nun]
ihre Richtung sehr deutlich verfolgen kann. Nur an den Ecken haben siekl
noch die gewaltigen Quadern, die hier zur Verstärkung dienten, unverrüclt
in ihren Lagen erhalten, und bezeichnen die Ausdehnung der ganzen Einfassung,
die auf dem Grundriß, mit den Buchstaben cccc bezeichnet ist;
Ihre Länge beträgt siebzig, ihre Breite Sechsundsechzig Schritte, und d)*
Seiten sind ziemlich genau nach den Weltgegenden orientirt; die Abweichung
wird man auf dem Plane bemerkt finden.
Innerhalb dieser Mauer entdeckt man die noch mehr degradirten Reste
einer zweiten; allein der Boden ist hier, in der Hoffnung Schätze zu finden
und um die Bausteine anderweitig zu benutzen, so aufgewühlt, dafs
man über die Ausdehnung und Richtung dieser inneren Mauer, und ob sie
-den ganzen Tempel umfafste oder nur einen Theil desselben, nicht mit
.Sicherheit urtheilen kann. Aus den hin und wieder erhaltenen Grundsteinen
und ihrer Lage gegen einander scheint mir indefs hervor zu gehen, dafc
hier nicht blos eine Mauer, sondern mehrere waren, die gewisse Abtheilun-
jgen bildeten, über deren Form und Bestimmung sich unmöglich etwas
¡entscheiden läfsl.
In der Mitte des ganzen Raumes erhebt sich eine Felsenmasse, etwa
lacht Fufs hoch über der jetzigen Bodenfläche. Durch Wegnehmen und
Zusetzen scheint man der unregelmäfsigen Gestalt dieses Felsens nachgehol-
Ifen zu haben, um ihn als Basis oder gleichsam als hohen Stylobat des
[Tempels zu benutzen. Er besteht aus derselben Steinart, woraus der Tem-
Ipel erbaut ist: einem Kalkstein, welcher eine Menge versteinerter kleiner
¡Seethiere enthält, und in Libyen häufig vorkommt. Unter den herabgefal-
Ijenen Stücken bemerkte ich krystallisirte.
Die Ueberreste des Tempels selbst bestehen aus zwei Abtheilungen:
feiner Art Pronaos, oder äufserem Vorgemach, und einer inneren Kammer,
dem eigentlichen Heiligthum. Die hintere südliche Mauer ist gänzlich verschwunden,
die ursprüngliche Ausdehnung des Tempels läl'st sich daher
»nicht mehr angeben. Grofs kann indefs das Gebäude niemals gewesen seyn,
»obgleich offenbar gröfser als jetzt; es verfallt aber jährlich immer mehr.
Die vordere Seite des äufseren Gemaches, wo die nach Norden
feewandte Thür sich befindet, hat in dem erhaltenen Theil der Mauer
feine Breite von nicht völlig neun und einem halben Fufs. Etwa dasselbe
Kaals hat die gröfste der noch stehenden Seitenmauern, obgleich auch
Biese nicht ganz erhalten ist Zwei gegen einander über liegende Seiten-
femgänge scheinen sich einst hier befunden zu haben, doch mufs man
Bies aus der Unterbrechung der Mauern mehr vermuthen, als dafs man
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